Bosch setzt global weiter auf Verbrenner: Elektrifizierung dauert Jahrzehnte

(dpa) Der Umstieg auf E-Mobilität verläuft holpriger als gedacht. Der Chef des Zulieferers Bosch Stefan Hartung hat dabei andere Teile der Welt im Blick. Und rechnet noch bis 2060 mit dem Betrieb von Verbrennermodellen. Dennoch sei es für die EU richtig gewesen, mit dem Verbrennerausstieg 2035 überhaupt ein Ziel zu setzen.

Ja, aber: Stefan Hartung, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH, glaubt, dass Verbrenner weltweit noch Jahrzehnte laufen werden - und hält die EU-Zielsetzung dennoch für richtig. | Foto: dpa/Robert Michael
Ja, aber: Stefan Hartung, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH, glaubt, dass Verbrenner weltweit noch Jahrzehnte laufen werden - und hält die EU-Zielsetzung dennoch für richtig. | Foto: dpa/Robert Michael
Thomas Kanzler
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Bosch-Chef Stefan Hartung rechnet nach eigenen Worten damit, dass Verbrennerautos noch Jahrzehnte benötigt werden. Man brauche mindestens 30 bis 35 Jahre, um alle Fahrzeuge zu elektrifizieren, sagte der Manager dem Nachrichtenportal The Pioneer in einem am Sonntag veröffentlichten Interview. Wenn man die gesamte Produktion von 90 Millionen Fahrzeugen weltweit sofort umstellen würde, bräuchte man etwa 16 Jahre, um die gesamte Flotte auszutauschen, rechnete Hartung vor. In der Realität würden weiter Verbrenner produziert, die im Laufe der Zeit ersetzt werden müssten.

«Es wird eher die doppelte Zeit brauchen, mindestens 30 bis 35 Jahre, um weltweit alle Autos zu elektrifizieren.»

Ein Teil der Mobilität werde am Ende gar nicht elektrisch sein. Der Chef des Autozulieferers sagte, man müsse weiter Verbrenner-Technologie in Deutschland bereitstellen. «Man kann die Kunden außerhalb Europas nicht zwingen, sie nicht einzusetzen.» Für eine komplette Elektrifizierung bedürfe es Erfindungen und Lösungen, die es bisher nicht gebe. So könnten Erntemaschinen nicht ohne Weiteres elektrisch fahren.

«Denn sie fahren bis zu zwölf Stunden und ziehen dabei pro Stunde 250 bis 300 Kilowatt Leistung. Mit einer dafür benötigten Batterie würde das Fahrzeug wahrscheinlich im Boden versinken.»

Grundsätzlich sei die E-Mobilität ein Wachstumsmarkt.

«Nur, wie wir auch von Fahrzeugherstellern hören, wird der Hochlauf langsamer verlaufen als bisher angenommen», sagte Hartung. Die Frage, ob das Verbrenner-Aus in der EU zu früh ausgerufen wurde, verneinte der Manager. «Wichtig bei den Klimazielen war erst mal, dass wir uns überhaupt ein Ziel setzen.»

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