Projekt Zukunftstaxi – Come Together im Taxiwerk Hamburg

Auf dem neuen Firmengelände des Taxi-Umrüsters Reuss am Schiffbeker Weg traf sich die Taxi-Branche mit den Verantwortlichen des Senats, um eine weitere Zwischenbilanz zum Zukunftstaxi zu ziehen. Zu sehen waren dort Elektrofahrzeuge von Volkswagen, Toyota, Tesla, Nio und erstmals auch BYD.

Mit ihrem Taxiwerk haben sich die Gastgeber Andreas Köppen und Felix Brandt gegenüber ihrem früheren Quartier bei einem Mercedes-Händler deutlich vergrößert und verbessert. (Foto: Thomas Kanzler)
Mit ihrem Taxiwerk haben sich die Gastgeber Andreas Köppen und Felix Brandt gegenüber ihrem früheren Quartier bei einem Mercedes-Händler deutlich vergrößert und verbessert. (Foto: Thomas Kanzler)

Reuss hatte das neue Domizil im Hamburger Stadtteil Billstedt erst im April 2023 eröffnet. Die Hamburger Verkehrsbehörde (BVM) lud nun zum „Come Together – Zukunftstaxi“ auf das großzügige Firmengelände ein. Der Hamburger Umrüster zeichnet sich als E-Taxi-Spezialbetrieb für die meisten Umrüstungen von Volkswagen–Stromern verantwortlich und war somit ein naheliegender Austragungsort für das Treffen der Unterstützer und Akteure des Hamburger Projekts „Zukunftstaxi“.

Auf dem neuen Betriebsgelände war erstmals auch der neue ID. Buzz als Taxi zu sehen – und stets umstellt von interessierten Taxiunternehmern. Auch wenn der neue ID. Buzz nicht so besonders viel Platz böte, erklärte ein probesitzender Taxler, sei der E-Bulli mit seinem außergewöhnlichen Design doch einfach ein Sympathieträger. Die E-Taxifahrer in Hamburg setzen momentan auf den VW ID.4 – der natürlich auch in Hellelfenbein parat stand, mit Abstand gefolgt von den Tesla Modellen 3 und Y (beide auch vor Ort) und dem Kia Niro. Eher die Limousinen-Dienstleister sprach die Marke Nio an, die mit dem ET 5 und dem ET 7 zwei Stromer ausstellte. Mercedes trat nach seinem Rückzug der Pkw-Fraktion aus der Taxi-Branche nur mit dem eVito an. Und von Toyota stand der zum Taxi umgerüstete Bz4X bereit.

Erstmals warb der chinesische Hersteller BYD (Build Your Dreams) offensiv um die Taxiunternehmer. Das Kompakt SUV Atto 3 biete recht viel Platz, ansprechende Materialien und sei schnell wieder aufgeladen, erklärte Jan Bartsch vom BYD-Haus Reisacher. Der Clou des China-Stromers sei aber, dass man für den Tausch des Akkus im Falle eines Defekts nur 16 Schrauben lösen müsse, der Batteriewechsel sei so in einer Fachwerkstatt in drei Stunden erledigt.

Umstieg zur E-Mobilität für Unternehmen und Flottenbetreiber

Neben der auf dem Firmengelände geparkten Taxi und Mietwagenflotte hatte die Hamburger Behörde auch mehrere Vorträge rund um den Umstieg zur E-Mobilität im Taxigewerbe und der Gleichstellung von Menschen mit Behinderung organisiert. In der Begrüßung lobte der Leiter der Verkehrsgewerbeaufsicht in Hamburg, Dirk Ritter, ausdrücklich die gute Zusammenarbeit mit dem Taxigewerbe. Er eröffnete die Veranstaltung mit dem launigen Hinweis, seine Behörde sei zwar der Veranstalter, treffe sich aber sehr gerne auf dem neuen Firmengelände der Firma Reuss– schließlich verfüge die Behörde bei weitem nicht über so gute Räumlichkeiten wie das neue Taxiwerk.

Alexander Mönch von FreeNow stellte die Umstellung der Flotte aus der Sicht einer Vermittlungsplattform in den Vordergrund. Von den 418 Elektro-Taxen, die bisher durch das Zukunftstaxi-Projekt in Hamburg gefördert wurden, seinen 340 in der Free Now–Flotte. 18 Prozent der Fahrgäste würden explizit nach einem E-Taxi fragen – und die Fahrgäste gäben etwas mehr Trinkgeld als bei den Verbrenner-Taxen. Während der Fahrer eines Verbrenner-Taxis im Schnitt 2,24 Euro Trinkgeld bekäme, seien es beim Stromer 2,41 Euro.

Taxiunternehmer Rüdiger Lilie dokumentierte den Umstieg seiner Flotte detailliert. Seit Februar 2022 hatte Lilie jeweils die Kilometerleistung und den Strom- beziehungsweise Dieselverbrauch seiner Flotte analysiert. Von anfangs 17 Verbrennern und 4 E-Taxen hat sich der Bestand mittlerweile auf 14 Stromer und 8 Verbrenner verändert. Waren bis Herbst 2022 die E-Fahrzeuge noch erheblich billiger im Betrieb als die Verbrenner, sei durch die steigenden Strompreise und die nun wieder fallenden Diesel Preise die Ersparnis im Betrieb der Stromer fast egalisiert. Vorteilhaft sei aber der geringe Wartungsaufwand der E-Taxen.

Thomas Lohse, Vorstand bei Hansa Funktaxi, stellte die gute Zusammenarbeit des Hamburger Taxigewerbes mit den Behörden in den Vordergrund. Gleichzeitig warnte er aber auch davor, dass man beim Service nicht nachlassen dürfe. Durch die unklare Situation mit der Taxi- und Mietwagen- Fachkundeprüfung seien auch schlecht ausgebildete Fahrer im Einsatz, die nicht den gewünscht hohen Service-Standard böten. Auch sei der Umstieg zur E-Mobilität alternativlos, steigende Energiepreise könnten in seinen Augen den Erfolg des Projekts Zukunftstaxi allerdings gefährden.

Inklusionstaxi als wichtiger Baustein des ÖPNV

Die Senatskoordinatorin für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen, Ulrike Kloiber, warb mit viel Engagement für den weiteren Ausbau der Inklusionstaxi-Flotte in Hamburg. Kloiber betonte, dass die Nachfrage nach individuellen Beförderungsmöglichkeiten für gehandicapte Personen steige – und sie sich weiter dafür einsetzen werde, die Fahrkosten-Pauschalen der Sozialbehörden zu erhöhen. Die Amtsleiterin der Verkehrsbehörde, Alexandra Lott, und Dirk Ritter bekamen für ihr Engagement bei der Ausweitung des Inklusionstaxi-Angebotes einen Preis überreicht. Alexander Mönch von Free Now betonte, in der von ihm vermittelten Flotte stünden bereits 24 Taxen für Menschen mit Behinderung bereit. In diesem Jahr würden sogar weitere 10 Fahrzeuge dazukommen.

Taxi als integraler Bestandteil des Verkehrs

Der Verkehrssenator der Stadt Hamburg, Dr. Anjes Tjarks, hob ebenfalls die Wichtigkeit des Taxigewerbes für den Verkehr der Zukunft hervor. Die Hansestadt sei Deutschlandweit führend bei der Förderung der E-Taxen. Immerhin seien schon über 420 Taxen in Hamburg rein elektrisch unterwegs. Und an anwesenden die Taxi-Unternehmen gerichtet sagte der Senator:

„Sie sind ein Premiumprodukt im Verkehrssektor“.

Der Erfolg bei der Umstellung auf die E-Mobilität müsse allerdings durch den Ausbau der Ladeinfrastruktur flankiert werden, hier sei noch einiges aufzuholen, fügte Tjarks hinzu. Der umtriebige Leiter der Genehmigungsbehörde, Dirk Ritter, betonte nochmal die Wichtigkeit des Taxigewerbes für die Stadt und lud die Unternehmer ein, seine Behörde als Partner in gemeinsamer Sache zu sehen. Taxi mache ihm sehr viel Spaß, bekräftigte Ritter, bevor er das Mikro an seine Chefin Alexandra Lott weiterreichte. Auch sie erklärte, im Dreiklang von Bahn, Bus und Taxi seien die Taxen quasi das Premiumprodukt für die letzte Meile. Und als zuständige Behörde sei federführend bei der Ausgestaltung der kleinen Fachkunde für das Taxigewerbe.

Ganz neu: Auch das Laden geht on Demand

Als Ergänzung zur noch recht lückenhaften Ladeinfrastruktur will Andreas Nelskamp von E-Gap seinen Schnelllade-Service verstanden wissen. Über eine App kann der Nutzer bestimmen, wann und wo der mit einem großen Energiespeicher ausgestattete E-Gap Transporter zum eigenen Stromer kommen soll. Dort kann dann das E-Fahrzeug – beziehungsweise das E-Taxi - mit bis zu 80 kW geladen werden, die Bezahlung erfolgt dann wieder über die App. Der mobile On-DemandLadeservice ist bereits in München im Einsatz und soll in Kürze auch in Berlin, Frankfurt und Hamburg zur Verfügung stehen.

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