Pastorale Taxi-Erfa-Gruppe formiert sich

Bei der Taxi Nürnberg eG trafen sich 12 Unternehmer und 5 Unternehmerinnen aus
ländlichen Regionen, um künftig voneinander zu lernen.

Mit ihrem Gastgeber Reinhold Gast von der Taxi Nürnberg eG (hinten, 2.v.r.) stellten sich die Unternehmer und Unternehmerinnen für ein Gruppenfoto auf. Bild: Dietmar Fund
Mit ihrem Gastgeber Reinhold Gast von der Taxi Nürnberg eG (hinten, 2.v.r.) stellten sich die Unternehmer und Unternehmerinnen für ein Gruppenfoto auf. Bild: Dietmar Fund
Dietmar Fund
Erfahrungsaustausch

Auf Einladung des Nürnberger Taxiunternehmers und Zentralenvorstands Christian Linz wurde am 17. Juli 2021 im Schulungszentrum der Taxi Nürnberg eG eine zweite Taxi-Erfa-Gruppe ins Leben gerufen. In der ersten treffen sich auf Initiative von Linz seit 2017 Mehrwagenunternehmer aus fast allen Himmelsrichtungen Deutschlands, die in Groß- und Mittelstädten unterwegs sind. Die zweite Gruppe hat Linz nun „Pastorale Erfa-Gruppe Taxi und Mietwagen“ getauft und für Unternehmerinnen und Unternehmern gebildet, die in ländlichen Regionen arbeiten. „Pastoral“ wurde dabei als Synonym für „ländlich“ und als Gegenbegriff zu „urban“ gewählt und hat nichts mit kirchlichen Dingen zu tun.

Bei dieser Gruppierung mochte der Nürnberger Unternehmer, der auch stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes Bayerischer Taxi- und Mietwagenunternehmen e.V. ist, die Führung gleich an zwei Mitstreiter abgeben. Uwe Wieland aus Schongau ist im Taxi- und Mietwagenverband Deutschland (TMV) aktiv, Markus Schmid aus Hornberg als Vorsitzender der seit 15 Jahren bestehenden Interessengemeinschaft Taxi Ortenau e.V. branchenbekannt. Die beiden wurden mit lautem Klopfen auf die Tische als Verantwortliche für die nächsten Treffen nominiert.

Das Gremium war sich schnell darin einig, dass die Zusammenarbeit erst einmal informell beginnen soll und man erst zu einem späteren Zeitpunkt über die Gründung eines Vereins und den Auftritt in der Öffentlichkeit nachdenken solle. Markus Schmid fasste das mit der Formel „so wenig wie möglich vorgeben, aber so viel wie nötig“ zusammen. Auch die IG Taxi Ortenau sei in den ersten beiden Jahren informell gewesen. Als Ansprechpartner für weitere Interessentinnen und Interessenten wurde Uwe Wieland benannt.

Alle verpflichten sich zu ehrlicher Profi-Arbeit

Aus der Diskussion ergab sich ein klares Bekenntnis aller Beteiligten zu einem professionellen, qualitätsorientierten, strukturierten und gesetzeskonformen Arbeiten, das Grundvoraussetzung für die Aufnahme weiterer Betriebe sein soll. Klar ging aus den Gesprächen auch hervor, dass im Vordergrund der zweiten Taxi-Erfa-Gruppe der offene Erfahrungsaustausch stehen sollte und über die politische Interessenvertretung erst in einem zweiten Schritt nachgedacht werden soll. Sie werde einfacher, wenn man in der Politik als Verein auftrete, gab Christian Linz zu bedenken.

Vorträge Externer regen zur Diskussion an

Mit einem Vortrag des in Taxi-Dingen sehr erfahrenen Hersbrucker Rechtsanwalts Markus Zaus zur Abwicklung von Unfällen mit Taxibeteiligung (siehe Kasten) zeigte der Gastgeber, wie Vorträge Externer die Diskussion befruchten können. Linz bot an, bei weiteren Treffen über die Auswertung von Taxameter-Daten und die korrekte Kassenführung sowie über die Begründung von Taxi-Tariferhöhungen zu berichten. Außerdem schlug er vor, zum Thema „Kassenverträge“ Gisela Spitzlei einzuladen. Die Vorsitzende des Ausschusses für Kranken- und Sonderfahrten im Bundesverband Taxi und Mietwagen e.V. habe ein Referat bereits grundsätzlich zugesagt. Denkbar sei für ihn auch ein Auftritt eines Anbieters von Vermittlungs-Software.

Seine beiden Mitstreiter hatten für ein erstes Brainstorming viele Aspekte aufgelistet, die sie nach und nach ansprachen. Markus Gossmann, Unternehmer im Bergischen Land und Vorsitzender der Fachvereinigung Personenverkehr Nordrhein – Taxi und Mietwagen e.V., trieb die Diskussion immer wieder voran, damit sie sich nicht in Details verlor, die seines Erachtens noch zu früh angesprochen worden waren. Ein Brainstorming im herkömmlichen Sinne, bei dem aus der Gruppe heraus Themen aufgelistet werden, gab es nicht.

Spontan erklärten sich Christian Seidel und seine Frau Kathrin Seidel aus Straubing dazu bereit, zum ersten regulären Treffen der Gruppierung einzuladen. Der geschäftsführende Gesellschafter der seidel fahrdienst gmbh und die Inhaberin von Gäuboden Taxi könnten dort ihre in über 20 Jahren gesammelten Erfahrungen mit ihrem Kranken- und Behinderten-Fahrdienst mit einbringen und bei dem für sie noch recht neuen Bereich Taxi dazulernen. Michael Butschek, Prokurist von Taxi und Mietwagen Butschek aus Roth, übernahm fürs Erste die Funktion eines Kassierers. Er möchte sich auch um die „Dropbox“ kümmern, über die die beteiligten Betriebe Informationen einstellen und selbst welche herunterladen können. Für die ersten Treffen führt Andreas Lentner von Taxi 4000 in Hersbruck das Protokoll.

Über eine Plattform Uwe Wielands möchte sich die neu formierte Truppe in Kürze erstmals probeweise per Videokonferenz austauschen. Danach soll es wie bei der städtischen Taxi-Erfa-Gruppe etwa alle drei bis vier Monate weitere Treffen bei Mitgliedern reihum geben. df

Tipps für die Abwicklung von Taxi-Unfällen

Gastgeber Christian Linz schilderte den Kolleginnen und Kollegen, wie er mit Dashcams in seinen Taxis, die nur nach außen filmen und die Geschwindigkeit mit aufzeichnen, fremdverschuldete Unfälle aufklärt und die Rate der selbstverschuldeten Unfälle gesenkt hat. Ihm hilft dabei seit mehr als 15 Jahren der Hersbrucker Rechtsanwalt Markus Zaus. Er gab in seinem Vortrag zur professionellen Schadensabwicklung unter anderem folgende Tipps:

■ Briefen Sie Ihre Fahrerinnen und Fahrer, damit sie am besten anhand eines Formulars am Unfallort alle relevanten Daten aufnehmen.

■ Am Unfallort sollten Skizzen gemacht und die Endposition der Fahrzeuge sowie die Schäden an fremden Fahrzeugen und Spuren am Boden fotografiert werden. Die Kratzer und Beulen am eigenen Taxi bringt man ja mit in den Betrieb.

■ Ziehen Sie von Anfang an einen Rechtsanwalt hinzu.

■ Beauftragen Sie nur Gutachter, die sich mit den Besonderheiten der Taxi-Ausstattung auskennen.

■ Bei einem wirtschaftlichen Totalschaden muss in Ihrem Gutachten stehen, wie lange Sie brauchen, bis Sie ein Fahrzeug kaufen und umrüsten lassen können.

■ Die Gutachter müssen mit dem Stundenverrechnungssatz einer örtlichen Markenwerkstatt kalkulieren. Durchsetzen können Sie das am besten, wenn Ihre Taxis dort lückenlos gewartet und repariert worden sind.

■Die Versicherungen melden jeden Schaden an eine HIS-Datei. Daher sollten Sie den Reparaturverlauf entweder mit einer Reparaturrechnung oder bei einer fiktiven Abrechnung mit einem Nachbegutachtungs-Gutachten dokumentieren und mit ihm die Löschung aus der Datei fordern. Sonst kann es bei neuerlichen Schäden schlimmstenfalls dazu kommen, dass man im zweiten Schadensfall „leer“ ausgeht.“

■ Setzen Sie Versicherungen unter Zeitdruck, indem Sie Belege schnell erfassen und weiterleiten, Fristen setzen und bei deren Nichteinhaltung Klage erheben. Versicherer geben dann oft nach.

■ In Nürnberg konnte bei der Anmietung eines Ersatztaxis ein Eigenersparnisabzug von nur drei Prozent erstritten werden. Er kann anderswo aber zehn bis mehr als 25 Prozent betragen, was man nicht hinnehmen muss.

■ Wenn man einen Ersatzwagen vorhält, kann man nur dessen Vorhaltekosten von ungefähr 50 Euro pro Tag verlangen. Das ist unwirtschaftlich.

Kreative Ideen für Veranstaltungsorte

Weil die wenigsten Betriebe einen großen Tagungsraum hätten, schlug Gründervater Christian Linz der Runde vor, sich in einem Gasthaus zu treffen oder gegen eine Spende in einem Pfarrheim. Uwe Wieland kann sich vorstellen, dazu den Schulungsraum der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr zu nutzen. Er ist bei der Feuerwehr der Stadt Schongau, die er als seine Leidenschaft bezeichnet, Verbandsführer.

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Seite 14 bis 15 | Rubrik Gewerbepolitik
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