Agora-Analyse: Öffnung von Firmen-Arealen bieten Raum für Stadtentwicklung
In Städten können mehr Parkmöglichkeiten entstehen, indem Eigentümer privater Parkplätze diese für weitere Nutzergruppen öffnen. Zu diesem Schluss kommt eine Analyse des Berliner Thinktanks Agora Verkehrswende. Besonders großes Potenzial bieten demnach Kunden- und Firmenparkplätze in Wohn- und Mischgebieten.
Sie werden in der Regel tagsüber genutzt, stehen aber ab dem Abend leer – wenn die Parknachfrage für private Pkw am höchsten ist. Die Analyse legt dar, dass es oft nur geringer Anpassungen bedarf, um dieses Potenzial zu erschließen und zeigt Wege auf, wie Kommunen geeignete Standorte identifizieren und mit Stellplatzbesitzern kooperieren können.
„Von einer Mehrfachnutzung von Stellplätzen können die Eigentümer, Kommunen sowie Autofahrerinnen und Autofahrer gleichermaßen profitieren. Viele Städte verzeichnen steigende Kfz-Zulassungszahlen. Zusätzliche Parkflächen können jedoch oft nur durch den Bau teurer Tief- oder Quartiersgaragen entstehen. Eine höhere Auslastung bestehender, privater Stellplätze ist kostengünstiger und kann besonders in dicht bebauten Gebieten den Parksuchverkehr und das Falschparken verringern sowie Platz schaffen für mehr Aufenthaltsqualität und Begrünung oder Fuß- und Radverkehr“, sagt Wiebke Zimmer, stellvertretende Direktorin von Agora Verkehrswende.
Mehr Platz und höhere Wirtschaftlichkeit – auch von Ladeinfrastruktur
Die Eigentümer von Stellplätzen können von zusätzlichen Einnahmen und Imagegewinn profitieren. Viele Geschäfte bieten außerdem Ladepunkte für Elektrofahrzeuge auf ihren Parkplätzen. Werden diese auch über Nacht genutzt, ist ihr Betrieb wirtschaftlicher und die Verfügbarkeit von öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur wächst.
Auch Handwerksbetriebe und andere Gewerbetreibende sind auf Stellplätze – und immer öfter auch Ladepunkte – nahe ihrer Firmenstandorte angewiesen und können von einer Mehrfachnutzung von Stellplätzen profitieren.
Kommunen als treibende Kraft
„Um die Mehrfachnutzung privater Stellplätze zu ermöglichen, können Kommunen auf Eigentümer zugehen und Kooperationen anbieten“, rät Wolfgang Aichinger, Projektleiter Städtische Mobilität bei Agora Verkehrswende. „Den Betrieb können spezialisierte Dienstleister übernehmen. Welche Stellplätze sich eignen und wie eine Mehrfachnutzung genau geregelt wird, hängt letztlich vom Einzelfall ab. Unser Papier beschreibt verschiedene Ausgangssituationen und Lösungen. Wichtig für einen wirtschaftlichen Betrieb ist Parkraumbewirtschaftung in der Umgebung. Je mehr das Parken im knappen öffentlichen Raum einen angemessenen Preis bekommt und an Parkberechtigungen gebunden ist, desto attraktiver wird das Parken auf den häufig zahlreich vorhandenen, aber bislang nicht ausgelasteten privaten Stellplätzen.“
Die Analyse empfiehlt außerdem, verwaltungsinterne Schnittstellen einzurichten, etwa zwischen Verkehrsplanung, Bauamt und Wirtschaftsförderung. Nicht zuletzt könnten Kommunen auch eigene Liegenschaften für Mehrfachnutzungen öffnen, zum Beispiel Parkplätze von Schulen, Verwaltungsgebäuden und Sportanlagen.
Praxisbeispiele: Supermarktparkplätze in Düsseldorf, landeseigene Stellplätze in Baden-Württemberg
Einige Städte nehmen das Thema Mehrfachnutzung bereits erfolgreich in die Hand. In Düsseldorf stehen seit Juli 2024 testweise 190 Stellplätze an acht Standorten großer Supermarktketten zur Miete in der Nacht zur Verfügung. In Heidelberg kann während einer Straßensanierung, aufgrund derer öffentliche Parkmöglichkeiten entfallen, auf 300 Supermarkt-Parkplätzen kostenlos über Nacht geparkt werden.
Landeseigene Parkbauten in Baden-Württemberg werden von einer eigenen Gesellschaft betrieben. Diese vermittelt Stellplätze, meist von Behörden, bei entsprechender Nachfrage extern für eine Mehrfachnutzung. In Wien und Umland können Stellplätze über eine öffentlich bereitgestellte Parkplatzbörse zur Vermietung angeboten werden.
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