Dreiste TU Berlin Studie: Taxiunternehmer kassieren ab

Unter dem Titel „Dekonstruktion des Taxi-Opfernarrativs“ legt eine Studie der Technischen Universität Berlin dar, dass der Taxitarif in den letzten Jahrzehnten inflationsbereinigt überproportional gestiegen sei. TMV-Hauptgeschäftsführer Patrick Meinhardt widerspricht den Aussagen der Studie deutlich.

Die Initiative "wirfahren" präsentiert eine TU Berlin Studie, nachdem Taxi-Unternehmen deutlich zu viel Geld kassieren.| Foto: 65223-Pixabay
Die Initiative "wirfahren" präsentiert eine TU Berlin Studie, nachdem Taxi-Unternehmen deutlich zu viel Geld kassieren.| Foto: 65223-Pixabay
Thomas Kanzler

Laut der Studie klage die Taxibranche seit Jahren über sinkende Einnahmen und ungerechte Konkurrenz, doch die Zahlen würden ein ganz anderes Bild zeichnen. Studienleiter Karim Kandil erklärt, die Preise für Taxifahrten hätten sich seit 1991 fast verdreifacht. Als Pressekontakt und Auftraggeber der Studie fungiert Thomas Mohnkes Verband „wirfahren“. Dieser Verband kämpft vehement gegen die in seinen Augen willkürlichen Einschränkungen der Mietwagen-Branche. Das sollte hellhörig machen.

„Hahnebüchend ist noch der mildeste Begriff, der mir für die neuesten Auslassungen von Herrn Mohnke und seiner Initiative „wirfahren“ einfällt.“ so der Hauptgeschäftsführer des TMV Patrick Meinhardt.

Verdoppelung der Taxipreise

Die Studie der TU Berlin erklärt, die Kosten für eine Taxifahrt hätten sich im Vergleich zu anderen Verkehrsanbietern verdoppelt, selbst inflationsbereinigt wären die Preise um fast die Hälfte erhöht worden, während die öffentlichen Verkehrsmittel in dem untersuchten Zeitraum nur um ein Viertel gestiegen wären. Wir zitieren die Studie:

Zeit, das Opfer-Narrativ der Taxibranche kritisch zu hinterfragen. Explodierende Taxi-Tarife seit 1991 Die Preisentwicklung der vergangenen Jahrzehnte zeigt deutlich, wie stark die Tarife in der Taxibranche im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln gestiegen sind. 1991 kostete eine zehn Kilometer lange Taxifahrt in der Hauptstadt umgerechnet 10,56 EUR. Bis 2023 stieg der Preis auf 29,40 EUR. Das bedeutet eine prozentuale Erhöhung von 179 Prozent.

Vergleiche man dies mit anderen Verkehrsmitteln, werde laut der Studie das Ausmaß der Erhöhung noch deutlicher: Der durchschnittliche Tarif der Deutschen Bahn für Fahrten über 101 Kilometer lag 1991 bei umgerechnet 11,44 EUR. Bis zum Jahr 2020 stieg der Preis auf 23,10 EUR, eine Steigerung von 102 Prozent. Während auch hier eine deutliche Zunahme zu verzeichnen sei, falle diese Erhöhung im Vergleich zu den Taxitarifen moderater aus.“

TMV widerspricht deutlich

„Mit einer „dreiseitigen sogenannten Analyse “ soll nachgewiesen werden, wie sehr sich wild herausgegriffen seit 1991 bis 2023 die Preise im Taxigewerbe überproportional entwickelt haben sollen“, echauffiert sich Meinhardt. „Jeder, der nur ein wenig Ahnung hat, weiß, dass das Taxigewerbe in Deutschland immer noch im „real existierenden Sozialismus“ lebt. Alle Tarife werden in der Regel von Landkreisen und kreisfreien Städten in den Kommunalparlamenten festgelegt - und das meist mit einer Verzögerung um Jahre.  Wer sich am meisten darüber freut, sind die Vertreter von Uber &Co, um in einem ruinösen Wettlauf mit frechen Preisunterbietungen den anständigen Mittelständlern des Taxigewerbes das Leben schwer zu machen und damit alle Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft mit Füßen zu treten. Hoffentlich sind bald die Kommunen so mutig in ganz Deutschland Mietpreisbremsen einzuführen, um den zügellosen Raubtierkapialisten von Uber &Co endlich die rote Karte zu zeigen.“ 

Weiter liest man in der Studie:

Selbst unter Berücksichtigung der Inflation, also bei herausgerechneter Inflation, sind die Preise für eine zehn Kilometer lange Taxifahrt in Berlin um 43,4 Berlin teurer geworden. Zum Vergleich: Die Kraftstoffpreise hätten inflationsbereinigt im gleichen Zeitraum nur um 29,6 Prozent zugelegt. Die Fahrpreise des öffentlichen Nahverkehrs (BVG-Einzelfahrten) stiegen um 26 Prozent und die Fahrpreise der Deutschen Bahn zeigen eine minimale inflationsbereinigte Steigerung von 4 Prozent, während die Handelspreise für Kraftfahrzeuge sogar um 12,2 Prozent gesunken sind. Diese Zahlen würden laut Studie eines deutlich zeigen: Während viele andere Sektoren Preissteigerungen verzeichneten, die in Relation zur Inflation moderat ausfielen oder sogar sanken, sind Taxis massiv teurer geworden.

Einige der getroffenen Aussagen werden alle Taxi-Unternehmer überrascht wahrnehmen. Sowohl die Kosten für Treibstoff als auch die Preise für die Fahrzeuge sind in der Wahrnehmung der Unternehmer in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich gestiegen. Des Weiteren ist auch die Entwicklung der Löhne für das Personal stetig nach oben gegangen.  

Der Ton der Studie grenzt teilweise an Unverschämtheit. Wir zitieren weiter:

Doch was bedeutet das für die Erzählung der "leidenden" Taxibranche? Wer ist hier wirklich das Opfer? Die Studie von Karim Kandil entlarvt ein weitverbreitetes Missverständnis: Die Vorstellung, dass Taxifahrer in Deutschland von unfairen Bedingungen und neuer Konkurrenz gedrückt werden, ist zumindest in puncto Tarife schlichtweg falsch. Die Preissteigerungen der letzten Jahrzehnte, selbst wenn man die Inflation berücksichtigt, zeigen eindeutig, dass die Taxiindustrie ihre Preise über Druck auf die Kommunen erheblich erhöht hat und zwar weit über das Maß hinaus, das in anderen Verkehrsbranchen üblich ist. In einem Satz: Taxianbieter haben ihre Monopolstellung ausgenutzt. Die Verbraucher wenden sich nun ab. Anstatt weiterhin ein Bild von sich als Opfer zu malen, sollten sich die Taxiunternehmen fragen, ob es nicht an der Zeit ist, die eigene Preisstrategie zu überdenken und transparenter zu gestalten.

Vergleich mit dem ÖPNV funktioniert nicht

Man merkt Patrick Meinhardt an, wie sauer er ist, wenn solche in seinen Augen unverschämten Aussagen verbreitet werden: „Herr Mohnke und seine Freunde von Uber & Co sollten sich lieber mal um die 1700 illegalen Mietwagen in Berlin kümmern. Dieser Sumpf gehört ausgetrocknet - und zwar bundesweit!“ 

So kommt die Studie zu dem Schluss, dass sich viele Kunden die Preise für ein Taxi nicht mehr leisten könnten und deshalb zu Taxi-Alternativen wechselten. Dass die Taxi-Alternativen die Preise der Taxi-Branche nur aufgrund von Sozialdumping und krimineller Strukturen unterbieten können, lässt Karim Kandil außen vor. Zwar ist das Taxi Teil des ÖPNV, wird aber – im Gegensatz zu allen anderen Verkehrsmitteln des ÖPNV – nicht mit öffentlichen Geldern subventioniert, und muss die anfallenden Kosten dem Kunden in Rechnung stellen. Der Vergleich, der bei der Studie vorgenommen wird, entbehrt also jeder Logik. Aber sie schürt weiter das Bild, Uber & Co. würden nur das Beste für die Verbraucher wollen, während die Taxi-Unternehmer unverschämte Preise verlangen.

Studie widerspricht zudem wissenschaftlichen Standards

Karim Kandil studiert an Technischen Universität Berlin im MBA, also Master of Business Administration, mit Schwerpunkt Sustainable Mobility Management und ist kein wissenschaftlicher Mitarbeiter der TU Berlin. Bis Ende September war Kandil zudem Mobilitätsanalyst und Geschäftsentwickler bei der SafeDriver Group von Thomas Mohnke, dem Uber-Generalunternehmer in Deutschland. Aus wissenschaftlicher Sicht ist die "Studie" also höchst fragwürdig.

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