Im Januar 2017 haben sich bei den Taxiprofis in Nürnberg fast ein Dutzend Mehrwagenunternehmer zum ersten Mal getroffen, um unterei- nander ihre Erfahrungen auszutauschen. Nachdem alle beim ersten Treffen einige steuerliche Aspekte klären und betriebliche Tipps mit nach Hause nehmen konnten (worüber taxi heute in der Ausgabe 3-4/2017 berichtete), vereinbarten die Teilnehmer bei ihrer „Gründungsversammlung“, sich reihum im Abstand von rund drei Monaten zu treffen.
Das zweite Erfa-Treffen fand auf Einladung von Sascha Päffgen von der Taxi 2000 GmbH & Co. KG in Köln statt. Als Teilnehmer war bis dahin der Taxi- und Mietwagenunternehmer Helmut Betz aus Dortmund dazugestoßen. Er nennt seinen Betrieb Helmut Betz Dienstleistungen OHG und war dank taxi heute auf die Erfa-Gruppe aufmerksam geworden. Betz lieferte aus der gelb-schwarzen Stadt entsprechenden Input. Auch hier war wieder festzustellen, dass die Interessenlage größerer Mehrwagenbetriebe städteübergreifend identisch ist.
Beim Kölner Termin ließ sich Peter Köhl aus München durch seinen Geschäftsführer Christoph Albrecht vertreten. Er ist als Software-Fachmann des Taxiprogramms ZIPPUS in der mobilen Branche schon ein Begriff. Taxameter-Spezialist Jürgen Weberpals deckte den technischen Bereich der Veranstaltung mit seinem fundierten Wissen zum aufstrebenden Taxameterhersteller Semitron ab und sorgte mit seinem unverwechselbaren rheinischen Frohsinn für eine angenehme Gesprächsrunde und den einen oder anderen Lacher. Weberpals hatte kurz vorher alle 13 Fahrzeuge der Firma Taxi Hillmann GmbH aus Dormagen mit dem Komplettprogramm von Semitron ausgestattet und Iris Hillmann-Hardt konnte hier „aus dem Nähkästchen plaudern“. Hillmann hat neben dem Taxibetrieb auch ein Busunternehmen.
Gastgeber Sascha Päffgen informierte die Teilnehmer über seine Kölner Erfahrungen und insbesondere über den „freiwilligen“ Einsatz des INSIKA-Verfahrens für alle seine Taxen, was die Runde sehr interessierte. Neben Robert Deifts, Geschäftsführender Gesellschafter der prima clima mobil GmbH in Hamburg, ist er der einzige aus der Erfa-Gruppe, der bereits revisionssicher zertifiziert aufgestellt ist. Dem Vernehmen nach arbeiten die anderen Gruppenmitglieder aber bereits mit einer INSIKA-Vorstufe namens GEEZA. Nie gehört? Die Abkürzung für diesen Standard heißt nichts Anderes als: Ganz Einfach Ehrliche Zahlen.
Sascha Päffgen hatte sich für den Provider und Softwareanbieter Starkcenter Berlin entschieden und berichtete eloquent und informativ über seine Erfahrungen mit dieser INSIKA-Lösung, die seiner Erfahrung nach professionell und Arbeitszeit sparend abläuft. Eine kurze Betriebsbesichtigung am Ende der Kölner Veranstaltung rundete einen arbeitsreichen, aber für jeden profitablen Tag ab.
Das Treffen Nummer drei fand bei Peter Köhl im Taxi-Center Ostbahnhof in München Anfang Juli 2017 statt. Die beiden Kernthemen waren dort die Organisation des Mehrwagenbetriebs und das „Steckenpferd“ Peter Köhls, die Klimaneutralität mit dem Taxi.
Das vierte und bisher letzte Treffen fand am 18. November 2017 in Oldenburg statt. Gastgeber war Remmer Witte, Gesellschafter, Prokurist und Betriebsleiter der ACHT-ELF-ELF DAS TAXI GmbH. Dahinter verbirgt sich das Taxiunternehmen von Jörg Hatscher, der aus seiner Erfahrung als Mietwagen- und Taxiunternehmer heraus den Taxi-Entwickler und -Umrüster INTAX aufgebaut hat, der ihn inzwischen praktisch hundertprozentig fordert. Witte schilderte, wie in seinem Betrieb Aufträge angenommen, disponiert, abgerechnet und verwaltet werden und wie das Unternehmen sein Personalwesen organisiert.
Es hat sich inzwischen als gute Tradition erwiesen, bei den Treffen externe branchenverwandte Personen einzuladen. Der erste Gast in Oldenburg war Norbert Pahlow von Taxitronic, der sein neuestes Produkt präsentierte, das Multifunktionsgerät TXD 70. Das Highlight der Veranstaltung war aber der Beitrag von Edo Diekmann von der Oberfinanzdirektion Niedersachsen in Oldenburg. Als Taxifachmann für Steuern und Finanzen wurde er nach einer kurzen Zusammenfassung der derzeitigen Fiskallage ausgiebig befragt. Die Teilnehmer hatten ein paar steuerliche „Spezialanliegen“, für die es sonst kein eigenes Forum gibt und welche im kleinen Kreis immer besser zu besprechen sind. Nachdem die aktuelle fiskalische Situation einigermaßen unübersichtlich und teils widersprüchlich ist, war es sehr hilfreich, den richtigen Mann am Tisch sitzen zu haben. Diskutiert wurden beispielsweise:
■Sind Ursprungsaufzeichnungen wie Schichtzettel bei der Nutzung des INSIKA-Verfahrens trotzdem aufbewahrungspflichtig? Offenbar wird das in Berlin anders beurteilt als in Hamburg.
■ Der Trinkgeldausweis bei Fahrten, die per Kreditkarte bezahlt werden, und die sich daraus ergebende Vorsteuerproblematik.
■ Reicht bei allen „Geschäftsvorfällen“ die alleinige Aufzählung der ausgeführten Besetztfahrten, also die Einzelaufzeichnung von Euro-Beträgen, nach § 146 Abs. 1 Satz 1 Abgabenordnung („vollständig“) aus?
Gerade zum letzten Thema kam Sprengstoff in die Diskussion. Edo Diekmann händigte der Gruppe den Entwurf eines Merkblattes für Taxi- und Mietwagenfahrer des Landesamtes für Steuern Niedersachsen aus, das einigermaßen erstaunte. Demnach umfasst hier allen Ernstes der einzelne Geschäftsvorfall auch die Fahrtparameter Abfahr- und Zieladresse (!). Das ist neu und so auch noch nirgends kommuniziert worden.
Angeklungen ist diese sehr strenge Auslegung der Paragrafen 145 ff der Abgabenordnung bereits im Fachbuch „Die Taxi-Branche 4.0“ des HUSS-VERLAGES. Dennoch waren mehrere Teilnehmer darüber erstaunt, dass das in Niedersachsen tatsächlich exekutiert wird.
Soweit sich diese Ansicht etablieren sollte, müsste eine Art manuelles Fahrtenbuch geführt werden, was in der Taxipraxis undurchführbar ist. Die Tiefe der Aufzeichnungsverpflichtung wäre ein echtes Problem. Es ließe sich das nur mit einer parallel laufenden GPS-Ortung bewerkstelligen. Wie die hierbei anfallenden riesigen Datenmengen (die Aufbewahrungspflicht wäre dann logischerweise auch zehn Jahre) gespeichert werden können, ist schleierhaft. Das würde irre viel Speicherplatz benötigen und der kostet bekanntermaßen ebenso viel Geld.
Mit Sicherheit werden solche Themen auch beim fünften Treffen zur Sprache kommen. Zu ihm lädt Bernd Röhlig am Samstag, dem 24. März 2018 in seinen Betrieb Taxi-Röhlig nach Lüneburg ein. Wie Röhlig verrät, möchte die Gruppe dort auch überlegen, ob sie sich auf den Erfahrungsaustausch beschränken oder sich im Interesse von Mehrwagenunternehmern gezielt einmischen möchte. Christian Linz
Foto: Taxi-Erfa-Gruppe; Erwin Fleischmann; Werner Kuhnle
Austausch per Dropbox
Für die Teilnehmer der Erfa-Gruppe wurde eine Dropbox eingerichtet. Über diese Kommunikationsplattform können die einzelnen Teilnehmer zu interessierenden Themen, beispielsweise die Miettaxi-Situation in den jeweiligen Städten, ihre Erfahrungen, Dateien und insgesamt relevante Informationen einstellen und so für alle Gruppenmitglieder verfügbar machen.
Interesse an weiteren „Gleichgesinnten“
Die Taxi-Erfa-Gruppe bilden Unternehmer mit mehr als 200 Taxikonzessionen. Sie suchen weitere Mehrwagenunternehmer, die legal, professionell und strukturiert arbeiten. Gerne möchten sie auch die Regionen Stuttgart, Leipzig oder Dresden, Frankfurt, Hannover und Berlin abdecken. Per E-Mail erreicht man sie über www.taxiprofis.com.
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