Analyse von InfluenceMap: Lobbying für Verbrenner gefährdet Klimaziele

(dpa/fn) Das Thinktank InfluenceMap sieht in der Lobbyarbeit für die Verbrennertechnologie eines der größten Hindernisse für wissenschaftsbasierte Klimapolitik. Wie die Analyse von 15 Herstellern zeigt, engagieren sich die meisten von ihnen aktiv gegen Klimaregeln zur Förderung von Elektrofahrzeugen, während sie bei ihrer zukünftigen Produktion zurückfallen. Nur drei Unternehmen sind auf dem Kurs für das 1,5-Grad-Ziel.

Der Lack ist ab: Viele der Hersteller lobbyieren noch immer für den Verbrenner - und gefährden damit die Klimaziele, aber auch ihr eigenes langfristiges Geschäft. (Foto: dpa/Hendrik Schmidt)
Der Lack ist ab: Viele der Hersteller lobbyieren noch immer für den Verbrenner - und gefährden damit die Klimaziele, aber auch ihr eigenes langfristiges Geschäft. (Foto: dpa/Hendrik Schmidt)
Franziska Neuner
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Eine neue Analyse des Londoner Daten-Thinktanks InfluenceMap will aufgezeigt haben, dass negative Lobbyarbeit der weltweit größten Automobilhersteller die globalen Klimaziele gefährdet und den Übergang zu Elektrofahrzeugen bedroht. Der jüngste Bericht analysiert die klimapolitischen Engagementstrategien von fünfzehn der größten globalen Automobilhersteller in sieben Schlüsselregionen (Australien, EU, Japan, Indien, Südkorea, Großbritannien, USA). Er stellt dar, dass selbst in Ländern, in denen kürzlich wichtige Klimagesetze verabschiedet wurden, wie in den USA und Australien, der Ehrgeiz dieser Politik aufgrund des Drucks der Industrie geschwächt wurde. Alle fünfzehn Automobilhersteller, mit Ausnahme von Tesla, haben sich aktiv gegen mindestens eine Politik zur Förderung von Elektrofahrzeugen eingesetzt. Zehn der fünfzehn zeigten ein besonders starkes negatives Engagement und erhielten nach der Methodik von InfluenceMap die Endnote D oder D+.

„Die unzureichenden Pläne der Automobilhersteller für Elektrofahrzeuge und ihre negativen Lobbying-Strategien treiben die Klimakrise voran. Wenn sie und ihre Industrieverbände nicht sofort einen Gang höher schalten, um ihr klimapolitisches Engagement zu reformieren, werden sie weiterhin die globalen Klimaregeln schwächen und verzögern und die Welt an den Abgrund führen. Während die Verkäufe von Elektrofahrzeugen weltweit weiter steigen, bleibt die negative Lobbyarbeit der rückständigen Autohersteller, insbesondere in Japan, um ihre Investitionen in umweltschädliche Verbrennungsmotortechnologien zu schützen, eines der größten Hindernisse für eine wissenschaftsbasierte Klimapolitik", kritisiert Ben Youriev, Direktor bei InfluenceMap.

Toyota ist das am schlechtesten bewertete Unternehmen in dieser Analyse, da es in mehreren Regionen, darunter in den USA, Australien und Großbritannien, den Widerstand gegen Klimaregelungen zur Förderung batteriebetriebener Elektrofahrzeuge vorantrieb. Von allen untersuchten Autoherstellern hat nur Tesla (Wertung B) eine positive Klimabefürwortung, die mit wissenschaftlich fundierter Politik übereinstimmt. Die Studie unterstreicht, wie die Automobilhersteller ihre Branchenverbände eingesetzt haben, um sich weltweit gegen ehrgeizige Klimaregeln zu wehren. So wurden beispielsweise die im März 2024 angekündigten australischen New Vehicle Efficiency Standards nach intensiver Lobbyarbeit der Federal Chamber of Automotive Industries (FCAI) abgeschwächt.
 

Nur drei Unternehmen sind bis 2030 auf 1,5-Grad-Kurs

Nur drei von fünfzehn Unternehmen - Tesla, Mercedes Benz und BMW - werden voraussichtlich bis 2030 genügend Elektrofahrzeuge produzieren, um den aktualisierten 1,5°C-Pfad der Internationalen Energieagentur zu erreichen, der einen Anteil von 66 % Elektrofahrzeugen (batterieelektrische Fahrzeuge (BEV), Brennstoffzellenfahrzeuge (FCEV) und Plug-in-Hybride (PHEV)) vorsieht. Dies geht aus einer unabhängigen Analyse von Industriestandarddaten durch InfluenceMap vom Februar 2024 hervor. Aktuelle Branchenprognosen, die für diesen Bericht analysiert wurden, zeigen, dass die Automobilhersteller im Jahr 2030 nur 53 % Elektrofahrzeuge produzieren werden.

Der Verkehr ist weltweit die drittgrößte Quelle von Treibhausgasemissionen (THG), und die Dekarbonisierung des Straßenverkehrs gelingt nicht annähernd so schnell wie in vielen anderen Branchen. Der InfluenceMap-Bericht zeigt auch, dass die japanischen Autohersteller am wenigsten auf die Umstellung auf Elektrofahrzeuge vorbereitet sind und sich am stärksten dagegen engagieren.

Vor allem Japan schneidet ganz schlecht ab

Die drei Automobilhersteller mit den niedrigsten Werten für klimapolitisches Engagement sind allesamt japanische Unternehmen (Toyota, Suzuki und Mazda), die mit ihren globalen Lobbying-Strategien eine längerfristige Rolle für verbrennungsmotorische Fahrzeuge, einschließlich Hybride, anstreben. Die vier Unternehmen mit der niedrigsten prognostizierten Produktion von Elektrofahrzeugen im Jahr 2030 stammen ebenfalls alle aus Japan - Suzuki mit 10 %, Honda mit 24 %, Toyota mit 29 % und Mazda mit 30 %.

Darüber hinaus zeigt die Analyse, dass die schnell steigende Produktion größerer Personenkraftwagen weiterhin die globalen Klimaziele gefährdet. Es wird prognostiziert, dass die Automobilhersteller die Produktion von SUVs und leichten Nutzfahrzeugen weltweit steigern werden (von 57 % der weltweiten Verkäufe von leichten Nutzfahrzeugen im Jahr 2020 auf 64 % im Jahr 2030), während sie gleichzeitig auf Vorschriften drängen, die größere Fahrzeuge fördern. Da der höhere Ölverbrauch von SUVs im Jahr 2022 schätzungsweise ein Drittel des gesamten Ölnachfrageanstiegs ausmachen wird, stellt eine solche Strategie ein wachsendes Klimaproblem dar.

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