Irreführende Berichterstattung: Es war eben KEIN Taxi - Vergewaltigung im Bolt

Mit falschen Meldungen wird der Ruf der Taxi-Branche ramponiert. Es war eben KEIN Taxi-Fahrer, der das Verbrechen verübt hat – sondern der Fahrer eines Plattformbetreibers.

Ein Lichtblick in der Nacht. Das Taxi verspricht ein sicheres nach-Hause-kommen zu jeder Tages- und Nachtzeit.| Foto: Ralf Knufer_unsplash
Ein Lichtblick in der Nacht. Das Taxi verspricht ein sicheres nach-Hause-kommen zu jeder Tages- und Nachtzeit.| Foto: Ralf Knufer_unsplash

Eine Überschrift wie „Sie rief ein Taxi, schlief ein und wurde vergewaltigt“ (stern+, 18.07.2024) schürt das Misstrauen und die Angst vieler Frauen, zu später Abendstunde eines der sichersten Verkehrsmittel überhaupt zu rufen – das Taxi. Bei dem beschriebenen Fall ruft eine junge Psychologiestudentin nach einer ausgelassenen Feier-Nacht ein Fahrzeug des Plattformbetreibers Bolt. Sie steigt gegen 3:45 Uhr in das Fahrzeug – und wacht gegen 6:30 Uhr auf, als der Fahrer über ihr ist und sie vergewaltigt. Auch das Symbolfoto zu dem Bericht auf der Online-Seite des Nachrichtenmagazins ist irreführend – zeigt es doch eine Taxi-App, nicht die Bolt-App.

Uber vor Gericht

In einem anderen Fall vor dem Berliner Verwaltungsgericht streitet der Anwalt einer zum Zeitpunkt der Vergewaltigung 16 Jährigen Frau mit dem amerikanischen Plattformbetreiber Uber um eine Entschädigung. Um nach einem Sommerfest eines Sportclubs sicher nach Hause zu kommen, hatten die Eltern die jungen Frau gebeten, für die Heimfahrt ein Fahrzeug bei Uber zu bestellen. Nach dem tragischen Verbrechen hatte Uber erklärt, man arbeite in Deutschland ausschließlich mit konzessionierten Mietwagen- und Taxiunternehmen zusammen, bei denen die Fahrer angestellt seien. Somit sei man nicht direkt verantwortlich. Der Fahrer wurde mittlerweile verurteilt, die Verhandlungen über eine Entschädigung gehen indes weiter.

Besser ein echtes Taxi rufen

Es ist immer eine Tragödie, wenn es zu solchen sexuellen Übergriffen kommt. Aber es ist eminent wichtig, bei der Berichterstattung genau zu bleiben. Eine Branche, die sich für das Frauentaxi einsetzt, ist eben nicht gleichzusetzen mit diversen Plattformbetreibern.

Mit Berichten wie dem aus dem Nachrichtenportal stern+ über das tragische Ereignis in Berlin konterkariert man die Bemühungen vieler Städte und Gemeinden, ein Netzwerk von Taxis speziell für Frauen, die in der Nacht sicher nach Hause kommen möchten, zu schaffen. Zumindest mangelnde Genauigkeit, wenn nicht sogar bewusste Falschmeldung beklagt auch der Präsident des Taxi- und Mietwagenverbandes Thomas Kroker:

„Sogar vor Gericht werden die Plattformbetreiber mit den Taxi-Unternehmen gleichgesetzt. Auf meine Beschwerde wurde mir aber mitgeteilt, dass das ein Gewerbe und somit durchaus gleichzusetzten sei. Das darf in unseren Augen nicht sein.“

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