Analyse von T&E zeigt: Fossile Subventionen kosten 13,7 Milliarden und blockieren Elektro-Wende

Anstatt auf Kosten aller Steuerzahler eine alte Technologie mit Milliarden zu subventionieren fordert T&E eine Reform der Dienstwagenbesteuerung von der Bundesregierung, um den Absatzmarkt für E-Autos hierzulande anzutreiben. Denn es gibt nur geringe Anreize für Dienstwagenfahrer, auf E-Antrieb umzustellen. Zum Vergleich: Ein Opel Corsa Verbrenner wird mit 4.000 Euro gefördert, ein Audi A6 mit dem doppelten.

 

Stockende Wende: Fossile Subventionen konterkarieren auch die Transformation in Dienstwagenfuhrparks, weil kaum Anreiz besteht, auf E-Autos zu setzen. Dabei ergeben die gerade in Kombination mit PV-Strom enorm Sinn. (Foto: Heinrich Meyer)
Stockende Wende: Fossile Subventionen konterkarieren auch die Transformation in Dienstwagenfuhrparks, weil kaum Anreiz besteht, auf E-Autos zu setzen. Dabei ergeben die gerade in Kombination mit PV-Strom enorm Sinn. (Foto: Heinrich Meyer)
Franziska Neuner
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Die Bundesregierung subventioniert jedes Jahr fossil betriebene Dienstwagen mit 13,7 Milliarden Euro und erschwert damit den Umstieg auf E-Mobilität, stellt eine neue Studie der Umweltdachorganisation Transport & Environment (T&E) fest.

Damit zählt Deutschland zu den Spitzenreitern unter den Ländern, die von Environmental Resources Management (ERM) im Auftrag von T&E untersucht wurden. Lediglich Italien bezahlt mit 16 Milliarden Euro mehr Subventionen für umweltschädliche Dienstwagen.

T&E fordert von der Bundesregierung eine umfassende Reform der Dienstwagenbesteuerung, um trotz knapper Haushaltskassen den heimischen Absatzmarkt für E-Autos stärker anzukurbeln. Die Studie ist die erste, die die Effekte der wichtigsten Steuervergünstigungen untersucht, die traditionell für Dienstwagen gewährt werden und privaten Autobesitzenden nicht zur Verfügung stehen. Dazu zählen der Vorsteuerabzug, Abschreibungen, die Pauschalbesteuerung des geldwerten Vorteils von Dienstwagen und Tankkarten.

Statt sich auf Durchschnittswerte oder einzelne Beispielmodelle zu beziehen, wurden die Steuervorteile für alle zugelassenen Automodelle berechnet. Analysiert wurden die sechs größten Automobilmärkte Europas. In der Summe subventionieren sie fossil betriebene Dienstwagen mit 42 Milliarden Euro pro Jahr: Italien (16 Mrd. Euro), Deutschland (13,7 Mrd. Euro), Frankreich (6,4 Mrd. Euro) Polen (6,1 Mrd. Euro) und Spanien (0,1 Mrd. Euro). Im Vereinigten Königreich werden Verbrenner deutlich höher besteuert als E-Dienstwagen. Diese Anreize haben der E-Mobilität den notwendigen Anschub gegeben. 21,5 Prozent der neuen britischen Dienstwagen fahren bereits elektrisch.

 
 

    Geringe Anreize in Deutschland für E-Dienstwagen

    In Deutschland sind die steuerlichen Anreize zu gering, um den Umstieg auf E-Mobilität zu fördern. Für ein geleastes E-Auto wie den VW ID.4 entsteht für den Arbeitgeber ein Steuervorteil von nur 12 Euro pro Jahr gegenüber einem vergleichbaren Verbrenner wie dem VW Tiguan. Im ersten Halbjahr 2024 waren daher nur 11,7 Prozent der gewerblichen Neuzulassungen elektrisch, im Gegensatz zu 16,6 Prozent bei privaten Neuzulassungen. Die Studie zeigt zudem, dass es mehr klimaschädliche Steuervorteile gibt, je größer das Auto ist.

    Je höher die Klasse, desto höher die Subvention: 4.000 Euro für Opel Corsa ICE

    Auf einen geleasten Opel Corsa kommen in Deutschland Subventionen in Höhe von 4.015 Euro pro Jahr, auf einen geleasten Audi A6 fast doppelt so viel. Vor allem mit fossilen Brennstoffen betriebene SUV-Dienstwagen erhalten hohe Steuervorteile, die jährlich zwischen 6.477 und 8.544 Euro liegen. Dies erklärt auch, warum Unternehmen mehr klimaschädliche SUVs zulassen als private Haushalte. Von den insgesamt 13,7 Milliarden jährlichen Subventionen für fossile Dienstwagen gehen 4 Milliarden an SUVs.

    “Unser Steuersystem bietet keinen echten Anreiz, auf E-Dienstwagen umzusteigen. Jedes Jahr subventionieren wir fossile Dienstwagen mit Milliarden, während deutsche Hersteller wie zuletzt VW über einen schwachen heimischen Absatzmarkt für E-Autos klagen. Es wird höchste Zeit, dass der Staat unser Geld in die Technologie der Zukunft steckt. Das wäre gut für das Klima und die Industrie", erklärt  Susanne Goetz, Referentin für E-Mobilität bei T&E Deutschland.

     
     

      Mehrheit der Neuzulassungen: gewerblich genutzte Fahrzeuge

      In Deutschland entfallen zwei Drittel aller Neuzulassungen auf gewerblich genutzte Fahrzeuge. Knapp die Hälfte dieser Firmenwagen sind Dienstwagen, die neben der geschäftlichen Nutzung auch privat gefahren werden dürfen.

      "Die Bundesregierung hat mit der Wachstumsinitiative den ersten Schritt getan, um das enorme industriepolitische Potential der Firmen- und Dienstwagenbesteuerung zu nutzen, indem sie gewerbliche E-Autos attraktiver gemacht hat. Das reicht aber längst nicht. Was fehlt, ist der Mut zum effizienteren Schritt: Verbrenner unattraktiver zu machen. Damit tun wir uns in Deutschland im Vergleich zum Belgien oder dem Vereinigten Königreich leider schwer. Dabei könnten wir die zusätzlichen Steuereinnahmen gut brauchen, um E-Autos für Haushalte mit niedrigen Einkommen bezahlbar zu machen. Die Lösungen liegen schon lange auf dem Tisch. Wir müssen sie nur umsetzen", appelliert Goetz.

      Forderungen von T&E

      T&E fordert daher von der Bundesregierung, dass bei der anstehenden Reform der Dienstwagenbesteuerung und Abschreibungsregeln für Firmenwagen Folgendes umgesetzt wird:

      • Die angekündigten Sonderabschreibungen für gewerblich zugelassene E-Autos sollten mit reduzierten Abschreibungsmöglichkeiten für Verbrenner eingeführt werden
      • Der pauschale Steuersatz bei der Dienstwagenbesteuerung für Verbrenner soll auf 2 Prozent erhöht werden, um eine höhere Spreizung zwischen dem Preis für E-Mobilität und der auslaufenden Verbrenner-Technologie zu schaffen. Zudem soll der Steuersatz mit dem CO₂-Ausstoß des Autos steigen.
      • Die im Koalitionsvertrag angekündigte Anpassung des Steuersatzes für Plug-in-Hybride muss umgesetzt werden. Neben steuerlichen Maßnahmen sollten nach dem französischen Beispiel auch in Deutschland Programme wie Social Leasing auf den Weg gebracht werden. Social Leasing ermöglicht es Bevölkerungsgruppen, die bislang keinen Zugang zu E-Autos hatten, diese vergünstigt zu leasen. Gleichzeitig schafft die Maßnahme mehr Planungssicherheit bei den Herstellern.
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