Ausverkauf der Mercedes Autohäuser – auch Interessenten aus China

Der Stuttgarter Automobilkonzern steht kurz vor dem Verkauf seiner Autohäuser. Mercedes Chef Ola Källenius möchte den Autobauer profitabler machen - 8.000 Mitarbeiter in 80 Betrieben sind betroffen.

Mercedes möchte den Gewinn steigern und Niederlassungen verkaufen.| Foto: dpa_Bernd Weißbrod
Mercedes möchte den Gewinn steigern und Niederlassungen verkaufen.| Foto: dpa_Bernd Weißbrod
Thomas Kanzler

Anfang des Jahres hatte Källenius verkündet, 80 Autohäuser des Unternehmens mit insgesamt 8.000 Mitarbeitern auf den Prüfstand zu stellen. Wenn die Marge zu niedrig ist, kommt ein Verkauf in Betracht. Seit Wochen verhandelt der Konzern mit den Arbeitnehmervertretern um die Rahmenbedingungen des Verkaufs. IG Metall und Betriebsrat möchten dem aber nicht kampflos zustimmen und fordern einen „Nachteilsausgleich“ in sechsstelliger Höhe für jeden Beschäftigten.

Arbeiter protestieren für Autoverkäufer

Da die IG Metall zwar viele Mitglieder in den Fabriken aber nicht in den Autohäusern hat, veranstaltet die Gewerkschaft heute einen bundesweiten Protesttag unter dem Motto „Wir halten zusammen“. Wo es Mercedes-Produktionswerke und Niederlassungen gibt – Untertürkheim, Sindelfingen, Rastatt, Bremen, Düsseldorf und Berlin – will die Gewerkschaft Stärke zeigen.

Arbeitsplätze in den Autohäusern sollen erhalten bleiben – bis mindestens 2029

In den Autokonzernen ist die IG Metall ein durchaus machtvoller Faktor, bei Mercedes setzte die Gewerkschaft ein Verbot betriebsbedingter Kündigungen bis 2029 durch. Das Management des Autokonzerns erklärte, die Arbeitsplätze in den Autohäusern seien ebenfalls sicher. Von den Käufern der Mercedes-Niederlassungen werde eine ähnliche Arbeitsplatz-Zusage wie bei den „Kollegen am Band“ erwartet.

Etwa fünf Jahre oder 60 Monate währt der Kündigungsschutz noch. Die Arbeitnehmervertreter entwickelten deshalb die spezielle Forderung „60 plus 60“ als „Nachteilsausgleich“. Demnach soll jeder Mitarbeitende in einer Niederlassung, die verkauft wird, einen Ausgleich bekommen, der sich aus einem Sockelbetrag von 60.000 Euro sowie 60 Monatsgehältern zusammensetzt.

Kein Verkauf an Finanzinvestoren – und kein Verkauf „im Paket“

Källenius betonte, dass Investitionsbereitschaft und unternehmerisches Konzept bei der Auswahl der Investoren zähle. Zudem erwarte er eine „Aufgeschlossenheit gegenüber Arbeitnehmervertretungen“. Der Verkauf an Finanzinvestoren sei nicht geplant, ebenso solle es keine Schließung von Standorten geben.

„Die Standorte werden nicht gesamthaft an einen Erwerber übergeben“, erklärte Mercedes.

Allein in Berlin betreibt der Automobilkonzern sieben Niederlassungen mit über 1.200 Mitarbeitern. Hier setzt sich die IG Metall für die Vergabe an einen neuen Besitzer ein. Die Gewerkschaft könnte sich dann bei Tarifvertrag und Kündigungsschutz mit einem Betreiber auseinandersetzen.

„Um auch im Zeitalter der Digitalisierung und Elektromobilität das beste Kundenerlebnis zu bieten, optimieren wir die Vertriebsstrukturen“, so die Stuttgarter Konzernführung. „Nach guten Erfahrungen in anderen europäischen Märkten prüfen wir nun auch in Deutschland, wie wir unsere Niederlassungen eigenständiger aufstellen können. Unser Ziel ist ein Verkauf an erfahrene und renommierte Händlergruppen.“

Chinesisches Unternehmen größter Mercedes Händler der Welt

Ein deutsches Tochter-Unternehmen des Konzerns Lei Shing Hong (LSH) übernahm schon vor neun Jahren 18 Vertriebsstandorte mit rund 1.400 Mitarbeitern in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. LSH ist der größte Mercedes-Händler der Welt und ist mit dem Stuttgarter Autobauer eng verbunden. Die Stuttgarter unterstützen den Konzern aus Hongkong 2017 mit einem dreistelligen Millionen-Betrag und sitzen seitdem bei dem chinesischen familiengeführten Unternehmen im Aufsichtsrat.

Unter den Interessenten an den Mercedes Niederlassungen gebe es laut Stuttgarter Konzernspitze auch chinesische Auto-Hersteller. Mit wettbewerbsfähigen Elektroautos werden chinesische Hersteller immer stärker auf dem deutschen Markt. Was fehlt, ist eine leistungsfähige Vertriebsstruktur – und die könnte man sich nun bei der Marke mit dem Stern einkaufen.

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