Landesregierung tauscht E-Dienstwagen aus

(dpa/lhe/fn) Nach dem Wechsel von Schwarz-Grün auf Schwarz-Rot gibt es teils auch Veränderungen in der Dienstwagenflotte der Ministerien - von E-Antrieb auf Hybrid. Der Klimabeirat spart nicht mit Kritik.

Das Kabinett unter Boris Rhein (v.r., CDU), Ministerpräsident von Hessen, steht für ein Gruppenfoto in der Staatskanzlei Spalier. (Foto: Andreas Arnold/dpa)
Das Kabinett unter Boris Rhein (v.r., CDU), Ministerpräsident von Hessen, steht für ein Gruppenfoto in der Staatskanzlei Spalier. (Foto: Andreas Arnold/dpa)
Franziska Neuner

Nach dem Wechsel in der hessischen Landesregierung von Schwarz-Grün auf Schwarz-Rot schrumpft die Zahl der Elektrofahrzeuge in den Reihen der Minister-Dienstwagen. Unter anderem Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori (SPD) ist nach seinem Amtsantritt von dem vollelektrischen Mercedes des Vorgängers Tarek Al-Wazir (Grüne) auf einen Audi A8 Hybrid umgestiegen.

„Ich stehe für die Mobilitätswende und für den Schutz meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Deswegen setze ich derzeit auf Hybridfahrzeuge für eng getaktete Langstrecken und auf Stromer für kurze und mittlere Distanzen“, erklärte Mansoori auf Anfrage.

Dienstwagen sind in der Regel Leasingfahrzeuge.

„Ehrlichkeit, Pragmatismus und Technologieoffenheit tun der Debatte über Antriebstechnologien gut“, argumentierte der Minister. „Mit dem technischen Fortschritt wird die E-Mobilität noch praktikabler werden.“

Auch andere Ressortchefs haben gewechselt oder planen dies. Zunächst hatte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ über das Thema berichtet.

Klimabeirat kritisiert Landesregierung - falsches Signal

Der wissenschaftliche Klimabeirat Hessen kritisierte die Rückumstellung von E-Autos auf Hybridfahrzeuge.

„Das ist ein Rollback beim Klimaschutz. Hessen wird so seiner proklamierten Vorbildrolle nicht gerecht“, erklärte der Vorsitzende, Professor Sven Linow.

Angesichts der Dringlichkeit, die Elektromobilität zu fördern, sei das ein falsches Signal.

„Elektro-Pkw weisen das geringste Treibhauspotenzial auf und sind im Bereich der Effizienz damit Benzin- und Diesel-Pkw, anderen Alternativen sowie insbesondere Hybridantrieben überlegen.“

Linow mahnte, es dürfe nicht suggeriert werden, dass E-Dienstwagen nicht praktikabel seien.

„Zahlreiche Unternehmen stellen bereits ihren gesamten Fuhrpark auf 100 Prozent elektrisch um.“

Der Klimabeirat wurde im April 2023 von der hessischen Landesregierung berufen. Er ist ein unabhängiges Beratungsgremium für Klimaschutz und Klimaanpassung.

 

Wirtschaftsministerium verweist auf lange Ladezeiten 

„Vollelektrische Pkw verfügen weiterhin über eine begrenzte Reichweite“, argumentierte dagegen das Wirtschaftsministerium. „Die Ladezeiten sind hingegen je nach Ladesäule sehr lang.“ Dies habe in den vergangenen Monaten dazu geführt, dass die Fahrer der Dienstwagen in ihren Pausen und nach Feierabend aufladen mussten, um die teils sehr weiten Strecken zu bewältigen. „Dieses Vorgehen war sehr belastend für die Fahrer und damit nicht geeignet für die Pkw der Hausleitung.“

In der Dienstwagenflotte des Ministeriums sind neben vier vollelektrischen BMW i5 eDrive40 mehrere weitere Hybridfahrzeuge.

Auto mit Plug-In-Hybrid bestellt

Landwirtschaftsminister Ingmar Jung (CDU) fährt - noch - mit dem BMW i7 xDrive60 mit rein elektrischem Antrieb seiner Vorgängerin Priska Hinz (Grüne). Jedoch ist nach den Aussagen einer Sprecherin ein Audi A8 L 60 TFSI e quattro mit einem Plug-In-Hybridantrieb bestellt.

„Die Gründe liegen in der begrenzten Reichweite sowie der langen Ladezeiten. Aufgrund regelmäßiger Dienstfahrten in Regionen mit wenig Ladeinfrastruktur hat sich das vorhandene Dienstfahrzeug nicht bewährt.“

In der Flotte des Hauses gibt es neben Hybridfahrzeugen auch sechs VW iD4 mit rein elektrischem Antrieb.

Sozialministerin Hofmann weiter vollelektrisch unterwegs

Auch Kulturminister Timon Gremmels (SPD) nutzt nach den Worten seines Sprechers einen Audi A8 60 TSFI e quattro Plug-In-Hybrid. Bei Amtsantritt habe der vollelektrische Mercedes-Benz EQE 500 4Matic der Vorgängerin Angela Dorn (Grüne) zur Verfügung gestanden.

Für den Wechsel auf die neue Antriebsart habe es mehrere Gründe gegeben, erläuterte der Sprecher und verwies unter anderem auf den Wohnort des Ministers in Nordhessen. Ein normaler Tagesablauf mit diversen Außenterminen sei mit einem vollelektrischen Fahrzeug ohne längere Ladepausen nicht oder nur schwer möglich gewesen. Die Dienstwagenflotte bestehe aus fünf Hybridfahrzeugen und einem vollelektrischen Wagen.

Sozialministerin Heike Hofmann (SPD) nutzt dagegen weiter den vollelektrischen BMW i5 M60 xDrive, der nach den Worten eines Ministeriumssprechers noch während der Amtszeit ihres Vorgängers Kai Klose (Grüne) beschafft wurde.

Manche Dienstwagen müssen spezielle Sicherheitsvorgaben erfüllen 

Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) fährt laut Aussage seines Sprechers mit einem Audi A8L 50 TDI quattro Diesel, Europaminister Manfred Pentz (CDU) einen BMW 750e xDrive (Benzin/Hybrid). Familienministerin Diana Stolz (CDU) nutzt nach Angaben einer Sprecherin derzeit einen BMW 740d xdrive, einen Diesel.

„Das Fahrzeug ist eine Übergangslösung bis die bestellte Hybridversion geliefert wird.“

In der gemeinsamen Fahrbereitschaft mit dem Sozialministerium stehen aktuell fünf Dieselfahrzeuge bereit.

Sicherheit und spezielle Anforderungen

Innenminister Roman Poseck (CDU) wird in einem Audi A8 Diesel gefahren. Die Sprecherin verwies auf Sicherheitsaspekte, die berücksichtigt werden müssten und besondere Anforderungen an das Fahrzeug bedeuteten.

„Bei jeder Beschaffung eines Dienstfahrzeugs werden grundsätzlich auch alternative Antriebssysteme geprüft“, erläuterte sie. „Jedoch scheiden diese Fahrzeuge bisher wegen der noch zu geringen Reichweite aus.“

Hinzu käme der polizeiliche Ausbau der Fahrzeuge mit zusätzlichem Platzbedarf. Die Dienstwagenflotte des Innenministeriums besteht insgesamt aus E-, Hybrid- und Verbrenner-Fahrzeugen.

In Dienstwagenflotte auch Verbrenner und E-Autos

Justizminister Christian Heinz (CDU) fährt dienstlich einen Audi A8 L 55 TFSI quattro, einen Verbrenner. Außerdem gibt es im Fuhrpark sechs weitere Dienstfahrzeuge, darunter ein Elektrofahrzeug und fünf Verbrenner. Digitalministerin Kristina Sinemus (CDU) ist in einem Audi A8L 55 TFSI quattro unterwegs. Es sei ein Benziner, da damals bei Audi kein Hybrid bestellbar war, erläuterte ein Sprecher.

Ihr neues Fahrzeug mit Lieferung voraussichtlich Ende 2024 werde - wie der frühere Dienstwagen - ein Hybrid. Finanzminister Alexander Lorz (CDU) nutzt einen Mercedes-Benz S 580e mit Hybridantrieb. Die sechs weiteren Dienstfahrzeuge sind nach Angaben eines Sprechers elektrisch, beziehungsweise hybrid angetrieben. Kultusminister Armin Schwarz (CDU) fährt dienstlich ein Hybridfahrzeug, in der Dienstwagenflotte gibt es auch Verbrenner und E-Autos. 

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