Apps, Plattformbetreiber und Digitalisierung

Die Digitalisierung hat die Mobilitätsbranche tiefgreifend verändert. Besonders in deutschen Städten gehören Ridesharing- und Taxi-Apps wie Uber, Bolt, FreeNow und BlaBlaCar inzwischen zum Alltag.

 Bild: S. Stürmer; Google Play Store
Bild: S. Stürmer; Google Play Store
Thomas Kanzler
Ridesharing und Taxi-Apps

Der Vorteil des Taxi-Gewerbes ist seine lokale Verankerung. In vielen Städten und Gemeinden sind Taxiunternehmen seit Jahrzehnten fest etabliert. Diese lokale Präsenz, kombiniert mit der Kenntnis der regionalen Gegebenheiten und dem hohen Maß an Servicequalität, schafft eine Vertrauensbasis, die internationale Plattformen oft nicht erreichen können. Besonders in ländlichen Regionen, wo Dienste wie Uber nur eingeschränkt oder gar nicht verfügbar sind, bleibt das Taxi-Gewerbe ein unverzichtbarer Teil der öffentlichen Mobilität. Hinzu kommt, dass Taxiunternehmen in vielen Fällen enger mit lokalen Behörden und Verkehrsbetrieben zusammenarbeiten. So könnte das Taxi-Gewerbe in Zukunft eine stärkere Rolle im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) spielen. Denkbar sind Kooperationen mit Städten, bei denen Taxis als Ergänzung zum ÖPNV eingesetzt werden – siehe hierzu Seite 8, Taxiverbände zum ÖPNV-Taxi.

Uber weltweit

Das amerikanische Unternehmen Uber als Konkurrenz zum Taxi ist heute eine der weltweit größten Plattformen für Mobilitätsdienste. Zwar stieß der Markteintritt hierzulande auf regulatorische Hürden, doch Uber konnte sich schnell in Großstädten wie Berlin, München und Frankfurt etablieren und weitet sein Geschäftsmodell mittlerweile auch auf mittelgroße Städte, wie z.B. Regensburg, aus. Das Geschäftsmodell von Uber, das auf flexiblen Fahrerpartnerschaften beruht, steht jedoch seit jeher in der Kritik. Taxiunternehmen und Verbände werfen dem Konzern zu Recht vor, das Personenbeförderungsgesetz (PBefG) zu umgehen, das strenge Vorgaben für Lizenzierung, Versicherung und Preisgestaltung enthält. Während lizenzierte Taxis einem festen Tarif unterliegen und strengen Vorschriften bei Sicherheit und Versicherung folgen müssen, operiert Uber mit Fahrern, die diese Standards nicht erfüllen. Dies führt zu ungleichen Wettbewerbsbedingungen und einer Untergrabung der Sozialstandards im Gewerbe.

Aus Kundensicht liegt der größte Vorteil von Uber in der einfachen und weltweiten Buchbarkeit über eine einzige App. Taxi-Kunden dagegen müssen in jeder Stadt herausfinden, welche lokale Taxi-App verfügbar ist oder welche Telefonnummer genutzt werden muss, um ein Taxi zu bestellen. Für den modernen, digital-affinen Nutzer bietet Uber hier eine deutlich bequemere Lösung. Derzeit sind Apps wie taxi.de, taxi.eu oder Taxi Deutschland allesamt lokale oder regionale Lösungen, die es bisher nicht geschafft haben, sich als bundesweite Standardoption zu etablieren.

Erste Fortschritte in Richtung einer überregionalen Kooperation sind in der Taxi-Branche jedoch sichtbar. So haben etwa fms, gefos und Seibt & Straub eine Zusammenarbeit vereinbart, um ihre Apps taxi.eu, Taxi Deutschland und Cab4me zu konsolidieren. Die bisherige Kooperation gelingt vor allem städtische Regionen und Metropolen, in denen größere Unternehmensverbände gemeinsam agieren. In ländlichen Gebieten, in denen einzelne Unternehmen eigenständig arbeiten, bleibt die Fragmentierung noch bestehen.

Anpassung als Schlüssel zum Erfolg?

Wenn Taxiunternehmen in neue Technologien investieren und auf Kooperationen setzen, können sie im Wettbewerb bestehen und sogar neue Marktsegmente erschließen. Entscheidend wird sein, dass Taxiunternehmen ihre traditionellen Stärken – wie Verlässlichkeit, lokale Verwurzelung und hohe Servicequalität – mit den Möglichkeiten der digitalen Welt verbinden. Mit einem modernen, kundenorientierten Ansatz und einer gezielten Nutzung von Apps könnte das Taxi-Gewerbe nicht nur dem Konkurrenzdruck standhalten, sondern sich langfristig als fester Bestandteil der urbanen Mobilität behaupten. Insbesondere die Plattform FreeNow hat sich hier als wichtiger Akteur positioniert. Ursprünglich als reine Taxi-App gestartet, wurde der Plattformbetreiber zum Vermittler von Taxifahrten und Ridesharing-Diensten. Nun setzt FreeNow wieder voll aufs Taxi und ermöglicht es Taxiunternehmen, über die Plattform-App zu agieren. Natürlich lässt sich FreeNow diesen Service von den Taxi-Unternehmern vergüten. tk

Ridesharing- und Taxi-Apps

Die zehn weltweit am häufigsten genutzten Ridesharing- und Taxi-Apps im Jahr 2023 waren:

Uber – Führend in den meisten Regionen weltweit Didi Chuxing – Dominant in China und Lateinamerika Lyft – Vorwiegend in den USA aktiv Bolt – Stark vertreten in Europa und Afrika Grab – Marktführer in Südostasien Ola – Besonders in Indien und Australien verbreitet Gojek – Bietet umfassende Dienste in Indonesien und Südostasien BlaBlaCar – Führend im Carpooling, besonders in Europa Gett – Besonders in Israel und Europa aktiv 99 – Weit verbreitet in Brasilien.

Diese Liste spiegelt die Marktdominanz der Apps in verschiedenen Regionen wider, wobei einige wie Uber und Didi Chuxing weltweit eine bedeutende Präsenz haben. Andere, wie Gojek und BlaBlaCar, sind in spezifischen Regionen stark vertreten

Quellen: AppBrain/The Rideshare Guy, 
Stand: September 2024

Die zehn am häufigsten genutzten 
Ridesharing- und Taxi-Apps in Deutschland im Jahr 2023 waren:

Uber – Der weltweit agierende Dienst ist auch in vielen deutschen Städten etabliert FREE NOW – Ehemals als mytaxi bekannt BlaBlaCar – Vor allem für Langstreckenfahrten und Carpooling zwischen Städten beliebt. Fahrgemeinschaft – Eine weitere Carpooling-Plattform, die Fahrgemeinschaften für Pendler und Langstreckenreisende organisiert. MOIA – Ein Dienst, der in einigen Städten wie Hamburg elektrische Fahrten teilt. CleverShuttle – Ein Fahrdienst, der auf Elektrofahrzeuge setzt. Taxi.eu – Diese App verbindet Nutzer mit einem europaweiten Netzwerk von Taxis und ist stark in Deutschland vertreten. Bolt – Eine zunehmend beliebte Ridesharing-App in Deutschland Lyft – Obwohl in den USA dominant, hat der Dienst auch in einigen deutschen Städten Nutzer gefunden. Sixt Ride – Sixt bietet neben Mietwagen auch einen Ridesharing-Service in verschiedenen Städten an.

Die genannten Apps bieten unterschiedliche Services und decken verschiedene Bedürfnisse ab, von Kurzstrecken in Städten bis hin zu Langstrecken-Carpooling.

Quellen: Appicial Application/Grepix Infotech, 
Stand September 2024

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Seite 10 bis 11 | Rubrik Gewerbepolitik
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