Taxi-Erfa-Gruppe Zentralen ist stark gewachsen

Mit Teilnehmenden aus 43 Taxizentralen in ganz Deutschland hat das dritte Treffen der Taxi-Erfa-Gruppe Zentralen bei der Taxi München eG den Erfahrungsaustausch aufgenommen.

Nico Höttges (l.) hatte den Erfahrungsaustausch zusammen mit Thomas Kroker organisiert. (Foto: Dietmar Fund)
Nico Höttges (l.) hatte den Erfahrungsaustausch zusammen mit Thomas Kroker organisiert. (Foto: Dietmar Fund)
Dietmar Fund

Nachdem die Taxi-Erfa Gruppen Zentralen im April 2022 in Nürnberg mit einem guten Dutzend Teilnehmenden gestartet war, hat sie das beim zweiten Treffen in Stuttgart im November 2022 gesetzte Ziel, bei den vermittelten Taxis fünfstellig zu werden, 2023 locker erreicht. Das stellte Organisator Nico Höttges, Geschäftsführender Vorstand der Taxi-Zentrale Wuppertal, beim dritten Treffen in München fest. Auf Einladung von Thomas Kroker, dem Vorstand der Taxi München eG und Vorsitzenden des Landesverbandes Bayerischer Taxi- und Mietwagenunternehmen e.V., waren am ersten Tag Vertreter und eine gute Handvoll Vertreterinnen von Taxizentralen gekommen, die zusammen überschlägig fast 12.000 Taxis vermitteln. Ursprünglich hatten sich sogar 60 Teilnehmende angemeldet, aber es gab kurzfristig noch ein paar Absagen.

Im Schulungszentrum der größeren und älteren der beiden Münchner Taxizentralen teilte Gastgeber Kroker die Teilnehmenden in drei Gruppen ein. Sie besichtigten nacheinander die Verwaltung und die Abteilung für die Abwicklung von Kranken- und Schülerfahrten und die Disposition und ließen sich die Schulungen der Münchner erläutern.

Ein intensiver Erfahrungsaustausch über die unterschiedlich entwickelte Digitalisierung bei der Abrechnung von Krankenfahrten entspann sich bei Sonja Weigl, die vornehmlich für Schülerfahrten zuständig ist, und ihrer Kollegin Susanna Schütz. Wie sie berichteten, wickelt die Zentrale mit der wichtigsten Krankenkasse, der AOK Bayern, Krankenfahrten „halb elektronisch, halb auf Papier“ ab. Ein Grund dafür ist, dass die Krankenhäuser aus Datenschutzgründen und mangels entsprechend gesicherter Systeme viele Dokumente wie zum Beispiel Fahrtenbelege nicht per E-Mail verschicken dürfen und sie sowie beispielsweise Dialyseprotokolle per Post verschicken. „Die AOK hat auch Befreiungen noch nicht hundertprozentig in den Griff bekommen“, merkte Susanna Schütz an. Der damit stark erhöhte Bearbeitungsaufwand in der Zentrale erstaunte unter anderem Hakan Sipahi, den zweiten Geschäftsführenden Vorstand der Taxi-Zentrale Wuppertal. „Die AOK ist bei weitem noch nicht digital. Die Zusammenarbeit mit ihr ist schwierig, aber sie stellt den größten Batzen“, erklärte Sipahi.

Laut dem Vorstand der Taxi Augsburg eG, Ferdi Akcaglar, arbeitet die AOK Bayern in seiner Stadt nur mit Mietwagenunternehmern zusammen. „Tendenz steigend, Preis fallend“, tönte es dazu aus der Bonner und Wuppertaler Ecke, und Akcaglar nickte zustimmend. Man war sich einig, dass das für die Mietwagenunternehmer nicht wirtschaftlich sein könne und es deshalb umso wichtiger sei, bald flächendeckend Druck auf die Genehmigungsbehörden auszuüben, damit sie Mindesttarife für Mietwagen einführen.

Kai-Georg Frey erläuterte im Schulungsraum die vierstufige Ausbildung der Taxifahrenden. Der erste „Level“ heißt nicht mehr „Ortskunde“, sondern „Orientierung in München“. Bei ihm werden vornehmlich Haupt-, Ausfall- und Ringstraßen gepaukt und bei der Prüfung geht es vor allem um Fahrten von Stadtteilen zum Hauptbahnhof. Dieses erste Modul muss jeder mit einer Prüfung abschließen, wobei die Durchfallquoten zwischen 10 und 20 Prozent liegen. Die beiden Münchner Taxizentralen erkennen die bestandenen Prüfungen gegenseitig an.

In Level 2 mit zweimal drei Stunden geht es um den Umgang mit der Datenfunk-Technik, die bei der Taxi München eG von GefoS stammt. Das Lehrpersonal erklärt hier, wie man die Aufträge auf dem Display richtig liest, das Kai-Georg Frey als „Mäusekino“ bezeichnete. Wichtig ist ihm auch, den Fahrerinnen und Fahrern den Umgang mit der Bestell-App zu erläutern, und zwar auch aus der Perspektive der Fahrgäste. Dieser Teil der Schulung sieht keine Prüfung vor. Wer ihn absolviert hat, bekommt den Fahrerausweis und kann an der Vermittlung teilnehmen. Nach 25 vermittelten Fahrten kann man den höchsten Level anstreben, den „Profi-Kurs“. Er schildert, was bei Rechnungsfahrten und bei ärztlichen Verordnungen zu beachten ist und wie Personalfahrten für die Münchner Verkehrsgesellschaft abzuwickeln sind. Das sei aus den Aufträgen sehr schwer herauszulesen, sagte der Schulungs-Experte. „Bisher gibt es für diesen Level keine Prüfung, aber nach Ostern führen wir dafür eine Prüfung ein“, schloss Kai-Georg Frey.

Im Nebenraum der Vermittlungszentrale blickten die Gäste durch die Verglasung auf Disponentinnen und Disponenten und sahen oberhalb der Scheibe auf einem Bildschirm, wer gerade welche Aufträge vermittelte. Zu sehen waren auf ihm auch Rufsäulen, die in München noch eine große Rolle spielen. Sie sind mit Solarzellen zur Eigenstromversorgung bestückt und können von den Fahrern nur mit Hilfe eines Transponders genutzt werden, sodass die Säulen den Mitgliedern der eG vorbehalten sind. Eine Diskussion begann um die Frage, ob eine Taxizentrale denn telefonische Aufträge mit unterdrückter Telefonnummer von Kunden, die ihren Namen nicht nennen möchten, überhaupt angenommen werden sollten. Marco Ugler und Nobert Lehrmann, Leiter der Gesamttechnik der Taxi München eG, erläutern ihren Gästen, dass ihre Zentrale das Risiko eingeht, in solchen relativ seltenen Fällen eine Fehlfahrt zu generieren, um keine Fahrt an die Konkurrenz zu verlieren. Die Wuppertaler Zentralen-Vertreter sahen dies anders. In ihrer Stadt gibt es keine weitere Taxizentrale.

Thomas Kroker empfing die drei Gruppen im Sitzungszimmer. Dort tagt sonst der Vorstand an einem sehr langen Tisch, sodass einer der Teilnehmer witzelte, das sei ja fast so wie am Tisch von Putin. Der Gastgeber verblüffte einige Gäste mit der Bemerkung, dass sein Callcenter nur den Abholort, aber nicht das Fahrtziel abfrage. Noch erstaunter waren sie, als sie hörten, dass die Taxi München eG neun Gebäude an vier Adressen besitzt, bei denen sie Mieterträge generiert, die zwei Drittel ihrer Gesamterträge ausmachen. Das andere Drittel stammt aus den vergleichsweise niedrigen Mitgliedsbeiträgen und den Einnahmen aus der Abwicklung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs.

Eine Anregung für andere Taxizentralen könnte auch sein, einen Außendienstleister damit zu betrauen, bei Messen für genügend Taxis am Morgen und am Abend zu sorgen, um die Messebesucher nicht auf den Geschmack der in München viel billigeren U-Bahn zu bringen und für die ganze Messedauer an den ÖPNV zu verlieren. Die Taxi München eG hat dazu einen früheren Polizeibeamten eingestellt, der gute Kontakte zu Behörden unterhält und so auch rasch für Sondergenehmigungen sorgen kann. Eine ehemalige Mitarbeiterin des Kreisverwaltungsreferats, die früher für Taxi-Kontrollen zuständig und gefürchtet war, sorgt jetzt in den Diensten der Genossenschaft für Ordnung an den Halteplätzen.

Der nachfolgende Samstag stand im Zeichen von Vorträgen zu wichtigen gewerbepolitischen Themen. Mehr dazu in Kürze.

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