Bayern und Rheinländer verlassen Taxi-Bundesverband

Nachdem sieben Taxi-Landesverbände und zwei Taxizentralen mit ihrem Wunsch nach Kursänderung kein Gehör fanden, treten außer dem GVN auch der Landesverband Bayerischer Taxi- und Mietwagenunternehmen und die Fachvereinigung Personenverkehr Nordrhein aus dem Bundesverband Taxi und Mietwagen e.V. aus.

Schon im internen Teil der Herbstversammlung des Bundesverbandes im November 2019 in Koblenz soll die Unzufriedenheit mancher Landesverbände und Zentralen zur Sprache gekommen sein. (Foto: Dietmar Fund)
Schon im internen Teil der Herbstversammlung des Bundesverbandes im November 2019 in Koblenz soll die Unzufriedenheit mancher Landesverbände und Zentralen zur Sprache gekommen sein. (Foto: Dietmar Fund)
Dietmar Fund

Nachdem die Fachvereinigung Taxi und Mietwagen des Gesamtverbandes Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN) ihren Austritt aus dem Bundesverband Taxi und Mietwagen e.V. zum Jahreswechsel publik gemacht hat (taxi heute berichtete), haben zwei weitere Landesverbände gegenüber taxi heute ihren Austritt zum 31.12.2020 bestätigt. Es handelt sich um den Landesverband Bayerischer Taxi- und Mietwagenunternehmen und um die Fachvereinigung Personenverkehr Nordrhein – Taxi und Mietwagen.

Auslöser der Austritte war laut Holger Goldberg, Geschäftsführer der Fachvereinigung Personenverkehr Nordrhein, eine auf Wunsch von sieben Landesverbänden und zwei Taxizentralen einberufene erweiterte Vorstandssitzung des Bundesverbandes am 18. Juni 2020 in Hannover. Die neun Branchenvertreter kritisierten dort die einseitige Ausrichtung der Aktivitäten des Bundesverbandes auf die Interessen großstädtischer Taxizentralen und insbesondere den „Schulterschluss“ mit den Fahrdienstanbietern MOIA, CleverShuttle und ViaVan, dem keine Beschlussfassung vorangegangen sei. Außerdem berichteten sie von massiven Protesten dagegen seitens Mitgliedern aus ihren Regionen, zu denen auch Baden, Rheinland-Pfalz und das Saarland gehörten.

Laut Thomas Kroker, Geschäftsführer des bayerischen Landesverbandes, hat der Vorstand des Bundesverbandes eine von den Beschwerdeführern angeregte Mediation abgelehnt und sogar seinen eigenen Mediations-Antrag zurückgezogen. Anschließend habe der Vorstand seine Tätigkeiten zur Abstimmung gestellt und gegen jeden Anstand mehrheitlich mit den Stimmen der Vorstandsmitglieder bestätigt, während es im Vereinsrecht sonst üblich sei, dass sich die Betroffenen enthielten.

Thomas Kroker, der zum ersten Mal in seiner Funktion als Geschäftsführer an einer solchen Sitzung teilnahm, fand es „erschreckend“, wie sich der Bundesverband dabei präsentiert habe. Der Vorsitzende und seine Stellvertreter hätten völlig gegensätzliche Meinungen vertreten und der Vorstand sei seinem Eindruck nach in sich völlig zerstritten. Die Entscheidung zum Austritt habe der Vorstand des Landesverbandes mit seinen Beisitzern einstimmig getroffen. Er sowie der Nürnberger Unternehmer Christian Linz als zweiter Geschäftsführer würden sie mittragen.

Auch im Falle der Fachvereinigung Personenverkehr Nordrhein hat sich der Vorstand für den Austritt entschieden. Laut Geschäftsführer Holger Goldberg waren dafür ebenfalls die Vernachlässigung der Belange von Taxi- und Mietwagenunternehmern auf dem Lande und der „Schulterschluss“ maßgeblich. Er habe in der Diskussion um eine Novelle des Personenbeförderungsgesetzes nun Vorschläge vorangebracht, die Unternehmern auf dem Land, aber auch städtischen Zentralen massive Nachteile brächten – namentlich das private Pooling.

Goldberg kann sich gut vorstellen, dass „abtrünnige“ Landesverbände eventuell zusammen mit weiteren unzufriedenen Mitgliedern des Bundesverbandes einen alternativen Verband gründen. Man werde aber „immer gesprächsbereit“ sein.

Michael Müller, Präsident des Bundesverbandes und Vorsitzender der Fachvereinigung Taxi und Mietwagen des GVN, erklärte gegenüber taxi heute, er werde in seiner Funktion als Präsident alles tun, um ein Auseinanderbrechen des Verbandes zu verhindern. Michael Oppermann, Geschäftsführer des Bundesverbandes, bedauert die Austritte, die teilweise als „vorsorglich“ gekennzeichnet gewesen seien. Es sollten nun lösungsorientiert Gespräche mit den ausgetretenen Verbänden geführt werden und er habe die Hoffnung, dass man die Wogen wieder glätten könne. Diesen Gesprächen wolle er nicht vorgreifen.

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