Fraunhofer-Institut: E-Fuels sind für großflächigen Einsatz nicht sinnvoll

Laut einem Diskussionspapier des Fraunhofer-Instituts ISI sprechen viele Gründe gegen einen großflächigen Einsatz von mit Strom hergestellten synthetischen Kraftstoffen in Pkw und in Lkw.

Wie sollen Pkw in Zukunft angetrieben werden? Das Fraunhofer-Institut ISI präferiert hier klar die Elektromobilität und hält E-Fuels für den falschen Weg. (Symbolfoto: Dietmar Fund)
Wie sollen Pkw in Zukunft angetrieben werden? Das Fraunhofer-Institut ISI präferiert hier klar die Elektromobilität und hält E-Fuels für den falschen Weg. (Symbolfoto: Dietmar Fund)
Dietmar Fund

Der kurz- und mittelfristige Einsatz von strombasierten E-Fuels im Straßenverkehr ergibt nach derzeitigem Wissensstand wenig Sinn. Eine großflächige Nutzung von E-Fuels bei Pkw und Lkw ist wegen der enormen Umwandlungsverluste „ökonomisch nicht zielführend“. Alternativen wie die direkte Elektrifizierung sind auf die Stromnutzung bezogen bis zu fünfmal effizienter. Das erklären Forscherinnen und Forscher des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) in einem Diskussionspapier, das auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse kritisch zur jüngsten Entscheidung der Bundesregierung Stellung bezieht, E-Fuels zur Erreichung von Klimaneutralität im Verkehr einzusetzen.

In ihrem am 4. April 2023 veröffentlichen Papier erklären die Forschenden, E-Fuels seien teuer. Wörtlich schreiben sie dazu: „Studien gehen nach Erreichung von signifikanten Kostensenkungspotenzialen für 2050 noch von einem Preis zwischen 1,20 Euro und 3,60 Euro pro Liter für E-Fuels aus – zuzüglich Steuern, Abgaben, Gewinnmargen, Vertriebsausgaben sowie Forschungs- und Entwicklungskosten. Allein Steuern und Abgaben dürften den Literpreis schon um einen Euro verteuern. Zum Vergleich: Der Literpreis für fossile Kraftstoffe ohne Steuern und Abgaben liegt aktuell bei ca. 0,60 bis 0,70 Euro pro Liter.

Die mit dem Einsatz von E-Fuels verbundenen CO2-Vermeidungskosten für den Klimaschutz lägen im Jahr 2030 bei rund 1.000 Euro pro Tonne CO2 und damit um ein Vielfaches über denen der Elektromobilität und anderer Klimaschutzmaßnahmen. Außerdem sei ihre Umweltbilanz problematisch.

Außerdem schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Folgendes: „Der Einsatz von grünem Wasserstoff und synthetischen Brenn- und Kraftstoffen sollte sich auf Anwendungsbereiche konzentrieren, in denen keine anderen wirtschaftlichen Alternativen zur Erreichung der Treibhausgasneutralität zur Verfügung stehen, wie im Stahlsektor, der Grundstoffchemie, Raffinerien und dem internationalen Flug- und Schiffsverkehr. Alleine auf diese Anwendungen entfallen rund 15 Prozent des Endenergiebedarfs Deutschlands im Jahr 2045. Für den Straßenverkehr verblieben dann kaum nutzbare Mengen.“

Das Fazit von Prof. Dr. Martin Wietschel, Leiter des Competence Centers Energietechnologien und Energiesysteme am Fraunhofer ISI und Mitautor der Studie, lautet sogar, dass sich die Förderung von E-Fuels im Straßenverkehr negativ auf die Verkehrswende auswirken könnte, da ihr Einsatz und ihre Verfügbarkeit derzeit wirtschaftlich und ökologisch nicht zielführend seien. Notwendige Initiativen in Richtung Elektromobilität oder anderer alternativer Mobilitätsformen könnten dadurch verlangsamt werden.

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