Elektro-Golf als Vorbild für den Passat

Der VW e-Golf hat einen überzeugenden Elektroantrieb, den man sich gut im neuen Passat vorstellen könnte – sofern denn die Reichweite passt.
Dietmar Fund

Leise ohne Schaltrucke durch die Stadt stromern, bei Bedarf auch „mit Schmackes“ überholen: Das sind die Vorzüge des neuen e-Golf, den Volkswagen im März 2014 im Rahmen zweiter E-Mobilitätswochen in Berlin vorgestellt hat. Bei ersten Proberunden durch die Bundeshauptstadt konnte man ausprobieren, wie sich drei Fahrmodi und vier Stufen der Bremsenergie-Rückgewinnung im Stadtverkehr auswirken.

Nach dem konventionellen Dreh des Zündschlüssels signalisiert der „Stromer“ Startbereitschaft. Mit dem gewohnten Wählhebel legt man die Fahrstufen D ein und geht aufs Gas. Wer das beherzt tut, legt einen Kavalierstart hin, denn der Elektromotor stellt sein Drehmoment von 270 Newtonmetern schon ab dem Start bereit. Im normalerweise aktivierten Fahrprogramm „Normal“ stehen dieses Drehmoment und die Höchstleistung von 85 kW/115 PS bereit.

In der mittleren Stufe „Eco“ werden die Leistung auf 70 kW und das Drehmoment auf 220 Newtonmeter beschränkt und die Gaspedal-Charakteristik so angepasst, dass man verhaltener beschleunigt. Die Leistung der Klimaautomatik wird verringert. Das reicht immer noch für ein flottes Mitschwimmen im Stadtverkehr und verringert den Stromverbrauch. In der sparsamsten Stufe „Eco+“ ist der e-Golf auf 55 kW und 175 Newtonmeter begrenzt. Außerdem wird noch die Klimaautomatik abgeschaltet. Wer in den Sparstufen unterwegs ist, kann mit einem Kickdown die volle Leistung abrufen.

Sobald die Batteriekapazität auf 20 Prozent sinkt, wird der Eco-Modus aktiv. Ab einem Abfall auf 12,5 Prozent geht es im Eco+-Modus weiter. Solche Maßnahmen sind nötig, um die mit maximal 190 Kilometern begrenzte Reichweite maximal auszunutzen, bevor die Akkus ganz entleert werden. Volkswagen spricht von Reichweiten zwischen 130 und 190 Kilometern, die je nach Streckenprofil, Fahrtstil und Außentemperaturen möglich sein sollen. Begrenzt ist die Reichweite in erster Linie durch den Platzbedarf der Akkus, die im Boden unterhalb der Sitze und des Mitteltunnels untergebracht sind. Gekühlt werden sie über den Unterboden und nicht über Luftöffnungen.

Wie weit der Fahrer kommt, hängt auch davon ab, wie flexibel er den Wagen entweder ganz ohne Bremsenergie-Rückgewinnung („Rekuperation“) rollen lässt oder ob er beim Lupfen des Gasfußes eine Verzögerung über eine von drei Rekuperationsstufen vorwählt. Zwischen ihnen wechselt man durch Antippen des Wählhebels in der Mittelkonsole. Eine rein elektrische Abbremsung bis zum Stillstand ist durch das Heranziehen des Hebels in der Stufe B möglich. In der Praxis wird ein guter Fahrer vorausschauend im Modus D rollen, den Schwung des leer 1.585 Kilogramm schweren Fünfsitzers nutzen und erst dann eine der vier Rekuperationsstufen aktivieren, wenn er sieht, dass er abbremsen oder anhalten muss.

Im so genannten Modularen Quer-Baukasten des Konzerns ist auch ein Plug-in-Hybrid namens Golf GTE vorgesehen, der noch nicht ganz serienreif ist. Bei ihm ist ein TSI-Benziner mit einem Elektromotor und einem Sechsgang-DSG mit nassen Kupplungen verbunden. Beide Motoren können den Golf GTE einzeln oder miteinander antreiben. Das rein elektrische Fahren beschränkt sich in diesem Fall auf wenige Kilometer.

Aufgrund des Baukastens wären sowohl der reine Elektroantrieb als auch der Hybridantrieb leicht auf die nächste Generation des VW Passat übertragbar, die bereits in den Startlöchern steht. Ob sie dort kommen, sei aber eine Frage der Nachfrage, hieß es bei der Präsentation. Wahrscheinlich würde ein Hybridantrieb besser zu einem Taxi-Einsatz passen, denn die Ladezeiten sind beim e-Golf noch beträchtlich: Das Akku-schonende Laden an der heimischen 230-Volt-Steckdose dauert 13 Stunden, mit einer „Wallbox“ geht es aufgrund ihrer höheren Ladekapazität in 8 Stunden. Die Schnellladestationen aber, die in 30 Minuten 80 Prozent der Kapazität auffüllen, darf man jeweils höchstens siebenmal hintereinander nutzen, sonst könnte die Lebensdauer der Akkus beeinträchtigt werden. Für die Batterien, die man mit dem Kaufpreis bezahlt, gibt Volkswagen 8 Jahre oder 160.000 Kilometer Garantie.

Joachim Lindecke, Taxi-Ansprechpartner für die Pkw der Marke Volkswagen, sieht aufgrund der Reichweite, der Ladezeiten und des Anschaffungspreises aktuell noch ein minimales Absatzvolumen für Elektromodelle. Er beobachtet den Markt aber aufmerksam.

Logobanner Liste (Views)