Wiens Taxiflotte vor der Elektrifizierung: Förderungen treffen auf Skepsis
Wie die österreichische Zeitung „Der Standard“ berichtet, folgt die Stadt damit einer Zielvorgabe des Bundesministeriums für Klimaschutz, die allerdings rechtlich nicht bindend ist. In den kommenden Jahren sollen die rund 8.200 Taxis der Bundeshauptstadt sukzessive emissionsfrei werden. Doch der Weg dorthin ist steinig: Derzeit liegt der Anteil rein elektrisch betriebener Fahrzeuge bei nur 2,6 Prozent. Förderprogramme von Stadt und Bund werden bisher nur zögerlich in Anspruch genommen.
Schleppender Fortschritt trotz großzügiger Förderungen
Aktuell rollen gerade einmal 220 vollelektrische Taxis durch Wien. Deutlich häufiger sind Hybride im Einsatz, die mit 5.500 Fahrzeugen den Großteil der Flotte ausmachen. Bei großen Taxi-Vermittlern wie 40100 oder 31300 liegt der Anteil von Hybriden und Elektroautos inzwischen bei 70 bis 75 Prozent. Doch ab Januar dürfen auch keine neuen Hybride mehr zugelassen werden. Geht ein Taxi aus der Flotte, muss es durch ein E-Auto ersetzt werden. Bis die Dekarbonisierung abgeschlossen ist, wird es wohl sieben bis zehn Jahre dauern – so lange, wie ein Taxi durchschnittlich in Betrieb bleibt.
Um den Umstieg zu beschleunigen, stellt die Stadt Wien erhebliche Fördermittel bereit. Für jedes E-Taxi gibt es bis zu 10.000 Euro Zuschuss, gekoppelt an die tatsächlich gefahrenen Kilometer mit zahlenden Fahrgästen. Zusätzlich kofinanziert das Klimaministerium mit 1.000 Euro pro Fahrzeug. Die Förderschiene der Stadt läuft so lange, bis der Topf von 6,4 Millionen Euro ausgeschöpft ist. Doch trotz dieses Anreizes wurde bisher nur ein Bruchteil der Mittel abgerufen. Angaben darüber, wie viel noch übrig ist, macht die Stadt nicht.
Hohe Kosten und Ladeinfrastruktur als Hürden
Die schleppende Nachfrage hat vielfältige Gründe. Ein zentraler Faktor sind die höheren Anschaffungskosten von Elektroautos im Vergleich zu Hybriden oder Verbrennern. Auch wenn Förderungen die Differenz teilweise abfedern, bleibt für viele Taxiunternehmer ein erheblicher Eigenanteil.
Ein weiteres Hindernis ist die Ladeinfrastruktur. Während E-Autos im Betrieb kostengünstiger sind, stellen lange Ladezeiten bei begrenztem Zugang zu Schnellladestationen ein Problem dar. Besonders für Taxis im Zweischichtbetrieb fehlt eine praktikable Lösung. "Wenn der Wagen zwischen zwei Fahrern geladen werden muss: Wer verliert die Zeit?", fragt Eveline Hruza von Taxi 40100.
Hinzu kommt, dass viele Taxiunternehmer über keine eigenen Betriebsgelände verfügen und in Mietwohnungen wohnen. Wallboxen, die ebenfalls gefördert werden, sind daher für sie keine Option. Gleichzeitig gibt es in Wien bislang kein System zur Reservierung öffentlicher Ladestationen. Für Taxifahrer bedeutet das: Selbst wenn zwischen Fahrten Zeit zum Laden wäre, ist nicht garantiert, dass eine freie Ladesäule in der Nähe verfügbar ist.
Unsicherheiten im Markt und abwartende Haltung
Viele Unternehmer scheinen abzuwarten, ob die Preise für Elektrofahrzeuge sinken oder sich die Ladeinfrastruktur verbessert.
„Manche nutzen die Möglichkeit, noch Verbrenner oder Hybride anzuschaffen, bevor die Regelung in Kraft tritt“, sagt Hruza.
Eindeutige Trends lassen sich laut der Vermittler jedoch kaum feststellen. Die Zurückhaltung zeigt sich auch in den Förderzahlen. Von den 6,4 Millionen Euro der Stadt Wien sind nach zwei Jahren noch immer Millionen übrig. Selbst bei voller Ausschöpfung der Förderung pro Fahrzeug wären bislang weniger als ein Drittel der Mittel abgerufen worden.
Umwelteffekte einer vollständigen Elektrifizierung
Eine vollständige Umstellung der Taxiflotte auf Elektroautos könnte die CO₂-Emissionen erheblich senken. Laut einer Studie der Universität Dublin würden die Emissionen um 77 Prozent sinken, basierend auf dem irischen Strommix. In Österreich, wo der Strommix mit 85 Gramm CO₂-Äquivalent pro Kilowattstunde deutlich sauberer ist, dürfte die Einsparung sogar noch höher ausfallen. Hybride hingegen würden die Emissionen lediglich um 29 Prozent senken.
Politische und wirtschaftliche Weichenstellungen nötig
Das Klimaministerium und die Stadt Wien betonen die Notwendigkeit der Elektrifizierung, doch allein Förderungen scheinen nicht auszureichen. WU-Transportexperte Manuel Tuscher hebt hervor, dass die Struktur des Taxigewerbes mit vielen Ein- und Zwei-Mann-Betrieben die Umstellung erschwert. Anders als in der Paketbranche, wo Unternehmen mit eigener Infrastruktur agieren, fehlen im Taxigewerbe oft die Voraussetzungen für eine flächendeckende Elektrifizierung.
Für die vollständige Dekarbonisierung der Wiener Taxiflotte bedarf es daher nicht nur finanzieller Anreize, sondern auch eines konsequenten Ausbaus der Ladeinfrastruktur und einer stärkeren Unterstützung kleiner Unternehmer. Wie schnell die Elektrifizierung voranschreiten wird, hängt von diesen Rahmenbedingungen ab – und vom Willen der Branche, den Umstieg aktiv mitzugestalten.
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