Autoindustrie unter Druck: Verband fordert Neustart für Elektromobilität

Die deutschen Automobilhersteller stehen vor der Herausforderung, ihre CO₂-Flottengrenzwerte einzuhalten. Um Strafzahlungen in der EU zu vermeiden, müssten die Absatzzahlen reiner Elektrofahrzeuge in diesem Jahr erheblich steigen.

Bei der Produktion von E-Fahrzeugen werden wesentlich weniger Arbeitskräfte benötigt als bei der Produktion von Verbrennern - Symbolbild der Produktion von BMW.| Foto: BMW
Bei der Produktion von E-Fahrzeugen werden wesentlich weniger Arbeitskräfte benötigt als bei der Produktion von Verbrennern - Symbolbild der Produktion von BMW.| Foto: BMW

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) erwartet einen Anstieg der Neuzulassungen von Elektro-Pkw um 53 Prozent im Vergleich zu 2024, wie auf der Jahresauftakt-Pressekonferenz in Berlin deutlich wurde. Der Verband rechnet mit insgesamt 873.000 neu zugelassenen Elektrofahrzeugen, davon 666.000 reine Batteriemodelle.

Die Rahmenbedingungen sind jedoch schwierig. Im vergangenen Jahr war der Absatz von Elektroautos um rund 25 Prozent eingebrochen, und nur 380.600 Fahrzeuge kamen neu auf die Straße. Der VDA sieht daher politischen Handlungsbedarf, insbesondere beim Ausbau der Ladeinfrastruktur. Trotz eines Zuwachses an Ladepunkten gebe es weiterhin regionale Engpässe, was die Alltagstauglichkeit von Elektrofahrzeugen beeinträchtige.

Bundesregierung plant neue Anreize

Die Bundesregierung erwägt eine gezielte Förderung für in Deutschland produzierte Elektroautos. Bundeskanzler Olaf Scholz erklärte in einem Interview, dass eine entsprechende Regelung einer Zustimmung der EU-Kommission bedürfe, eine europaweite Lösung wäre aus seiner Sicht die beste Option. Der Kauf von Elektrofahrzeugen lasse sich nicht vorschreiben, vielmehr müssten die angebotenen Modelle Verbraucher überzeugen. Scholz zeigte sich optimistisch, dass neue, ausgereiftere und günstigere Modelle das Wachstum der Elektromobilität vorantreiben könnten.

Unsicherheit durch globale Handelskonflikte

Neben den CO₂-Vorgaben belasten weitere wirtschaftliche Unsicherheiten die Automobilbranche. Der neue US-Präsident Donald Trump hat angedeutet, Einfuhrzölle auf europäische Autos zu prüfen. Gleichzeitig sieht die Industrie unzureichende politische Rahmenbedingungen, um diesen Herausforderungen zu begegnen.

VDA-Präsidentin Hildegard Müller betonte, dass das Jahr 2025 ein wirtschaftlicher Wendepunkt sein müsse. Die Branche benötige strukturelle Reformen, darunter weniger Bürokratie, niedrigere Energiepreise und eine geringere Steuerbelastung.

Markt bleibt unter Vorkrisenniveau

Für den deutschen Markt rechnet der VDA mit rund 2,8 Millionen Neuzulassungen im Jahr 2025, was dem Vorjahresniveau entspräche. Damit bliebe die Branche deutlich hinter dem Vorkrisenjahr 2019 zurück, als noch ein Viertel mehr Fahrzeuge verkauft wurden.

Die Transformation zur Elektromobilität hat zudem Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Der VDA erwartet bis 2035 einen weiteren Stellenabbau von insgesamt rund 190.000 Arbeitsplätzen, 46.000 Stellen seien bereits weggefallen. Die aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen könnten diesen Trend noch verstärken, warnte der Verband.

Müller forderte daher eine stärkere Koordination der Industriepolitik auf europäischer Ebene. Sie sprach sich für eine Energie- und Kapitalmarktunion sowie einen gemeinsamen Strommarkt innerhalb der EU aus, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilbranche langfristig zu sichern.

Quelle: VDA

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