Ländliche Taxler überlegen Umstieg auf Mietwagen

Die Gastgeber der Pastoralen Taxi-Erfa-Gruppe und einer ihrer Teilnehmer stellen wegen der nächtlichen Bereithaltungspflicht die Zukunft des Taxis in ländlichen Regionen in Frage.

Michael Butschek (Roth) konnte selbst nicht kommen, schickte aber ein Video mit, in dem er eine detaillierte Vollkostenrechnung für einen Taxibetrieb erläuterte. Mit ihm könnte man Tariferhöhungen schlüssig begründen. (Foto: Dietmar Fund)
Michael Butschek (Roth) konnte selbst nicht kommen, schickte aber ein Video mit, in dem er eine detaillierte Vollkostenrechnung für einen Taxibetrieb erläuterte. Mit ihm könnte man Tariferhöhungen schlüssig begründen. (Foto: Dietmar Fund)
Dietmar Fund

Beim dritten Treffen der Pastoralen Taxi-Erfa-Gruppe bei Taxi-Team Papenbrock in Thuine im Emsland stellte deren Vorsitzender Uwe Wieland eine Vollkostenrechnung des Rother Taxiunternehmers Michael Butschek vor. Er konnte selbst nicht anwesend sein, hat aber ein Erklär-Video entwickelt, das in rund 20 Minuten detailliert und leicht verständlich eine Excel-Tabelle zur Vollkostenkalkulation seines Taxibetriebs erläutert. Sie bekommen alle Mitglieder der Gruppe zur Verfügung gestellt, um ihre eigenen Daten einzutragen und damit eine gute Verhandlungsgrundlage für die Beantragung auskömmlicher Taxitarife zu haben.

Wie Butschek vorrechnete, kostet ihn ein Taxi mit einem Fahrer besetzt rund 36 Euro. Dass jedes Fahrzeug ungefähr die Hälfte seiner Einsatzzeit nur steht, müssen die bezahlten Fahrkilometer die Kosten erwirtschaften, woraus sich dann ein „stattlicher Kilometerpreis“ errechne, erklärte Butschek in seinem Video. Bei ihm ergebe sich ein unternehmerischer Gewinn nach Abzug sämtlicher Kosten einschließlich eines Unternehmerlohns von 27,30 Euro je Monat und Fahrzeug. Das sei zu wenig und reiche nicht für die Rente. Butscheks Empfehlungen: Wer weniger als fünf Prozent Gewinn erwirtschaftet, der sollte an seinem Betrieb dringend etwas ändern. Gute Betriebe würden 15 Prozent erwirtschaften.

An diese Kostenkalkulation knüpfte etwas später Markus Gossmann an, der im Oberbergischen Kreis zwei Unternehmen mit 46 Fahrzeugen und 120 Mitarbeitenden einsetzt. „Wir können bei allen Anforderungen, die man an uns stellt, heute nicht mehr mit dem klarkommen, was man uns bezahlt“, erklärte der Vorsitzende der Fachvereinigung Personenverkehr Nordrhein Taxi-Mietwagen e.V., der an dem Treffen als Privatmann teilnahm. Wegen der nächtlichen Bereithaltungspflicht erinnerte er an die Möglichkeit, sich mit Kollegen die nächtliche Bereitschaft zu teilen oder einen Dienstplan unter mehreren Unternehmen aufzustellen (den eine Genehmigungsbehörde auch anordnen könnte, die Red.). Er selbst überlege aber, seine sechs Taxi-Konzessionen zurückzugeben, weil er jeden Abend nach 18 Uhr „Miese mache“ und einen Teil des tagsüber hart erwirtschafteten Einkommens verbrenne.

Er sagte, das Kapital der Unternehmerinnen und Unternehmer sei ihre Rufnummer und ihr guter Ruf, darauf sollten sie setzen. „Alles, was nicht funktioniert, muss weg“, erklärte Gossmann. „Mit weniger Autos und weniger Mitarbeitern wird auch der Ärger kleiner. Ich selbst nehme mit meinen Kleinbussen gnadenlos nicht mehr dann an Ausschreibungen teil, wenn alle einreichen, sondern unter der Zeit, wenn alle anderen voll sind und Probleme haben. Dann kann man auch gute Preise durchsetzen.“ Flexibel zu sein, das sei die Lösung. „Für meine Begriffe müssen zehn Prozent unten rauskommen, fünf Prozent reichen nicht“, schloss er. „Macht ein Reset und fangt bei Null an.“

Gastgeber Ali Peter Papenbrock brachte dazu eine interessante Erfahrung ein: „Was uns beim Taxi den Kopf gerettet hat, war Corona. Plötzlich war ich Sonntagmorgen zu Hause, wir konnten zusammen frühstücken und hatten ein ganz anderes Leben wieder“, berichtete er. „Dadurch bin ich wieder wach geworden.“ Nun überlegen und seine Frau Ingrid intensiv, ihr Taxi Team Papenbrock, das derzeit sechs Taxen, zwei Mietwagen und einen Linienbus einsetzt, voll auf Mietwagenkonzessionen umzustellen. Freitagnacht vor der samstäglichen Veranstaltung hatte ihr Fahrer keine einzige Fahrt, weil es in Thuine und seiner Samtgemeinde Freren mit 12.000 Einwohnern in fünf Gemeinden keinen Bahnhof, kein großes Klinikum und kein Nachtleben gibt und Patienten des örtlichen Krankenhauses in der Regel von Externen gebracht und wieder abgeholt werden.

Das Taxi Team Papenbrock wurde 2005 ursprünglich als Zusammenschluss von Ali Peter Papenbrocks Mietwagenunternehmen und dem Taxiunternehmen Borchers gegründet, wie Ingrid Papenbrock damals noch hieß. Beide hielten je eine Konzession. Aus steuerlichen Gründen gab sie ihren Betrieb 2007 auf und überschrieb ihn an ihren späteren Mann. Dessen Name ist in der Region gut eingeführt, weil sich sein inzwischen verstorbener Vater als Fahrschulunternehmer sehr bekannt gewesen ist.

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