Taxi-Tarifkorridor hat seine Tücken

Beim Elektro-Taxi-Tag in Nürnberg schilderte der Münchner Zentralen-Vorstand Thomas Kroker, wie aufwändig es war, in München Pauschalpreise als Alternative einzuführen.

Thomas Kroker, Vorstand der Taxi München eG und Landesverbandsvorsitzender, schilderte den neu eingeführten Tarifkorridor im Detail. (Foto: Dietmar Fund)
Thomas Kroker, Vorstand der Taxi München eG und Landesverbandsvorsitzender, schilderte den neu eingeführten Tarifkorridor im Detail. (Foto: Dietmar Fund)
Dietmar Fund

Mit den zum 1. September 2023 in München als erster deutscher Stadt eingeführten Festpreisen als Alternative zum Taxi-Tarif ist eine neue Ära eingebrochen. Dass sie so schnell begonnen hat, ist dem zeitlichem Druck des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bauen und Verkehr zu verdanken. Es wollte die seit der Novelle des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) vor zwei Jahren mögliche Neuregelung unbedingt in der größten und einwohnerstärksten Kommune Deutschlands zuerst einführen, die anders als Hamburg und Berlin nicht als Stadtstaat zählt. Das berichtete Thomas Kroker, Vorstand der Taxi München eG und Vorsitzender des Landesverbandes Bayerischer Taxi- und Mietwagenunternehmen e.V., am 23. September 2023 beim Elektro-Taxi-Tag in Nürnberg. Sein Verband und seine Zentrale fungierten dort zusammen mit der Taxi-Zentrale Nürnberg eG als Gastgeber.

„Die Korridorpreise sind keine Billigpreise. Weil bei ihnen aber der Unternehmer das Kostenrisiko trägt und nicht der Fahrgast, ist es den Unternehmen freigestellt, ob sie ihre Taxis so vermitteln lassen oder nicht“, berichtete Kroker. „Moderne Unternehmer nehmen das Angebot gerne an, selbstfahrende Unternehmer sind noch eher skeptisch. Weil wir Festpreise, die für Fahrten zwischen dem Hauptbahnhof, dem Flughafen und der Messe gelten, von den neuen Pauschalpreisen unterscheiden und in den Bestell-Apps aus den Systemwelten IoS und Android abbilden müssen, war einige Schulungsarbeit nötig.“

In der Zentrale mussten 64 Mitarbeitende geschult werden, weil jeder telefonisch Bestellende erst einmal auf die Pauschalpreise hingewiesen werden muss. Deshalb sei die Kapazität der Disposition in den ersten drei Wochen um 20 bis 30 Prozent hochgefahren worden. Bei Callbots funktioniere die Information noch nicht. Wer bei einem Callbot auflege, werde als Bot-Verweigerer eingestuft und bekomme ihn beim nächsten Anruf automatisch nicht mehr zugeteilt.

Bei Pauschalpreisen müssten die ins Taxameter eingetippt werden, was die Unternehmer über den Unternehmer-Modus erst einrichten müssten. Dazu habe seine Zentrale ein Erklär-Video auf ihre Homepage gestellt. Nach den Pauschalfahrten verlange die Genehmigungsbehörde eine Dokumentation und Archivierung der Wegstrecken von der Taxizentrale. Die Unternehmer könnten sie über das Unternehmerportal abrufen.

Kroker hat beobachtet, dass Kunden bei beiden Taxizentralen und den Plattformen Preise abfragen und sich für den günstigsten Anbieter entscheiden. Da die Vermittlungssysteme der beiden Münchner Taxizentralen mit unterschiedlichen Kartendaten arbeiteten, sei es anfänglich zu Preisdifferenzen von bis zu sieben Prozent gekommen. Nachbesserungen seien auch bei Serienfahrten nötig.

Der Zentralen-Vorstand stellte in den ersten Wochen fest, dass die neue Alternative junge Leute wieder ins Taxi zurückholt. Auf große Aufmerksamkeit stieß seine Bemerkung, dass man über den Tarifkorridor mit den Kassen Fahrten für fünf Prozent unter dem Tarif vereinbaren könne, ohne dass man sich dies als Sondertarif genehmigen lassen müsste.

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