Allianz-Studie: Immer mehr E-Autos auf den Straßen

Der Anteil von Elektrofahrzeugen an den Neuzulassungen steigt in Europa 2024 um 41,2 Prozent, aber europäische Hersteller verlieren an Boden und haben Probleme, erschwingliche Modelle profitabel zu produzieren. Im Vergleich zu China sinkt die Wettbewerbsfähigkeit. Auch bei Behauptung der Markanteile seien durch den Wandel 730.000 Arbeitsplätze in der EU und 260.000 in Deutschland gefährdet. Empfehlung: Innovation, internationale Zusammenarbeit und staatliche Unterstützung.

Europäische Hersteller haben Probleme, günstige E-Autos auch noch profitabel herzustellen, konstatiert der Versicherer Allianz Trade. Im Bild: Fertigung von VW in Zwickau. | Foto: VW
Europäische Hersteller haben Probleme, günstige E-Autos auch noch profitabel herzustellen, konstatiert der Versicherer Allianz Trade. Im Bild: Fertigung von VW in Zwickau. | Foto: VW
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Eine neue Studie des weltweit führenden Kreditversicherers Allianz Trade prognostiziert, dass der globale Verkauf neuer Elektro-Autos im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 32,8 Prozent steigen und die Marke von 18 Millionen Neuzulassungen überschreiten wird. An der Spitze dieser Entwicklung steht dabei Europa, hier rechnen die Analysten von Allianz Trade mit einem Anstieg der Neuzulassungen von E-Autos um 41,2 Prozent. Trotz dieses Wachstums stehen europäische und speziell deutsche Automobilhersteller vor erheblichen Herausforderungen. Sie verlieren laut Studie insbesondere gegenüber China an Boden, da sie spät in das Elektrofahrzeugsegment eingestiegen sind und nun Schwierigkeiten haben, erschwingliche Modelle profitabel herzustellen.

„Das entscheidende Merkmal eines Autos verlagert sich allmählich von der Motorkapazität zu Batterie- und Softwarefähigkeiten. Inmitten dieses strukturellen Wandels hat sich China als disruptive Kraft erwiesen, da es seit mehr als einem Jahrzehnt in Batterie- und Softwarekapazitäten investiert und sich eine führende Position gesichert hat“, kommentiert Jasmin Gröschl, Senior Volkswirtin Allianz Trade und Mitautorin der Studie „Globaler Automobilausblick: Durch Turbulenzen steuern.“

Im Wettbewerb mit chinesischen Autobauern und angesichts der globalen Marktentwicklung ist es daher für die europäischen Hersteller entscheidend, zügig wieder Schritt zu halten. Allerdings beeinträchtigen die steigenden Transport- und Produktionskosten ihre Wettbewerbsfähigkeit. So lagen die durchschnittlichen Preise für Elektrofahrzeuge in Europa im Jahr 2022 bei 55.821 und waren damit 27 Prozent teurer als Verbrenner, während in China E-Autos durchschnittlich bei 31.829 EUR lagen – und damit ein Drittel günstiger waren als Verbrennungsmotoren.

„Die Automobilindustrie ist das Rückgrat der europäischen Wirtschaft, sie macht 6 Prozent der Wirtschaftsleistung aus, dient als Innovations- und Exportzentrum und beschäftigt mit 6.5 Millionen direkten Arbeitsplätzen eine große Zahl von Arbeitnehmenden in Europa. Da sie sich jedoch lange Zeit auf ihre etablierten Stärken konzentriert haben, sind die europäischen Automobilhersteller spät auf den Markt für Elektroautos gekommen und haben jetzt Mühe, erschwingliche Modelle rentabel zu produzieren. Infolgedessen erleben die europäischen Autohersteller nun auch einen Rückgang ihrer Marktanteile“, kommentiert Milo Bogaerts, CEO von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

 

So zeigt die Studie, dass der Wandel hin zu mehr Elektrifizierung des Automobilsektors bereits sichtbare Auswirkungen auf die Unternehmenslandschaft hat. Zwar bewegen sich die Insolvenzen unter Automobilherstellern und -zulieferern in Deutschland im Vergleich zu Frankreich oder Großbritannien noch auf einem moderaten Niveau. Doch der Anstieg der Insolvenzen um 13 Prozent im letzten Jahr belegt, dass auch hierzulande mehr und mehr Unternehmen Schwierigkeiten haben, sich an die Veränderungen in der Branche anzupassen – und das hat Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt: Da Elektroautos aus weniger Teilen bestehen, rechnen die Analysten des Versicherers damit, dass die Hersteller mit 30 Prozent weniger Personal auskommen können. Das gefährdet in der EU 730.000 Arbeitsplätze, 260.000 davon alleine in Deutschland. Diese Prognosen könnten sich noch verschärfen, falls die Europäischen Hersteller weitere Marktanteile verlieren.

„Um im neuen Wettlauf aufzuholen und die Marktakzeptanz anzukurbeln, sollte Europa unverzüglich Maßnahmen zum Aufbau eines Ökosystems rund um die E-Fahrzeugproduktion ergreifen, die Förderung der Elektrifizierung des Automobilsektors verstärken und die Infrastruktur für Ladestationen ausbauen“, sagt Jasmin Gröschl. „Dies ist entscheidend, um die Elektrifizierung des Marktes voranzutreiben und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie zu erhalten.“

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