Die Zukunft des Taxis

Der Taxi- und Mietwagenverband traf sich zur „Denkfabrik“ im beschaulichen Bad Bayersoien. Eingeladen vom Landesverband Bayerischer Taxi- und Mietwagen Unternehmer nahmen rund 30 Teilnehmer aus Verbänden, Betrieben und Medien der Taxibranche teil und diskutierten leidenschaftlich über die Zukunft des Taxis.

Die etwa 30 Teilnehmer – nicht alle schafften es aufs Gruppenfoto – führten zwei Tage intensive Gespräche über die Zukunft des Taxis in der malerischen Kulisse Oberbayerns. Bild: TMV
Die etwa 30 Teilnehmer – nicht alle schafften es aufs Gruppenfoto – führten zwei Tage intensive Gespräche über die Zukunft des Taxis in der malerischen Kulisse Oberbayerns. Bild: TMV
Thomas Kanzler
TMV Think Tank

Ziel der Veranstaltung war es, neue Ansätze für die Branche zu entwickeln, insbesondere durch Impulsvorträge, die dazu anregten, das Taxi als selbstbewusste Alternative zu Uber, Bolt und dem privaten Pkw zu positionieren. So identifizierten die Teilnehmer der zwei intensiven Diskussionstage vier zentrale Herausforderungen: mangelhafte Digitalisierung, schwache Außendarstellung, Zersplitterung der Verbände und Systeme sowie das Fehlen einer einheitlichen App für Kunden.

Einige Redner betonten die Notwendigkeit, diese Probleme aus der Branche selbst heraus zu lösen, ohne auf externe Hilfe angewiesen zu sein. So berichtete Thomas Sell von Hansafunk über digitale Fortschritte in Hamburg, wie das Projekt „Zukunftstaxi“ und die Einführung einer digitalen Festpreislösung. Er berichtete, dass in Hamburg mit Unterstützung von Verwaltung und Politik schon etwa 700 von insgesamt 3.000 Taxis in der Hansestadt lokal CO2-neutral unterwegs seien. Moritz Heilfort, Wirtschaftspsychologe, schlug vor, soziodemografische Zielgruppenanalysen durchzuführen, um die Branche besser auf die Bedürfnisse der Kunden auszurichten. Die Schulung von Fahrern wurde ebenfalls als dringendes Thema erkannt, insbesondere die Verbesserung der Ortskenntnisse und die Nutzung von Bewertungsmechanismen zur Qualitätssteigerung. Zudem wurde die fehlende flächendeckende Akzeptanz von Kartenzahlungen als ein weiteres Defizit der Branche benannt, das dringend angegangen werden müsse.

Thomas Kanzler, Chefredakteur der taxi heute, legte dar, dass die Taxi-Branche in seinen Augen geschlossener auftreten müsse und es einer Lösung bedarf, eine einheitliche digitale Plattform zu schaffen, um gegen Uber und Co. antreten zu können. Zudem sollten sich die Taxi-Unternehmer ihres positiven Images bewusster werden und das auch gezielt bewerben.

Allgemeine Kritik gab es auch an der fehlenden Kooperation zwischen verschiedenen Softwareanbietern, die die Arbeit der Fahrer erschwere. Eine einheitliche App, die in allen Systemen funktioniert, wurde als notwendig erachtet, um den Anforderungen des Marktes gerecht zu werden. Auch Alexander Mönch von Free Now hob hervor, dass eine Zusammenarbeit zwischen Taxiunternehmen und Vermittlern notwendig sei, um gegenüber Uber und Co. bestehen zu können. Man suche in Hamburg gemeinsam mit Hansataxi die Kooperation mit dem ÖPNV, um in Schwachlastzeiten die Stadtbusse durch Taxis ersetzen zu können. Das Taxi sei „der Verkehrspartner, mit dem sich enorme Mengen an CO2 einsparen lassen.“

Schließlich warnte Christian Linz vom bayerischen Landesverband vor den Herausforderungen, denen die klassische Taxizentrale gegenübersteht, und betonte, dass die Branche sich bewegen müsse, um nicht ins Abseits zu geraten. Hamburg wird zudem eine Imagekampagne in den sozialen Medien starten, um das Taxi für jüngere Kunden attraktiver zu machen.

Leidiges Thema Kleine Fachkunde

Die Verzögerung der „Kleinen Fachkunde“ für Taxi- und Mietwagenfahrer durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) wurde auch thematisiert. Trotz der 2021 eingeführten Pflicht zur Fachkunde im Rahmen des novellierten Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) gibt es nach drei Jahren noch keine bundesweite Regelung. Stattdessen hat Hamburg eine eigene Prüfung eingeführt, die von Verbandsvertretern abgenommen wird, um das rechtliche Vakuum zu füllen. Thomas Grätz, Berater des TMV, sprach sich klar für die Einführung der Fachkunde aus, um Vertrauen bei Fahrgästen zu schaffen und die Qualifikation der Fahrer zu sichern. Gleichzeitig wurde Kritik laut, dass Fahrer, die bereits seit drei Jahren ohne Prüfung unterwegs sind, sich gegen die nachträgliche Einführung wehren könnten. Grätz betonte jedoch die rechtlichen Risiken für Unternehmer, die Fahrer ohne gültige Prüfung einsetzen.

Einige Teilnehmer forderten eine stärkere Kontrolle der Unternehmerprüfung, da mangelnde Qualifikation auch bei diesen festgestellt wurde. Zudem wurde die frühere Ortskenntnisprüfung als Qualitätsmerkmal vermisst. Die Diskussion machte deutlich, dass die Branche auf klare Regeln wartet, während Hamburg mit einer eigenen Lösung vorangeht. Einig waren sich alle, dass eine große Gefahr von den Plattformbetreibern Uber und Co. ausgeht. Jürgen Hartmann verdeutlichte mit Beispielen, wie, wo und wann Uber regelmäßig gegen Gesetze verstoße und Sozialdumping betreibe.

Der erste Think Tank des TMV wühlte die Sorgen und Nöte der Taxi-Branche auf, sucht Lösungen für die Zukunft, bot viel Raum für spannende Gespräche und Diskussionen – und machte Lust auf den nächsten Think Tank 2025 – dann, laut Christian Linz „wahrscheinlich irgendwo im frankischen“. tk

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Artikel Die Zukunft des Taxis
Seite 12 bis 13 | Rubrik Gewerbepolitik
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