On-Demand-Angebot Rosi fährt an der Taxi-Branche vorbei

Der Landkreis Rosenheim hat sich für die Bahn-Töchter ioki und CleverShuttle entschieden.

RVO-Geschäftsführer Stefan Kühn (v.l.), Landrat Otto Lederer, Alexander Brüll von CleverShuttle, der Landtagsabgeordnete Klaus Stöttner und Benjamin Pfeifer, Teil der Geschäftsführung von ioki, feierten die Inbetriebnahme des On-Demand-Verkehres Rosi. (Foto: Landkreis Rosenheim/RVO)
RVO-Geschäftsführer Stefan Kühn (v.l.), Landrat Otto Lederer, Alexander Brüll von CleverShuttle, der Landtagsabgeordnete Klaus Stöttner und Benjamin Pfeifer, Teil der Geschäftsführung von ioki, feierten die Inbetriebnahme des On-Demand-Verkehres Rosi. (Foto: Landkreis Rosenheim/RVO)
Dietmar Fund

Am 1. Mai 2022 ist im Chiemgau das On-Demand-Angebot „Rosi“ gestartet, das wohl an den Landkreis Rosenheim erinnern soll. Die Bahn-Tochter Regionalverkehr Oberbayern GmbH (RVO) als Konzessionär arbeitet mit dem digitalen Betriebssystem ihres Geschwisterchens ioki und mit der weiteren Bahn-Tochter CleverShuttle als Betreiber zusammen.

Fünf Kleinbusse steuern nun über 600 mit Schildern markierte „Rosi“-Haltestellen in elf Gemeinden an: Zunächst zwei Ford Transit, zwei Fahrzeuge von Mercedes-Benz und ein Nissan e-Evalia sollen knapp 50.000 Einwohnern und Einwohnerinnen zur Verfügung stehen. Buchen kann man die Shuttles von Montag bis Donnerstag zwischen 7 Uhr und 22 Uhr, an Freitagen von 7 Uhr bis 3Uhr morgens, an Samstagen von 9 Uhr bis 5 Uhr in der Frühe sowie an Sonn- und Feiertagen von 9 bis 20 Uhr. Die Buchungen sind via App oder über die Mobilitätszentrale des Landkreises telefonisch bis zu sieben Tage im Voraus möglich. Die App zeigt dann den Weg zur nächsten Haltestelle an.

Einen Kindersitz und eine Sitzerhöhung sollen alle Fahrzeuge an Bord haben. Zwei von ihnen sollen rollstuhlgerecht sein und eines bereits elektrisch angetrieben, wobei die Fahrzeuge ausdrücklich nicht auf Elektrorollstühle ausgelegt sind. Ab dem Herbst sollen die gebündelten Fahrten nur mit elektrisch angetriebenen Fahrzeugen des Typs Opel Zafira-e Life Tourer abgewickelt werden. Die Fahrpreise richten sich nach einem Zonen-System. Bezahlen kann man sowohl bar im Fahrzeug als auch bargeldlos mit einer Kreditkarte.

Erneut ist damit ein On-Demand-Projekt ohne Beteiligung der Taxi- und Mietwagenbranche gestartet. Als sein Initiator darf sich laut der Pressemitteilung von ioki der Landtagsabgeordnete Klaus Stöttner (CSU) bezeichnen. Er und der Betreiber bezeichnen das Projekt als das erste in ländlichen Regionen, das eine derartige Größe habe. Anfänglich finanziert der Freistaat Bayern das Projekt mit 65 Prozent der laufenden Kosten. Dieser Fördersatz wird schrittweise verringert und soll ab dem fünften Betriebsjahr noch 35 Prozent betragen.

 

Laut Paulo Machado, Geschäftsführer der Rosenheimer Taxi-Zentrale Inn-Taxi GmbH & Co. KG, hat sich sein Unternehmen zusammen mit door2door um die Durchführung des Projektes beworben und sei auch an den letzten Bietergesprächen beteiligt gewesen. Bei der Ausschreibung habe sich herausgestellt, dass für die Abwicklung einige Risiken wie zum Beispiel lange Anfahrtswege in der ländlichen Region und Haftungsfragen hätten eingepreist werden müssen. Außerdem hätten die Planer hohe technische Anforderungen gestellt, sodass das Gebot offenbar summa summarum zu teuer gewesen sei.

Der Landtagsabgeordnete Klaus Stöttner hat auf eine Nachfrage von taxi heute zur Einbeziehung des Taxi-Gewerbes Folgendes geschrieben: „Taxiunternehmen haben langjährige Erfahrung in der Personenbeförderung und können erheblich zum Gelingen von On-Demand-Projekten wie `Rosi` beitragen. Daher gab es in der ersten Studienphase der Vorbereitung des Projektes auch Gespräche mit regionalen Taxiunternehmen. Schnell wurde eine eher zurückhaltende Position des Taxigewerbes deutlich, da bei den einzelnen regionalen Unternehmern zu wenige Kapazitäten für ein solches Projekt vorhanden sind. Zum Beispiel wurde in Erwägung gezogen, grundsätzlich nur stundenweise oder nur tagsüber für Rosi zu Verfügung zu stehen. Solche Lösungen sind, was sich erst bei der Ausschreibung herausstellt, schwer umsetzbar. Ich persönlich bin der Ansicht, dass sich das Taxigewerbe zukünftig und langfristig betrachtet bei On-Demand-Projekten beteiligen sollte. Hier bedarf es aber eines geschlossenen Auftretens, um bei Ausschreibungen auch mitbieten zu können.  Letztendlich erfolgte die Vergabe des Auftrags nach den offiziellen Vergabekriterien, bei der der Wettbewerb maßgeblich ist. (. . .) Um eine klimaschonende und nachhaltige Verkehrswende in Deutschland voranzutreiben, wird die Kooperation zwischen ÖPNV und Taxigewerbe vor allem bei On-Demand-Projekten künftig von großer Bedeutung sein.

Stöttner schrieb zwar, das Taxigewerbe habe sich für das Rosi-Projekt nicht beworben, doch dabei dürfte es sich um ein Missverständnis handeln, da sich Inn-Taxi zusammen mit door2door beworben hat.

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