Fahrbericht Mercedes-Benz Vito 119 d 4x4: Mit Allrad weiter kommen

Seit zehn (!) Jahren tut der „Wagen 447“ Dienst im Daimler- sorry – Mercedes-Benz-Programm. Und wenn man weiß, dass unter der Hülle teils noch der Vorgänger W639 von 2003 steckt, dann ist die Basis schon bald ein viertel Jahrhundert alt. Und dafür dank permanenter Pflege immer noch frisch!

Dank Allrad kommt man mit dem 119er ziemlich weit. | Foto: Mercedes-Benz
Dank Allrad kommt man mit dem 119er ziemlich weit. | Foto: Mercedes-Benz
(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

Almhütten stehen für Tradition. Und wenn sie dann noch ein Urgestein seit Jahrzehnten bewirtet, umso besser. Was das mit dem Vito zu tun hat? Tatsächlich begleitet der mich persönlich im Redaktionsalltag seit 2003. Nie so ganz raumnutzend, aber immer knackig zu fahren und satt verarbeitet. Und so blieb es, obwohl das aktuelle, seit Frühjahr 2024 abermals geliftete Modell noch die Gene des 2003ers aufträgt, aber: Er fährt sich immer noch toll – und ist ein Beweis dafür, wie man Modelle mit ernsthaften Facelifts lange knackfrisch halten kann. 

Geht beim 119 d 4x4 so: Straffe Lenkung, gelungene Federung und eine sensible Neungang-Wandlerautomatik, die immer traumhaft sicher durch die neun Fahrstufen wandelt. Und ja, gegenüber der V-Klasse und dem Sprinter fiel der Sprung zum neuesten Modell beim Vito nochmal größer aus!

Da sie ihm nur läppische 350 Kilogramm Ballast an Bord packten (dann wird die Federung geschmeidiger und trotzdem hat er noch genug Power), surfen wir auch mit ihm freudig durch die Serpentinen und schrauben uns vom 574 Meter niedrig gelegenen Innsbruck über Kühtai ins 2.154 Meter hohe Hochgurgl empor. Und das klappt so fein, dass wir uns anfangs fragen, was die künftigen Van.EA da besser können sollen. Denn wie gesagt: Der Automat findet immer den passenden Gang, Lenkung und Federung finden eine tolle Synthese aus Straffheit und Komfort…

Der Allrad kostet im Alltag nur wenig Aufschlag an Spritkosten

Nun ja, nur der Verbrauch ist eher hoch: So freudig bewegt, nimmt er gern mal 12,5 l/100 km – was verdammt viel Sprit ist. Bergab braucht er dann fast nix, sodass man am Ende sogar eine sieben vor dem Komma schaffen kann. Wir fragen nach bei unserem Hauselektriker, der genau dieses Auto mit komplettem Profiinnenausbau bewegt: Über die letzten 1.950 winterlichen Kilometer, teils mit fiesem Stopp-and-Go sowie immer mal wieder schwerem Hänger und ab und an schwierigem Untergrund (deshalb Allrad) braucht er 8,7 l/100 km. Ein Minimalaufschlag gegenüber seinem Mitarbeiter, der im Heckgetriebenen 216er 8,3l/100 km verbrennt. Passt also!

MBUX gibt sich sehr verständig

Und ja, auch die Karosserie ist an enge Grenzen gebunden – hier muss künftig mehr Flexibilität her, noch mehr Crash- und Cybersicherheit und mehr Raumeffizienz. Dafür stammt die ziemlich eingängige Bedienung direkt von den teureren Pkw-Modellen, ebenso wie das verständige MBUX. Dazu kommen toll einstellbare straffe Sitze – was will man mehr?

 

Aktuell eben gar nicht so viel, zumal der Vito in der Form eine tolle Synthese aus Fahrverhalten und nötigenfalls Traktion bietet. Noch wichtiger aber: Das dichte und in der Regel kompetente Händlernetz, das, sofern es an den Lkw hängt, auch am Wochenende reagieren kann.

Und: Neuerdings plant man auch mobile „Springer“, die den Vito beim Kunden servicen oder – sofern die Reparatur nicht zu komplex ist – auch wieder in Schuss bringen können. Womit er unserer Meinung nach noch fit genug ist, um die Jahre bis zur ganz neuen, hochflexiblen „Van.EA“-Plattform zu überbrücken. P.S. Gilt auch für die V-Klasse und die Stromer….

Der Vito beweist stellvertretend, wie lange ein Modell mittlerweile im Programm bleiben kann, ohne dramatisch zu altern –sofern man es immer wieder gut pflegt. Was auch eine Form von Nachhaltigkeit sein kann.

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