Taxibetriebe müssen der neuen E-Klasse nicht nachtrauern

In einer ersten Presseaussendung hebt die auf neuen Luxus konzentrierte Marke Mercedes-Benz schwer auf Äußerlichkeiten im Inneren ab, die einer hart arbeitenden Branche keine Vorteile gebracht hätten.

Wer möchte, kann jetzt die ganze Armaturentafel der überarbeiteten E-Klasse mit Bildschirmen zupflastern. Das macht nicht einmal in hochwertigen Chauffeurslimousinen Sinn, in denen zahlungskräftige Fahrgäste sowieso hinten sitzen. (Foto: Mercedes-Benz)
Wer möchte, kann jetzt die ganze Armaturentafel der überarbeiteten E-Klasse mit Bildschirmen zupflastern. Das macht nicht einmal in hochwertigen Chauffeurslimousinen Sinn, in denen zahlungskräftige Fahrgäste sowieso hinten sitzen. (Foto: Mercedes-Benz)
Dietmar Fund

Nach dem Zeitalter der Fahrerassistenzsysteme, die weitgehend ausgereizt scheinen, entdecken die Autohersteller jetzt das Infotainment neuer Stehzeuge als Spielwiese zum Geldverdienen. Exemplarisch dafür ist eine erste Presseaussendung des neuen Luxusherstellers Mercedes-Benz zu seiner neuen E-Klasse der modellgepflegten Baureihe W 214, die im Sommer zuerst als Limousine kommen soll. Sie konzentriert sich auf die Armaturentafel und das Unterhaltungsangebot an Bord.

„Musik, Spiele und Streaming-Content lassen sich im Auto mit allen Sinnen erleben“, jubeln die zu Marketing-Handlangern mutierten Presseleute. „Digitale Inhalte machen die E-Klasse intelligenter, und sie erreicht eine neue Dimension der Personalisierung und Interaktion.“

Konkret sollen betuchte Käuferinnen und Käufer eine „Aktive Ambientebeleuchtung“ bestellen können. Sie soll Musik nicht nur hören und über Körperschall auch fühlen lassen, sondern über ein Lichtband auch sichtbar machen. „Schnelle Taktfolgen können beispielsweise rasche Lichtwechsel bewirken und fließende Rhythmen weich ineinander übergehende Lichtstimmungen erzeugen“, heißt es in der Werbepoesie, pardon, im Pressetext.

Beifahrer oder Beifahrerinnen können zum Beispiel auch ein Fernsehprogramm anschauen oder sich einen Film streamen lassen, während sie kutschiert werden. Eine kamerabasierte Sichtschutzfunktion soll die Helligkeit des Displays so steuern, dass der Fahrer oder die Fahrerin nicht abgelenkt werden. Wer als Sonderausstattung den MBUX Superscreen bestellt, kann im Stand hinter dem Lenkrad an Videokonferenzen teilnehmen.

Seinem Spieltrieb kann man auch frönen, indem man Standardroutinen für Komfortsysteme individuell festlegt. Man kann dann zum Beispiel das Anspringen der Sitzheizung bei einer bestimmten Außentemperatur mit einer bestimmten Farbe der Ambientebeleuchtung verknüpfen.

Angesichts dieser ganzen Spielereien braucht sich die Taxi- und Mietwagenbranche nicht zu grämen, dass die Baureihe W 214 ihr nicht mehr angeboten wird. Wenn sich die Presseabteilung als Erstes über solche Nebensächlichkeiten verbreiten muss, ist kaum anzunehmen, dass die Modellpflege große Würfe im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit bringt.

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