Thema des Monats

Finger weg von der Werkstatt-Flatrate!

Thema des Monats November 2009

Es klingt verlockend: Der Taxiunternehmer bezahlt einen Festpreis – je nach Fahrzeugtyp zwischen 30 und 40 Euro je Monat - und muss sich fortan keine Sorgen mehr über hohe Werkstattrechnungen machen. Die werden vom Anbieter einer Werkstatt-Flatrate im Gegenzug übernommen. Soweit die Theorie. Zielgruppe dieses Angebotes von Fide´s Finanz Mein-Autobase sind unter anderem die deutschen Taxi- und Mietwagenunternehmer. Alleine diese Tatsache lässt schon erhebliche Zweifel an der Seriosität der Werkstatt-Flatrate aufkommen. Sind es nicht genau die Autos der Taxi- und Mietwagenunternehmer, die oft rund um die Uhr unterwegs sind und die besonders hohe Werkstattkosten verursachen? Und diese Sorgen soll der Unternehmer auf einen Schlag los sein – für gerade mal 30 bis 40 Euro im Monat? Klingt zu schön, um wahr zu sein. Und das ist es auch.

Leider haben sich bisher offenbar schon mehrere Taxler verleiten lassen, Mein-Autobase ihren Quartals- oder gar Jahres-Beitrag im Voraus zu überweisen. Das alles wäre ja nicht weiter problematisch – würde sich der Anbieter an sein Versprechen halten, das da lautet: Mein-Autobase übernimmt die Kosten für sämtliche Werkstattreparaturen, Reifenschäden bis zu einer Profiltiefe von 4 Millimetern, Ölwechsel, Bremsscheiben, Bremsbeläge, Glühbirnen, Wischerblätter, Batterien sowie die Gebühren für Hauptuntersuchung. Im ersten
Jahr noch bis zu einer bestimmten Leistungsgrenze (in einem uns vorliegenden Fall 822 Euro für einen VW Touran). Ab dem zweiten Jahr soll diese Grenze aber ganz wegfallen! Unbegrenzte Reparaturen zum Festpreis also. Und das ganz unkompliziert: Einfach die Werkstattrechung schicken und das Geld kommt innerhalb von 72 Stunden.

Doch so reibungslos läuft die Angelegenheit in der Praxis offenbar leider nicht ab. Manche Werkstatt wartet noch heute auf ihr Geld. In anderen Fällen wurde die erste Rechnung bezahlt, ab der zweiten gab es aber schon Schwierigkeiten. Beispielsweise landete das Geld angeblich auf dem falschen Konto. Alternativ wurde ein Verrechnungsscheck geschickt, der natürlich nie ankam. Und so weiter.

Den Schwarzen Peter hat in einem solchen Fall natürlich der Taxiunternehmer, denn er hat den Vertrag mit Mein-Autobase geschlossen – nicht die Werkstatt. Und letztere möchte nach erbrachter Leistung selbstverständlich ihr Geld. Natürlich vom Taxiunternehmer, denn der hat sie ja schließlich beauftragt. Leider scheint es sich bei den Zahlungspannen nicht um bedauerliche Ausnahmefälle zu handeln. Im Zuge unserer Recherchen drängte sich uns mehr und mehr der Eindruck auf, dass es sich bei der so genannten Werkstatt-Flatrate schlichtweg um Betrug mit System handelt.

Gerne hätten wir den Anbieter selbst zu Wort kommen und seine Sicht der Dinge darlegen lassen. Leider unmöglich: Telefonisch ist niemand zu erreichen und die Domain mein-autobase.eu ist nicht mehr aufrufbar. Und auch beim Betriebssitz, einer Duisburger Adresse, ist niemand anzutreffen. Sollte da etwa mit dem Geld der gutgläubigen Taxiunternehmer ausgeflogen sein? Es sieht ganz danach aus.

Unsere Recherchen haben ergeben: Hinter Mein-Autobase steckt der Unternehmer Stephan Schroer. Und der ist offenbar schon zuvor unangenehm in Erscheinung getreten.

Die InterTel-Group Stephan Schroer warb einst mit einem Konzept, das einem angesichts des neuesten Werkstatt-Angebots irgendwie bekannt vorkommt: Motto: Zahlen Sie eine einmalige Gebühr und wir schützen Sie. Im Fall der InterTel-Group sollten die Gutgläubigen zu 100 Prozent vor unerwünschten Werbeanrufen geschützt werden, wenn sie einen einmaligen Beitrag entrichteten. Das berichtete die Zeitschrift Finanztest in ihrer Ausgabe 08/2008. Das Angebot, das natürlich absolut unrealistisch ist, wurde übrigens ganz dreist per Telefon unterbreitet.

Zurück zur Werkstatt-Flatrate: Mein-Autobase ist nun also offenbar auch schon wieder Geschichte. Nach unseren Informationen werden bzw. wurden bis vor wenigen Wochen trotzdem noch Taxiunternehmer für das Werkstatt-Angebot angeworben.

Wir möchten alle Unternehmer deshalb dringend davor warnen, sich darauf einzulassen!

Und natürlich müssen auch die bereits Geschädigten zu ihrem Recht bzw. Geld kommen. Zu diesem Zweck erstattete ein Kölner Taxiunternehmer, der schon seit mehreren Monaten vergeblich auf sein Geld von Mein-Autobase wartet (Name ist der Redaktion bekannt), vor wenigen Tagen Anzeige bei der zuständigen Staatsanwaltschaft Duisburg. Betroffene Taxiunternehmer können sich der Klage anschließen (Aktenzeichen: 341 Js 1635/09). Möglicherweise wird erst dann bekannt, in welchem Ausmaß das Taxigewerbe von dem so verlockend klingenden Angebot geschädigt wurde.

(sk)
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