Stadtwerke München verhageln Elektrotaxi-Bilanz

Der Münchner Taxiunternehmer Reinhold Hoffmann klagt über eine kurzfristige und massive Preiserhöhung für Ladestrom, die seine Kalkulation noch stärker durcheinanderwirbelt als die Corona-Pandemie.

Reinhold Hoffmann hat schon weitaus mehr als diese drei Ladekarten in seinen Tesla Model S ausprobiert. (Foto: Dietmar Fund)
Reinhold Hoffmann hat schon weitaus mehr als diese drei Ladekarten in seinen Tesla Model S ausprobiert. (Foto: Dietmar Fund)
Dietmar Fund

Die Stadtwerke München haben das Münchner Elektrotaxi-Projekt anfangs mit einer Ladekarte begleitet, mit der die Elektrotaxis für 35 Cent pro Kilowattstunde geladen werden konnten. Das galt sowohl für langsames Laden über Wechselstrom als auch für das Schnellladen an Gleichstrom-Ladesäulen. Am 14. Februar 2022 aber hat das Tochterunternehmen der Stadt diese Verträge auf Ende März 2022 gekündigt und verlangt nun im gesamten Ladenetzverbund 49 Cent pro Kilowattstunde für das Wechselstrom-Laden und 69 Cent pro Kilowattstunde für das Schnellladen, das für den Mehrschichtbetrieb unerlässlich ist. Das wirft die ganze Betriebskostenkalkulation des Unternehmens über den Haufen, die durch die Corona-Pandemie sowieso schon beeinträchtigt worden ist. Das berichtete der Münchner Taxi- und Mietwagenunternehmer Reinhold Hoffmann am 24. Februar 2022 im Gespräch mit taxi heute und mit Thomas Kroker, Vorstand der Taxi München eG und 1. Vorsitzender des Landesverbandes Bayerischer Taxi- und Mietwagenunternehmen e.V.

Hoffmann setzt seit dem Start des Münchner Elektrotaxi-Projekts vor mehr als drei Jahren zwei Tesla Model S ein, von denen eines als Taxi konzessioniert ist und das zweite im Mietwagen im Limousinendienst des Unternehmers läuft. Das Taxi wird meist beim Fahrer stationiert und extern geladen, den Mietwagen kann Hoffmann an der eigenen Wallbox laden, weil er ihn meist selbst fährt. Beide haben je rund 150.000 Kilometer zurückgelegt.

Schon vor der Preiserhöhung der Stadtwerke hat er mehrere Ladekarten durchprobiert. Sein momentaner Favorit in Sachen Kosten ist eine Karte aus Thüringen. Mit ihr kann er auch an Schnellladestationen auf dem Weg zum Münchner Flughafen laden. Das Stadtgebiet allerdings sieht der Elektrotaxi-Pionier mit Schnellladesäulen noch unterversorgt. Darauf habe er auch die Stadtverwaltung und Oberbürgermeister Dieter Reiter im Rahmen des Elektrotaxi-Projekts bereits mehrmals hingewiesen.

Die Stadt München fördert Elektrotaxis in einem auf vier Jahre angelegten Projekt, von dem drei bereits verstrichen sind, nicht über einen Zuschuss für die Anschaffung oder die Ladeinfrastruktur, sondern über eine Pauschale pro Besetztkilometer. Nach Informationen Hoffmanns und der Taxi München eG sind die Fördermittel aus diesem „Riesen-Fördertopf“ noch längst nicht ausgeschöpft. Bislang sei aber keine Bereitschaft zu erkennen, statt Einsätzen von Elektrotaxis die Aufstellung von Schnellladesäulen an Taxi-Halteplätzen zu fördern.

Wie das gelingen könnte, habe ein auf nur wenige Monate angelegtes Projekt namens Digital Hub Mobility am Leonrodplatz gezeigt, am 14. Januar 2022 beendet worden sei. Dort war eine Schnellladesäule aufgestellt worden, die von der einen Seite nur vom Taxi-Halteplatz aus zugänglich und so für Elektrotaxis reserviert war. Die andere Seite dagegen war frei zugänglich. Die Lademöglichkeit wurde von der Taxi-Seite her selten genutzt.

Welche weiteren Schritte der Unternehmer und die Taxi München eG jetzt in Sachen Elektrotaxi-Förderung unternehmen und mit welchen Ladekarten Reinhold Hoffmann die besten Erfahrungen gemacht hat, lesen Sie demnächst in taxi heute.

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