EU-Verbot von PFAS gefährdet Energiewende und E-Mobilität

Das Umweltbundesamt hat zusammen mit weiteren europäischen Behörden einen Vorschlag zur EU-weiten Beschränkung von PFAS bei der Europäischen Chemikalienagentur eingereicht. Ein Verbot von PFAS-Chemikalien könnte E-Autos und Wärmepumpen ein großes Problem darstellen.

PFAS-Chemikalien sind omnipräsent - auf der Outdoorjacke, beim Kochgeschirr - aber auch in Fahrzeugbatterien.| Foto: Umweltbundesamt
PFAS-Chemikalien sind omnipräsent - auf der Outdoorjacke, beim Kochgeschirr - aber auch in Fahrzeugbatterien.| Foto: Umweltbundesamt
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Thomas Kanzler)

PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) stehen für eine Gruppe von mehreren tausend einzelnen Chemikalien. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie sehr stabil, sowie Wasser-, Schmutz-, und Fettabweisend sind. PFAS – früher auch PFC abgekürzt – werden wegen ihrer einzigartigen Kombination an Eigenschaften in verschiedensten Produkten wie z.B. Outdoor-Ausrüstung, Kochgeschirr, schmutzabweisenden Teppichen oder Nahrungsmittelverpackungen eingesetzt. Zudem kommen sie in einer Vielzahl von industriellen Prozessen zum Einsatz.

Die Chemikalien sind so stabil, dass sie – wenn sie in die Umwelt gelangen – dort lange verbleiben. Sie werden deshalb auch Ewigkeitschemikalien genannt. In der Umwelt können PFAS sich in Nahrungsketten anreichern oder rasch im Wasserkreislauf verteilen und auch Trinkwasserquellen wie das Grundwasser erreichen. PFAS sind hauptsächlich menschengemachte Chemikalien und kommen natürlicherweise nicht in der Umwelt vor. Dennoch können PFAS heute weltweit in Wasser, Luft und Boden nachgewiesen werden. Auch im Blutserum von Menschen können sie vorkommen und gesundheitliche Effekte haben.

Deshalb fordern Umweltverbände aus Deutschland, den Niederlanden, Dänemark, Schweden und Norwegen nun eine erhebliche Einschränkung bei der Verwendung von PFAS-Chemikalien.

Fürsorgepflicht des Staates vs. Industrieinteressen

PFAS-Chemikalien werden in rund 70 Prozent der Kathoden von Lithium-Ionen-Akkus verbaut. Auch in Brennstoffzellen, PV-Modulen und Windrädern finden sich Fluorpolymere. Auch viele Wärmepumpenhersteller nutzen PFAS als Kältemittel für ihre Anlagen. Für viele Anwendungen sehen Industrieverbände aktuell keine Alternative zu PFAS. Es sei zudem noch nicht endgültig bewiesen, dass die Fluorpolymere als Hochleistungskunststoffe die Umwelt nachhaltig belasten würden. Die Verbände fordern eine individuelle Prüfung der einzelnen Chemikalien und stellen sich klar gegen das Verbot einer ganzen Chemikalienklasse.

Dagegen sehen Umweltverbände, Gesundheitsexperten und Behörden eine klare Vorsorgepflicht gegenüber der Bevölkerung. Eine Prüfung jeder einzelnen Chemikalie wäre zu zeitaufwendig.

„Welche Schäden die langlebigen PFAS in der Umwelt auf Dauer anrichten können, ist häufig noch unerforscht“, erklärt Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes. „Wir versuchen daher mit dem nun veröffentlichten Vorschlag diese Stoffe in der EU so weit wie möglich zu verbieten. Dies ist aus Vorsorgegründen der richtige Schritt.“

Alternativen für PFAS

Als Kältemittel könnten laut Fachleuten Propan, Kohlenstoffdioxid oder Ammoniak Verwendung finden. Für die Beschichtung von PV-Modulen kann alternativ Glas verwendet werden.

Eine besondere Herausforderung wäre das drohende Verbot für die Akku-Industrie. In den Elektroden dienen PFAS derzeit als Bindemittel. Bei den Kathoden, die hauptsächlich aus Lithium-Metalloxiden bestehen, ist die Abhängigkeit von PFAS noch groß. Auch hier gibt es bereits alternative Bindemittel. In Studien wurden bereits die die Herstellung von PFAS-freien Lithium-Metalloxid-Batterien bewerkstelligt.

Verbote soll sozioökonomisch bewertet werden

Der nun veröffentlichte Vorschlag sieht vor, dass PFAS nur noch in Bereichen zum Einsatz kommen dürfen in denen es auf absehbare Zeit keine geeigneten Alternativen geben wird bzw. die sozio-ökonomische Vorteile die Nachteile für Mensch und Umwelt überwiegen.

Mögliche Beispiele dafür sind industrielle Prozesse wie die Herstellung von Halbleitern, persönliche Schutzausrüstung für Rettungs- und Sicherheitskräfte, oder Medizinprodukte. Auf diese Weise sollen weitere Emissionen in die Umwelt möglichst weitreichend reduziert werden. Sofern die Beschränkung wie vorgeschlagen umgesetzt wird, wird die Verwendung von PFAS in vielen Produkten wie z.B. beschichtetem Kochgeschirr, Textilien, Nahrungsmittelverpackungen oder Imprägnierungen für Outdoor-Ausrüstung zukünftig nicht mehr erlaubt sein. In diesen Bereichen stehen bereits geeignete Alternativen zur Verfügung.

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