Mercedes-Benz verknüpft sich mit Google Maps

Der Hersteller will fahrzeugbezogene Geodaten und Routenplanungs-Funktionen der Google Maps Plattform in das eigene Navigationssystem integrieren.

Alles Google oder was? Die Anmutung soll Benz-like sein, die Software im Hintergrund vertraut auf Google Maps. Weitere Cloud-basierte Anwendungen will man ausloten. | Foto: Mercedes-Benz
Alles Google oder was? Die Anmutung soll Benz-like sein, die Software im Hintergrund vertraut auf Google Maps. Weitere Cloud-basierte Anwendungen will man ausloten. | Foto: Mercedes-Benz
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Der schwäbische Automobilhersteller Mercedes-Benz und der US-Internetkonzern Google haben eine langfristige strategische Partnerschaft bekanntgegeben. Mit dieser Kooperation werde man aus Sicht der Stuttgarter der erste Automobilhersteller, der sein eigenes Navigationserlebnis auf der Grundlage eines neues Konzepts entwickelt, das neue fahrzeuginterne Geodaten und Navigationsfunktionen der Google Maps Platform vereint. Damit hat der Hersteller Zugriff auf das Geoinformationsangebot von Google. Dazu zählen unter anderem Detailinformationen zu Sonderzielen, Echtzeit-Verkehrsinformationen und Daten zur prognostizierten Verkehrslage sowie die automatische Anpassung der Routenplanung an die Verkehrssituation. Diese Funktionen werden in das kommende Mercedes-Benz Betriebssystem MB.OS integriert. Dadurch sollen Kundinnen und Kunden ein Navigationssystem erhalten, das durch hohe Nutzerfreundlichkeit und eine herausragende grafische Darstellung auf dem hochauflösenden Display im Fahrzeug Maßstäbe setzen werde, so die Ansage.

"Die Frage ist am Ende: Was nutzt der Kunde zum Navigieren? Da müssen wir anerkennen: Die Leute vertrauen Google", erklärte Mercedes-Benz-Marken-Chef Markus Schäfer gegenüber Spiegel Online.

Von der vor Jahren gemeinsam mit Audi und BMW erworbenen Tochter Here würde man weiter die hochauflösenden Karten verwenden für das automatisierte Fahren, da habe es eine deutliche Weiterentwicklung gegeben, so Schäfer weiter. Zu den Vorteilen von Google verwies Schäfer etwa auf die zahlreichen "Points of Interest", die in der Suchmaschine integriert seien. Man behalte aber die Kontrolle über das Fahrzeug und seine Steuergeräte, unterstrich der MB-Chef. Daran seien die Verhandlungen in der Vergangenheit gescheitert. Die jetzt gefundene Lösung sei ein Mittelweg: Statt Android Auto als Betriebssystem komplett zu übernehmen, entwickle man ein neues Navigationssystem, das in das hauseigene MB.OS eingebettet werde. Daten an Google würden nur mit Zustimmung und anonymisiert weitergegeben, betonte Schäfer.

Grundsätzlich hält er es für notwendig, in der "neuen Welt" mit Techkonzernen und Start-ups zusammenzuarbeiten, woraus sich andere Geschäftsmodelle ergäben, als mit konventionellen Zulieferern. So erhalte etwa der Chiphersteller NVDIA eine Umsatzbeteiligung, im Gegenzug Mercedes-Benz Zugriff auf den Hochleistungschip mit "erheblichem Rabatt", schilderte Schäfer weiter.

Youtube-App auf dem Benz-Schirm

Um das Nutzererlebnis weiter anzureichern, ist über das Infotainment-System künftig auch der Zugriff auf die YouTube-App möglich. Zudem wird man die Informationen von Google Maps nutzen, um assistierte Fahrfunktionen wie das automatische Reduzieren der Geschwindigkeit vor Kreuzungen, Kreisverkehren oder Kurven weiter zu verbessern.

In einem ersten Schritt ermöglicht man im Fahrzeug Zugriff auf die Sonderziel-Informationen „Place Details“ von Google. Diese bieten Details zu weltweit mehr als 200 Millionen Geschäften und sonstigen Orten, beispielsweise Öffnungszeiten, Bilder und Bewertungen. Diese Informationen sind in zahlreichen Märkten ab sofort in allen Fahrzeugen mit der neuesten MBUX-Generation verfügbar. Die Unternehmen haben darüber hinaus vereinbart, weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit auf Basis der führenden Lösungen von Google Cloud bei Künstlicher Intelligenz (KI), Datenverarbeitung und offenen Cloud-Infrastrukturlösungen zu erörtern.

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