Taxi in Rom – harte Zeiten (nicht nur) für Touristen

Zur Sommersaison offenbart sich für die Touristen die allgemeine Misere im öffentlichen Nahverkehr in der italienischen Hauptstadt – und im Besonderen der Kampf, eines der wenigen Taxis zu ergattern.

In Rom ein Taxi zu bekommen ist eine besondere Herausforderung - es sind einfach zu wenige davon auf der Straße unterwegs.| Foto: pixabay_J_Umesk_Sser
In Rom ein Taxi zu bekommen ist eine besondere Herausforderung - es sind einfach zu wenige davon auf der Straße unterwegs.| Foto: pixabay_J_Umesk_Sser
Thomas Kanzler

In der brütenden Hitze am Hauptbahnhof Termini in Rom stehen die Touristen Schlange nach einem der wenigen Taxis. Aber nicht nur die Gäste aus dem Ausland warten lange auf eine Beförderungsmöglichkeit, auch Einheimische hängen lange in den Warteschleifen der Taxizentrale. Die Benutzung der Apps verschiedener Taxianbieter funktioniert auch nicht wie gewünscht, das Smartphone meldet einfach „kein Taxi verfügbar“.

Nach Untersuchungen der Aufsichtsbehörde versuchen monatlich tausende potenzielle Kunden in Rom vergeblich, ein Taxi zu bestellen. Zwischen 40 und 50 Prozent der Anrufe gehen sind demnach erfolglos. Viele Bürger machen mittlerweile ihrem Ärger Luft, auch weil das System der öffentlichen Verkehrsmittel ineffizient ist. Oftmals erscheint das Taxi als einzige wirkliche Alternative, wenn man an bestimmte Orte der Stadt gelangen will. Doch die Taxen kommen nicht…

Anzahl der Taxikonzessionen in Italien seit 20 Jahren unverändert

Die Taxifahrer sind in Italien seit jeher eine einflussreiche Berufsgruppe. Nicht nur in Rom, auch in Neapel, Florenz, Bologna und weitern Großstädten – eigentlich im ganzen Land – wehren sich die Taxler mit Erfolg gegen jegliche Liberalisierungsmaßnahmen. Der Widerstand hat bisher den Markteintritt von Uber und Co. in Italien erfolgreich verhindert, allerdings beharren die Taxi-Unternehmen auch darauf, dass die Anzahl der Taxis nicht angepasst wird. So ist die Anzahl der Konzessionen mit etwa 23.000 für ganz Italien seit etwa 20 Jahren nicht erhöht worden – trotz einem erheblichen Zuwachs der Touristenzahlen.

Wenig Taxis und nur eine Schicht pro Tag in Rom

Die italienische Hauptstadt hat drei Millionen Einwohnern und verfügt gerade einmal über 7.600 Taxikonzessionen. In vergleichbaren europäischen Städten wie etwa Madrid mit 3,3 Millionen Einwohnern sind es doppelt so viele. Auch in London sind mit 14.600 Lizenzen wesentlich mehr Taxis auf der Straße und Paris verfügt über 17.500 Konzessionen. Zudem kommen in Rom die Wagen nur für eine Schicht pro Tag, also für acht Stunden, zum Einsatz.

Taxi-Gewerkschaften sind gut organisiert

Die Taxi-Gewerkschaft in Italien legte nach dem Versuch der Regierung Draghi den Verkehr in der italienischen Hauptstadt mit Straßenblockaden tagelang lahm. Die Nachfolgeregierung unter Giorgia Meloni unternahm in den letzten Monaten einen neuen Anlauf, das System der Taxilizenzen zu liberalisieren und mehr Konkurrenz zuzulassen. Bisher wurde jeder Reformversuch von den Taxifahrern hartnäckig abgeschmettert.

Nach einem Gesetz von 1992 dürfen Taxifahrer allein entscheiden, an wen sie ihre Lizenzen weitergeben – sollten sie ihren Job an den Nagel hängen. Die wenigen freiwerdenden Lizenzen werden auf dem Markt für Preise zwischen 150.000 und 200.000 Euro gehandelt, können aber auch „vererbt" werden. Neue Lizenzen würden den Wert der bestehenden natürlich schmälern. So verteidigen sich die Taxifahrer bisher gegen alle Liberalisierungsversuche und gegen die Vergabe neuer Lizenzen.

Taxifahrer sind in Italien eine wichtige Wählergruppe für das rechte Lager

Nun soll erst einmal Klarheit über die Unternehmen geschaffen werden, die die wertvollen Lizenzen innehaben. Laut einem Dekret der italienischen Regierung müssen sich alle Unternehmen, die Autos und Limousinen mit Fahrer vermieten, in ein öffentliches Register eintragen. Den Unternehmen wird eine Frist von 90 Tagen gesetzt, um sich einzutragen.

Dieses Dekret sei Teil eines Gesamtrahmens, der darauf abziele, die Taxi-Dienstleistungen zum Nutzen der Bürger zu verbessern, betonte Verkehrsminister Matteo Salvini. Premierministerin Meloni ist unter Zugzwang: Sie weiß, dass Taxifahrer treue Wähler der rechten Koalitionsparteien Fratelli d'Italia und Lega sind und will ihre Wählergruppe nicht verärgern.

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