Nio weitet Batterie-Upgrade auf Europa aus und macht PSS netzdienlich

Je nach Bedarf lässt sich bei den Chinesen eine 100-kWh-Batterie statt 75-kWh-Standard-Akku buchen, die auch für längere Trips taugt. Dabei zahlt man für den Batterieservice ab 169 Euro monatlich und erst für das Upgrade 289 Euro. Darüber hinaus arbeitet der Hersteller an der netzdienlichen Integration der Akkutauschstationen. 

Ex und hopp: Nur drei Minuten soll das Upgrade auf einen 100-kWh-Speicher an einer Power Swap Station dauern. | Foto: NIO
Ex und hopp: Nur drei Minuten soll das Upgrade auf einen 100-kWh-Speicher an einer Power Swap Station dauern. | Foto: NIO
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Der chinesische E-Autohersteller Nio hat den Rollout des flexiblen Batterie-Upgrades in Europa gestartet. Nach dem laut Anbieter erfolgreichen Launch in China ist der Service nun auch in Deutschland, den Niederlanden, Norwegen und Schweden verfügbar. Nutzende, die Battery-as-a-Service (BaaS) buchen, können damit die Möglichkeit, beim Batterietausch an einer der NIO Power Swap Stations (PSS) bei Bedarf auf Monatsbasis buchbar eine Batterie mit höherer Reichweite anstelle der Standard-Batterie (75 kWh Kapazität) zu wählen. Dabei lässt sich die leere Batterie in rund drei Minuten vollautomatisch gegen eine bereits zu 90 Prozent geladene Batterie zu tauschen (swappen). Dieser schnelle und bequeme Batterietausch soll damit das klassische Laden an der Wallbox oder der Schnellladesäule ergänzen. Bis zu 30 Prozent mehr Reichweite lassen sich mit der Long-Range Batterie (100 kWh Kapazität) erzielen und die Kapazität an die Reisepläne, beispielsweise Urlaube oder lange Geschäftsreisen anpassen. Der Anbieter bewirbt den Service als eine kostengünstige Alternative für alle, die nur wenige Male im Jahr eine höhere Reichweite benötigen und die deshalb keine Long Range-Batterie benötigen.

Innerhalb des BaaS Systems fallen somit für die Standard Range Batterie monatlich 169 Euro an, mit dem flexiblen Batterie-Upgrade zahlen User dann erst bei Nutzung der Long-Range Batterie monatlich 289 Euro, nur für den Zeitraum, in dem sie die größere Batterie nutzen. Einmal aktiviert steht Usern das für alle Modelle verfügbare Upgrade einen Monat lang zu Verfügung und kann dann verlängert werden.

„Mit dem flexiblen Batterie-Upgrade profitieren europäische NIO User davon, frei entscheiden zu können sowie Komfort und Sorglosigkeit in Bezug auf ihre Reichweite zu genießen – und das alles zu niedrigeren Kosten“, skizziert Kajsa Ivansson Sognefur, Head of NIO Power Europe.

Der neue Service ist je nach Verfügbarkeit maximal einen Tag im Voraus über die eigene App buchbar. Am nächsten Tag erhält man eine geladene Batterie mit großer Reichweite an einer Power Swap Station im jeweiligen Land. Der Hersteller garantiert die Leistung, Sicherheit und Zuverlässigkeit. 

„Im Alltag benötige ich die zusätzliche Reichweite in meiner jetzigen Lebenssituation nicht und sehe den Vorteil des Upgrades daher vor allem für Reisen“, zitiert der Hersteller den Nio-Fahrer Kai Scheffler, der in einem Pilotprogramm den Wechsel bereits vor dem Rollout am 3.12. testen konnte.

Die Einführung des flexiblen Batterie-Upgrades fällt mit dem 100.000sten Batterietausch des Herstellers in Europa zusammen. Man sieht sich in der langfristigen Strategie bestätigt.

„Wissen User den Komfort und die Zeitersparnis durch das Tauschen von Batterien erst einmal zu schätzen, wird es schnell zu ihrer bevorzugten Lösung. Mit 58 aktiven und weiteren geplanten Power Swap Stations in Europa sowie unserem neuen flexiblen Upgrade-Service haben User mehr Zeit für die wichtigen Dinge auf Reisen", wirbt Ivansson Sognefur.

In China ermöglicht der Hersteller bereits eine flexible Nutzung von Batteriekapazitäten, bei der User täglich, wöchentlich oder monatlich zwischen verschiedenen Batteriegrößen wie Standard, Long-Range oder Ultra-Long-Range wechseln können. Dies führe dazu, dass sich die meisten User im Alltag heute schon für die kostengünstigere Standard-Range-Batterie entscheiden und bei Bedarf temporär auf größere Batterien upgraden.

NIO Power Grid Services: Zukunftssichere Netzstabilität

Neben dem bequemen Batterietausch sieht das E-Auto-Start-up den zukünftigen Stromhandel und Netzdienstleistungen in Europa als zusätzlichen Nutzen der PSS. Mit seinen Power Grid Services trage man mit einer intelligenten Ladeplanung dazu bei, das lokale oder regionale Energienetz zu entlasten und zu stabilisieren: Jede PSS lädt die gelagerten Batterien in einem optimalen Tempo und zu Tageszeiten, die für die verfügbare Netzkapazität am günstigsten sind – in der Regel nachts. Die PSS können zudem auf plötzliche Versorgungsschwankungen reagieren, die mit der zunehmenden Einspeisung erneuerbarer Energien wie Wind- und Sonnenenergie einhergehen. Bei einem Energieüberschuss laden sie die eingelagerte Batterie auf, bei hoher Netzbelastung reduzieren die PSS automatisch den Strombedarf. Dieses intelligente Management der Energieressourcen erhöht langfristig den Anteil an erneuerbaren Energien, führt zu stabileren Strompreisen und einem widerstandsfähigeren, zukunftssicheren Netz, wirbt der Anbieter weiter.

2024 haben die Chinesen ihre Ladeinfrastruktur stark ausgebaut und in einem ersten Schritt den Netzdienst nun an der PSS Sulzbach den unidirektionalen Netzdienst eingeführt Eine unidirektionale PSS ist für einen einseitigen Energiefluss ausgelegt: Sie lädt die gelagerten Batterien auf, gibt jedoch keine Energie an das Netz zurück. Damit beschränkt sich ihre Rolle bei der Netzinteraktion und der Frequenzregulierung in erster Linie darauf, die Anpassung der Netzfrequenz nach unten zu unterstützen, indem sie die Ladeleistung erhöht. Die PSS Sulzbach bei Frankfurt/Main testet jedoch bereits bidirektionale Netzdienste: Ziel in einem weiteren Schritt ist sowohl das Laden von Batterien als auch die Rückspeisung von Energie in das Netz, an dem das Unternehmen aktuell für ganz Europa arbeitet.

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