Ehrlicher Taxiunternehmer klagt über Youtube Betrüger an

Ein anonymer Taxiunternehmer schildert auf dem Videokanal, wie Arbeitszeiten manipuliert und damit zur Freude der Fahrer und Unternehmer Steuern und Sozialabgaben verringert werden.

Über nachträglich angegebene Pausen verringern Betrüger die Arbeitszeit, nach der sich Abgaben und Steuern auch der Fahrer richten. (Foto: Dietmar Fund)
Über nachträglich angegebene Pausen verringern Betrüger die Arbeitszeit, nach der sich Abgaben und Steuern auch der Fahrer richten. (Foto: Dietmar Fund)
Dietmar Fund

Trotz der Einführung des Fiskaltaxameters zahlen Taxiunternehmer unter dem Druck ihrer Fahrer und in Erwartung eines höheren Gewinns nach wie vor einen Teil der Löhne schwarz aus. Der Ansatzpunkt dafür ist eine Verringerung der erfassten Arbeitszeit, indem Bereitstellungszeiten, Leerfahren und die Anfahrt zum Kunden als Pausen deklariert werden. Dies ist nicht nur bei handschriftlich erfassten Pausen möglich, sondern auch, wenn die Fahrer über ihr Smartphone am Ende ihrer Schicht solche Zeiten als Pausen deklarieren. Die unterschiedlichen INSIKA-Dienstleister würden nicht alle diese Einzelfahrten aufzeichnen, sondern zum Teil nur Besetztfahrten.

Das schildert ein anonymer Taxiunternehmer, der seine Firma als alt eingesessenes Unternehmen bezeichnet, in einem rund 45 Minuten langen Video auf dem Kanal YouTube detailliert. Es ist über die Suchmaschineneingabe „Sozialversicherungsbetrug Taxi und Mietwagen“ zu finden. Der Beitrag zeigt und kommentiert anhand von anonymisierten Lohnabrechnungen auf Euro und Cent, wie hoch die Steuerbelastung und die Sozialabgaben sich für den Unternehmer und den Fahrer entwickeln, wenn sie entweder gesetzestreu oder manipulativ arbeiten.

In einem eigenen Kapitel erläutert der Unternehmer auch, wie Uber mit Mietwagenunternehmern zusammenarbeitet und wie wenig dabei für sie bei den horrenden „Servicekosten“ herausspringt, die Uber ihnen dafür abknöpft. Auch hier ist die Aussage klar die, dass dort der Steuer- und Abgabenhinterziehung Tür und Tor geöffnet sind.

Der lange, optisch wenig attraktive Beitrag ist nur mit Klaviermusik unterlegt und recht anstrengend. Dafür ist sein Inhalt explosiv und die Anklage des Unternehmers, die Behörden zum Handeln auffordert, deutlich. Das Urteil von taxi heute: Unbedingt hörens- und lesenswert.

Den Hinweis auf das Video gab Christian Linz, ein Mehrwagenunternehmer aus Nürnberg, beim siebten Treffen der Taxi-Erfa-Gruppe am 9. Juni 2018 in Büttgen. Er hat über die im Video angeführte E-Mail-Adresse telefonischen Kontakt zu dem Unternehmer bekommen. Ein Hinweis auf die Region, aus der er stammt, könnte ein Vergleich im Video sein, der sich auf Berlin bezieht. Entgegen eines unter deutschen Kollegen herrschenden Vorurteils hat der Kollege, der hier unlauteren Wettbewerb anklagt, laut Christian Linz übrigens einen Migrationshintergrund.

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