Opel Astra Electric – leichtfüßiger Stromer, im Herbst auch als Kombi

Endlich auch rein elektrisch – der Astra Electric basiert zwar nicht auf einer reinen E-Plattform, kann aber durchaus mit ID.3 und Co. mithalten. Ab 45.060 ist der Kompakte ab sofort in der fast vollausgestatteten GS Version bestellbar. Im Herbst kommt der für die Taxibranche interessantere Kombi.

Wir konnten den neuen Astra Electric in und um Berlin ausgiebig testen. (Foto: Opel)
Wir konnten den neuen Astra Electric in und um Berlin ausgiebig testen. (Foto: Opel)
Thomas Kanzler

Wie der Stellantis Konzern-Bruder Peugeot 308 basiert auch der Opel Astra auf der aktuellen EMP2 Plattform, die neben Verbrennern auch Plug-in und Elektroantriebe darstellen kann. Ein Jahr nach Vorstellung von Verbrennern und Hybrid folgt nun der Astra-Stromer. Optisch nicht von den Verbrennern und Teilzeit-Verbrennern zu unterscheiden überraschte uns der Astra Electric mit unerwarteter Sportlichkeit und niedrigen Verbräuchen.

Im Astra Electric ist ein relativ kleiner Akku mit 54 kWh verbaut, der Motor unter der Fronthaube liefert 115 kW (156 PS) und 270 Nm. Die Reichweite soll nach WLPT 418 Kilometer betragen. Und die Rüsselsheimer erlauben dem Kompakten etwas mehr Speed als viele Konkurrenten– erst ab 170 km/h wird abgeregelt. Dank niedrigem Gewicht und serienmäßiger Wärmepumpe soll der Astra Electric mit 14,8 kWh auf 100 Kilometern genügsam unterwegs sein.

Der Opel Astra Electric ist mit drei Fahrmodi Eco, Normal und Sport ausgestattet, das Fahrassistenzpaket Intelli-Drive 2.0 bietet vom aktiven Spurhalte-Assistenten über Müdigkeitserkennung und Querverkehrswarner bis zum halbautomatischen Spurwechsel-Assistenten den Stand der Technik. Hinzu kommen LED-Pixel-Scheinwerfer, bei denen einzelne der insgesamt 168 Lichtelemente ausgeblendet werden können – laut Opel nicht nur in dieser Fahrzeugklasse eine führende Technologie. Ein (optionales) Head-up-Display und das Infotainment-System mit Spracherkennung sollen das Ablenkungspotenzial vom Verkehrsgeschehen minimieren. Im Gegensatz zum Wolfsburger Pendant setzt man bei Opel beim Bedienkonzept erfreulicherweise noch auf leicht bedienbare Schalter und Regler für die wichtigsten Funktionen.

Sehr gute Sitze für Langstrecken-Komfort

Obwohl das Design des Rüsselsheimers wirklich gelungen und elegant ist, wirklich auffallen wird man mit dem E-Astra nicht. Und auch wenn die Konkurrenz aus Wolfsburg auf einer Skateboard-Plattform basiert und demensprechend ein etwas geräumigeres Gefühl vermittelt, der Astra Electric muss sich keinesfalls verstecken. Er punktet mit gediegener Materialien, viel besserer Bedienbarkeit und wirklich tollen Sitzen, die von der Aktion Gesunder Rücken (AGR) zertifiziert wurden.

So fährt sich der Astra Stromer

Der Astra Electric ist erstaunlich leicht. Er wiegt mit 1.679 Kilogramm nicht nur genauso viel wie der Hybrid-Astra, im Vergleich zur Elektro-Konkurrenz wiegt der Kompakt–Stromer sogar 150-200 Kilogramm weniger als üblich. Und das macht sich deutlich beim Handling und der Dynamik bemerkbar. Der E-Motor packt schon im Normalmodus kräftig zu, die Maximalleistung von 156 Pferdestärken wird aber erst im Sportmodus aktiviert. Im Normalmodus begnügt sich der E-Astra mit 136 PS, im Eco Modus wird die Leitung noch einmal gedrosselt, der Kompakte fährt sich dann aber immer noch kommod und nicht so teigig wie manch anderer Stromer im Spar-Modus. Die direkte aber nicht nervöse Lenkung wird im Sportmodus etwas straffer, bei einem beherzten Tritt aufs Gaspedal ist man in 9,2 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Opel regelt den Astra Electric erst bei 170 km/h ab, vielleicht, um dem schon bei 160 abgeregelten ID.3 auf der Autobahn die Rückleuchten zeigen zu können?

Laut David Hamprecht, Manager Produkt -und Markenkommunikation bei Opel, sei einer der großen Unterschiede des Astra zum Konzernbruder Peugeot 308, dass der Opel eben auch für die deutsche Autobahn entwickelt worden sei. Das Fahrwerk ist wahrlich straffer als das des Franzosen, federt aber stets angenehm und ist nie übertrieben hart. Dafür verhagelten die Autobahn-Etappen auf der Testfahrt unseren zuvor erzielten hervorragenden Durchschnittsverbrauch. Waren wir in der Stadt und auf Bundesstraßen noch mit einem Schnitt laut Display von 11,7 kWh unterwegs, schnellte die Verbrauchsangabe nach einigen flotten Autobahnabschnitten auf 15 kWh. Immer noch ein sehr guter Wert in Anbetracht unserer sportlichen Fahrweise – und nur knapp über dem von Opel angegeben WLPT-Wert von 14,8 kWh.

Im Vergleich zur Konkurrenz braucht der Astra Electric etwas länger, um die Akkus wieder zu füllen. Lädt der VW ID.3 mit einer Ladeleistung von 120 oder sogar 170 kW oder der MG 4 mit 117 – 135 kW schafft der Opel gerade einmal 100 kW. Beim Gleichstromladen an der Schnellladesäule soll der Akku in rund einer halben Stunde aufgeladen sein, an der Wallbox dauert es laut Opel bei 11 kW Ladeleistung etwa 5.45 Stunden.

Selbstbewusste Preisgestaltung

Mit 45.060 Euro ist der Astra Electric kein Schnäppchen. Allerdings gibt es den E-Astra aktuell ausschließlich in der gut ausgestatteten GS-Version. Hier sind unter anderem die elektrisch verstellbaren AGR-Sitze, die beiden Displays im Cockpit, LED-Scheinwerfer, eine Wärmepumpe, Sitz- und Lenkradheizung, Zwei-Zonen-Klimaanlage, ein Frontkollisionswarner mit automatischer Gefahrenbremsung, Fußgängererkennung, Spurhalte-Assistent, Verkehrsschild-Assistent und Müdigkeitserkennung, 360-Grad-Kamera. Parkpiepser sowie ein adaptiver Tempomat und dreiphasiges 11-kWh-Laden inkludiert. Optional ist das Matrix-LED-Licht mit Regensensor im Paket (1.300 Euro) und das Head-up-Display mit Navi für 1.600 Euro extra.

Der Group Manager Produkt- und Markenkommunikation Patrick Munsch wollte sich nicht auf den Preis einer späteren Basis-Variante festnageln lassen. Sicher sei, man werde mit dem Astra Electric nicht in einen Preiskampf treten. Der Wolfsburger Rivale ist aktuell in einer Basisvariante für 39.995 Euro zu haben, vermutlich wird sich der Basis Elektro-Astra dann in ähnlichen Preisregionen bewegen. Viel wichtiger sei allerdings laut Munsch das aktuelle Leasingangebot für den Astra Electric, schließlich würden bis zu 60 Prozent der Kunden die Fahrzeuge mittlerweile leasen statt kaufen. Für 399 Euro monatlich ist der Stromer zu haben.

Endlich scheint es Stellantis geschafft zu haben, einen effizienten und sparsamen Antriebsstrang auf die Räder zu stellen. Der Opel Astra Electric ist ein auffallend unauffälliger Stromer, ein komfortables Reisefahrzeug mit sportliche Qualitäten – und noch dazu sogar für einen Stromer besonders leise. Im Herbst kommt mit dem Sports Tourer der erste deutsche E-Kombi auf den Markt. Ob der Kombi dann auch erst in der teuren GS-Version auf den Markt kommt und der Basis Sports Tourer noch auf sich warten lässt, konnte Patrick Munsch uns noch nicht beantworten. Sicher ist: mit dem Opel Astra Electric Kombi werden die Rüsselsheimer eine sehr bequeme, sparsame und recht spritzige Basis für E-Taxis stellen können.

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