Steve Schneider baut seinen Taxi-Betrieb weiter aus
Mit dem normalen Taxibetrieb ist selbst in einer Landeshauptstadt wie Saarbrücken kaum mehr Geld zu verdienen. Deshalb muss man sich als Unternehmer breit aufstellen und immer wieder Neues wagen. Das ist die Devise des Saarbrückener Taxi- und Busunternehmers Steve Schneider, dessen Unternehmen eine Werkstatt und ein Taxameter-Dienst von HALE angegliedert sind.
Schneiders neuestes Wagnis ist der Einstieg in die Elektromobilität. Für den hat sich der eingefleischte Mercedes-Fan, der bei dieser Marke Kfz-Mechaniker gelernt hat, nicht etwa den eVito ausgesucht, weil er den als das typische Auto für „Nachtschwärmer“ sieht und seine Hausmarke in punkto Pkw nichts Elektrisches als Taxi bieten konnte. Er aber wollte einen für den Taxi-Einsatz in einem Mehrwagenunternehmen größenmäßig typischen Pkw und keines der kompakten Elektromodelle zum Beispiel von Kia oder Hyundai. So ist er auf den Kompakt-SUV VW ID.4 gestoßen. Der stand bei seinem Händler Scherer mit großem Akku gleich um die Ecke und nach einem Kontakt zum Kölner Umrüster Jürgen Weberpals rüstete der ihn innerhalb kurzer Zeit mit Hilfe eines Signalgebers von Ternica zum Taxi um (taxi heute berichtete).
Inzwischen fährt der Unternehmer das Elektrotaxi erst einmal selbst, um eine Ladestrategie zu entwickeln, die zwei Acht-Stunden-Schichten pro Tag mit zwei Stunden dazwischen zum Zwischenladen und die nächtliche Aufladung vorsieht. Dafür hat Schneider am bisherigen Standort eine mobile Ladestation von go-e mit 22 kW Ladeleistung installiert. Wie dort könnte er auch an einem Taxi-Standplatz mit Wechselstrom laden. Da die meisten Fahrten innerhalb Saarbrückens zu Fachärzten und Kliniken führen, beträgt die Laufleistung pro Schicht im Durchschnitt rund 200 Kilometer.
Anfang Juni sind die Aushubarbeiten für den neuen Betriebshof gestartet, an dem Schneider fünf Ladepunkte installieren und mit Photovoltaik speisen möchte. Ob dort auch mit Gleichstrom schnell geladen werden kann, was der ID.4 mit 100 kW könnte, hängt noch von den Bedingungen der Förderung ab, die der Unternehmer beantragen möchte. Dies gilt auch für den Umstand, dass er wegen der Förderung unter Umständen Ladepunkte öffentlich zugänglich machen müsste. Da seine Fahrzeuge tagsüber im Einsatz seien und er sie hauptsächlich nachts laden wolle, könnte er damit gut leben, sagt er.
Steve Schneider und seine Frau Marion haben ihr erstes Taxi 2003 gekauft und 2004 die ersten rollstuhltauglichen VW Caddy Maxi beschafft. Diese Sparte haben sie kräftig ausgebaut und um neunsitzige Schulbusse sowie um rollstuhlgerechte Transporter für Fahrten zu Behindertenwerkstätten und –schulen ergänzt. Nach dem Erwerb des Busführerscheins und der Busunternehmer-Prüfung stellte das Unternehmen auch einen 19-sitzigen Reise-Kleinbus in Dienst und kurz vor der Corona-Pandemie sogar einen dreiachsigen Setra-Reisebus. Beide bewegt Schneider selbst mit Unterstützung eines Fahrers, der ebenfalls den Busführerschein hat.
Einen guten Riecher hatte der Saarländer auch, als er vor drei Jahren einen Radanhänger für den Sprinter-Kleinbus beschaffte, mit dem er bis zu 23 Räder oder E-Bikes sowie geschützt in einem Fach Fahrradtaschen befördern kann. Seit sich das herumgesprochen hat, entwickelt sich die Radtransport-Sparte gut, zumal das Corona-Virus den Radtourismus beflügelt hat. Für das Elektrotaxi hat Schneider deshalb gleich einen Kupplungsträger angeschafft. Sein neuester Coup ist die Zusammenarbeit mit einem Versicherer, der im Rahmen eines Fahrrad-Schutzbriefes gestrandeten Kunden die Beförderung mit dem Fahrradtaxi bezahlt.
Während der Corona-Pandemie hat Schneider mit einer Handvoll Kollegen sechs Wochen lang für den Internet-Händler Amazon Personal im Taxi zum Schichtwechsel befördert. Weil dabei immer nur zwei Mitarbeitende im Fahrzeug sitzen durften, wurde dazu eine ziemliche Menge an Taxis benötigt. Zu Schwachlastzeiten befördern jetzt drei dafür hergerichtete Fahrzeuge im Auftrag eines Gaslieferanten Gasflaschen an Kunden aus, die während der Schließung der Baumärkte dort keinen Nachschub holen konnten. Selbst nach den ersten Lockerungen läuft dieser Service noch gut, weil sich viele Kunden eine Terminvereinbarung oder einen Corona-Schnelltest sparen möchten.
Einen ausführlichen Bericht über den umtriebigen Taxiunternehmer bringt taxi heute in der Ausgabe 8-9/2021.
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