Vehicle on Demand: VW will keine Autos mehr verkaufen - Abo als Alternative

Radikaler Wandel im Geschäftsmodell von Volkswagen: In der Krise gibt es offenbar keine Tabus. Auch nicht die Abkehr vom klassischen Auto-Eigentum. Eine neue Mobilitätsplattform und App unter dem Dach von Europcar soll bereits im ersten Quartal 2025 starten und den Weg bereiten.

Out of the Box: Bei VW Financial Services will Vorstandsvorsitzender Christian Dahlheim komplett neue Vertriebswege beschreiten. | Foto: VWFS
Out of the Box: Bei VW Financial Services will Vorstandsvorsitzender Christian Dahlheim komplett neue Vertriebswege beschreiten. | Foto: VWFS
Thomas Kanzler
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Mitten in der Krise hat die VW-Tochter Financial Servicese einen grundlegenden Wandel des eigenen Geschäftsmodells angekündigt. Darüber berichtete jüngst die Automobilwoche. Ab 2025 will der Konzern demnach nicht mehr in erster Linie Autos verkaufen, sondern sich auf die Nutzung seiner Fahrzeuge konzentrieren, ähnlich wie das die Tochter des chinesischen Geely-Konzerns Lynk & Co bisher mit mäßigem Erfolg probiert. Kunden sollen künftig Autos mieten, leasen oder über ein Abo-Modell nutzen können. Der Verkauf von Fahrzeugen würde nicht mehr im Zentrum stehen. In Alternative dazu setzt der Konzern auf eine umfassende Mobilitätsplattform, die diesen neuen Ansatz flankiert. Diese soll von der Tochter VW Financial Services (VWFS) entwickelt werden und schon im ersten Quartal 2025 an den Start gehen. Sie soll es Kunden ermöglichen, Fahrzeuge auf vielfältige Weise zu nutzen, ohne sie zu besitzen.

„Wir wollen Anfang 2025 in allen relevanten Märkten starten“, erklärte VWFS-Chef Christian Dahlheim.

Die Plattform soll zunächst als Europcar-App starten und später auf die Marken des VW-Konzerns erweitert werden. Ein wesentliches Element der neuen Strategie ist, dass Volkswagen Eigentümer der Fahrzeuge bleibt. Dadurch könnte der Konzern den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs kontrollieren und mehrfach von einem Auto profitieren. Der VW-Finanzdienstleister will so künftig bis zu 80 Prozent der verkauften Elektrofahrzeuge und etwa die Hälfte der Verbrenner in den eigenen Büchern halten. Als weiteren Vorteil dieser Strategie sieht man die langfristige Bindung der Kunden an die Marke. Da Volkswagen Eigentümer der Fahrzeuge bleibt, können diese regelmäßig in den eigenen Werkstätten gewartet und repariert werden. Dies betrachtet man als entscheidend, da viele Kunden nach Ablauf der Garantiezeit zu freien Werkstätten abwandern. Durch die Bindung der Fahrzeuge an den VW-Konzern ließen sich diese Kunden länger an die Marke binden. Zudem verschafft diese Strategie Volkswagen einen enormen Datenvorteil.

„Wir wissen dann alles über das Auto und sehr viel über den Kunden“, meint Dahlheim.

Bereits heute sammelt der Konzern Daten von rund acht Millionen Fahrzeugen. Diese Daten sind wichtig für die Entscheidung, wie ein Fahrzeug nach der Rückgabe weiter genutzt wird – ob als Leasing-Fahrzeug, im Abo-Modell oder im Carsharing. Ein weiteres Element der neuen Mobilitätsplattform ist die Preisgestaltung. Dabei setzt VW auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz, um die Restwerte der Fahrzeuge zu berechnen und die Preise zu optimieren.

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