Rechtstipp: Versicherung-Check vor dem Marderschaden-Schreck

Vor allem Marder lieben den Platz unter der Motorhaube und hinterlassen oft Schäden an Zündkerzen, Brems- und Kühlwasserschläuchen – und das kann teuer werden. Daher lohnt es sich, den Versicherungsschutz im Hinblick auf Tierbissschäden zu prüfen.

Des einen Freud, des andren Leid: Marder fühlen sich im warmen Motorraum besonders wohl und sich von den Düften anderer Rivalen angezogen - mit teils teuren Schäden für Fahrzeugbesitzer. (Foto: HUK-Coburg)
Des einen Freud, des andren Leid: Marder fühlen sich im warmen Motorraum besonders wohl und sich von den Düften anderer Rivalen angezogen - mit teils teuren Schäden für Fahrzeugbesitzer. (Foto: HUK-Coburg)
Redaktion (allg.)
(erschienen bei Transport von Anna Barbara Brüggmann)

Marder machen sich gerne über das Fahrzeug-Innenleben her. Die Rechtsexperten der HUK-Coburg raten deshalb, darauf zu achten, dass die Versicherung Marderschäden sowie auch deren Folgen – am besten Tierbissschäden im Allgemeinen – abdeckt.

Dem ADAC zufolge werden die meisten Marderschäden in den Monaten April bis Juli gemeldet. Besonders häufig von Mardern betroffen seien Zündkabel, Kühlwasser- und Scheibenwaschwasser-Schläuche, Kunststoffschläuche, Faltenbälge an Antriebswellen und an der Lenkung, Stromleitungen beziehungsweise deren Isolierung sowie Isoliermatten für die Geräusch- und Wärmedämmung.

Der Pannenhelfer beruft sich auf  Zahlen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV): Im Jahr 2020 seien insgesamt 217.000 Schäden an kaskoversicherten Pkw und dadurch Kosten in Höhe von 90 Millionen Euro entstanden. Pro Jahr seien circa 10.000 von Mardern verursachte Panneneinsätze nötig.

Nach Angaben der HUK-Coburg kostet die Beseitigung der Attacken durchschnittlich 465 Euro, aber auch Reparaturkosten von mehr als 2.500 Euro seien möglich. Teuer werden meist die Folgeschäden, wenn der Motor oder die Bremsen in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Mögliche Schäden - und deren Folgen

Gefährlich könne es vor allem auch werden, wenn die Schäden unentdeckt blieben, da die spitzen, kleinen Zähne der Tiere nur stecknadelgroße Einstiche hinterlassen. Geht die Temperaturanzeige in den roten Bereich, lohne sich ein Blick unter die Motorhaube.

Verletzungen an Gummimanschetten machen sich im Fahrbetrieb nicht sofort bemerkbar, so der ADAC, erst durch das folgende Eindringen von Schmutz und Wasser sowie den Verlust der Fettfüllung kommt es zur Schädigung der Antriebs- und Achsgelenke sowie gegebenenfalls der Lenkungsteile. Das kann gefährlich werden.

Bleiben die Schäden zunächst unentdeckt, kann das die Reparaturkosten drastisch erhöhen. Durchlöcherte Kühlmittelschläuche können nach Angaben des Pannenservice zu einem Verlust an Kühlflüssigkeit führen und bergen die Gefahr der Motor-Überhitzung.

Und ein Verbiss von Unterdruckschläuchen kann wiederum zu Leistungsverlust führen, unter Umständen wechselt der Motor dann in das Notlaufprogramm.

Auch E-Fahrzeuge kann es erwischen

Und wie gut sind E-Fahrzeuge gegen Marder geschützt? Zwar seien E-Fahrzeuge am Unterboden und im Motorraum meist vollflächig verkleidet und die Hochvoltleitungen mit speziellen Schutzrohren sowie dicken Isolierungen und Abschirmungen versehen. Doch auch in diesen Fällen könnten Marderbisse nicht ganz verhindert werden – und dies könne sehr kostspielig werden .

Denn Hochvoltkabel dürfen aus Sicherheitsgründen nicht repariert werden, sodass der betroffene Kabelsatz komplett erneuert werden muss, erläutert der ADAC. Sollten die Zähne des Nagers die Schutzhüllen oder Kabelisolierung durchdrungen haben, werde die Isolationsüberwachung des Hochvoltsystems den Defekt erkennen und eine Warnmeldung anzeigen.

Die Gefahr eines Stromschlages sei nicht gegeben – auch nicht für das Tier, denn im Ruhezustand ist das Hochvoltsystem abgeschaltet und die Leitungen sind spannungsfrei.

Bislang liegen dem Pannenservice nach eigener Aussage zudem noch keine Fälle angeknabberter Ladekabel vor. Beim Ladevorgangs werden die Ladekabel auf Fehlerströme überwacht, bei kleinsten Auffälligkeiten werde der Ladevorgang gestoppt.

Die Frage nach dem Versicherungsschutz

Der HUK-Coburg zufolge sind Marderschäden oft, jedoch nicht immer, in der Teilkasko mitversichert. Meist greife der Versicherungsschutz nicht allein bei Marder-, sondern generell bei Tierbissschäden. Wichtig sei jedoch, darauf zu achten, dass nicht nur die unmittelbaren Schäden, sondern auch die Folgeschäden abgedeckt seien. Manche Tarife übernehmen laut den Rechts-Experten derartige Folgeschäden bis zu einer Summe von 20.000 Euro.

Hat sich das kleine Raubtier Spuren an den Schläuchen und Kabeln von Fahrzeugen hinterlassen, greife auch die Vollkasko-Versicherung. Wer allerdings einen Schaden meldet, werde in seinem Schadenfreiheitsrabatt hochgestuft.

Mögliche Hilfsmittel

Bislang gibt es kein Wundermittel, das den Marder vom Motorraum fernhält, resümieren Versicherer und Pannenhelfer. Elektroschockgeräte verteilen leichte elektrische Schläge an den Eindringling, sollten jedoch gut überlegt und sach- sowie fachgerecht ausgeführt werden, mahnt der Adac.  Schutzschläuche aus Hartkunststoff zum Ummanteln der Zündkabel sollten so verlegt und gesichert werden, dass sie weder in bewegliche noch an heiße Teile geraten können – würden aber nicht die angebissenen Schläuche und Achs-Manschetten schützen. 

Ultraschallgeräte sollen Marder mit Tönen von ständig wechselnder Frequenz verjagen, die für das menschliche Gehör nicht wahrnehmbar sind.  Und Motorraum-Abschottungen sollen verhindern, dass Marder zu den Kabeln und Schläuchen gelangen.

Gelegentliche Motorwäschen können helfen, alle Geruchsspuren aus dem Motorraum zu entfernen, die andere Marder anlocken. Denn reagiert wird oft auf Duftspuren anderer Rivalen. Am besten sollte man aber das Fahrzeug in einer Garage parken – und so den Zugriff zu den Kabelleckereien verwehren…

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