EX-VW-CEO Carl H. Hahn mit 96 Jahren gestorben
Es war ein langes, erfülltes Leben – am Ende sei Carl H. Hahn Hahn „friedlich zu Hause in Wolfsburg eingeschlafen“, erklärte eine Sprecherin der Hahn-Stiftung gegenüber Medien. Bis zuletzt ließ sich der einstige Manager immer wieder auf Veranstaltungen sehen und noch vor zwei Jahren besuchte VW ihn zum 95. Geburtstag. Auch mit 95 Jahren soll Prof. Dr. Carl H. Hahn noch den Witz und die Spontaneität eines deutlich jüngeren Mannes versprüht haben.
Was ihn auszeichnete: Eine sehr gute Beobachtungsgabe kombiniert mit schelmischer Zurückhaltung – trotzdem strahlte er zeit seines Lebens Kompetenz, Würde und Seriosität aus. Er wusste zu allen Themen eine schnelle Antwort, konnte in jedes Gespräch einsteigen und hatte bis zuletzt ein Büro im Kunstmuseum Wolfsburg als Berater für verschiedene Institutionen. Zudem war er noch als Honorarprofessor tätig. Dort fühlte er sich immer wohl – was aber nur wenige wissen: Auch das Kunstmuseum ging auf ihn zurück.
Hahns Alltag bis zum Schluss: Kunst und Bewegung
Und neben Kunst hat er dort auch ein Leben ausgestellt: In seinem Büro sollen zahlreiche Erinnerungsstücke an seine Karriere stehen - jedes einzelne mit einer kleinen Geschichte. Auf einem eher unscheinbaren Foto sind Hahns „Lebensretter“, wie er sie bezeichnet, abgebildet: Dabei handelt es sich tatsächlich um Personenschützer, die Hahn jeden Morgen pünktlich um 7:00 Uhr zum Joggen abgeholt hätten– egal, wie kurz die vorangegangene Nacht war. Bewegung tat dem bewegten Geist Hahn auch körperlich gut – weshalb er im Nebenraum seines Büros auch ein kleines Trampolin stehen hatte.
International: Studium, Ausbildung und Aufstellung von Volkswagen
Sein Studium führt ihn nach Frankreich, Italien, Großbritannien und in die Schweiz. Sein Ziel: mit gebündeltem Wissen und vielschichtiger Erfahrung aus der Masse seiner Altersgenossen herauszustechen. Privat reizt ihn ebenfalls die Ferne. Mit seinem Motorrad, einer DKW RT 125, bereist er damals ganz Europa. 1959 geht er in die USA, um dort Volkswagen of America aufzubauen. Interessant: In San Francisco, dem Geburtsort seiner Ehefrau Marisa Lea Hahn, beeindrucken ihn die Menschen chinesischer Abstammung. „Sie waren herausragend“, erinnert sich Hahn, „ihre Kultur bewahrend, aber wirtschaftlich unerhört erfolgreich.“ Während er in den USA mit klugen Werbekampagnen Modelle wie Käfer und Bulli berühmt macht, sollen seine Beobachtungen die Grundlagen für die spätere Expansion der Marke Volkswagen nach China gebildet haben.
1984 war es dann so weit: VW startete in China und machte anfangs den Santana zum ersten „Volkswagen“ im Riesenreich. Dass die Unternehmen Shanghai Volkswagen Automotive Co., Ltd. (gegründet 1984, später SAIC Volkswagen Automotive Co., Ltd.) und FAW-Volkswagen (gegründet 1991) einmal den wirtschaftlich stärksten Fahrzeugmarkt der Welt bedienen würden, soll Hahn bereits früh gefühlt haben.
Aber Hahn war auch immer ein kritischer Beobachter und Bewerter seines Tuns. Und er räumt in dem Zusammenhang auch ein, dass es im Nachhinein schwer zu verstehen sei, warum man die Vorteile der Elektromobilität in den bestehenden Strukturen so lange verkannt habe, vor allem in den Punkten Bequemlichkeit und Wirtschaftlichkeit. Immerhin trieb ihn das Thema fast ein halbes Jahrhundert lang um, auch wenn er es bei VW in seiner aktiven Zeit allenfalls in Prototypen weitertrieb. Zum Schluss stellte der gebürtige Chemnitzer dann auch seinen eigenen „Dienstwagen“ um und wählte ein eher bescheidenes Modell aus dem Nachbarort seiner Geburtsstadt Chemnitz: Den in Zwickau montierten ID.3.
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