On-Demand-Partner door2door hat Insolvenzantrag gestellt

Das Berliner Unternehmen hat wenige Monate nach seiner Übernahme durch einen großen Mobilitätsanbieter beim Amtsgericht in Berlin-Charlottenburg Insolvenz angemeldet.

Dr. Tom Kirschbaum (r.), einer der beiden Gründer der door2door GmbH, war zum Start des Projektes FreYfahrt im August 2018 sogar persönlich in Freyung. (Foto: Dietmar Fund)
Dr. Tom Kirschbaum (r.), einer der beiden Gründer der door2door GmbH, war zum Start des Projektes FreYfahrt im August 2018 sogar persönlich in Freyung. (Foto: Dietmar Fund)
Dietmar Fund

Wie erst Ende Januar 2023 in Fachkreisen bekannt geworden ist, hat das auf On-Demand-Verkehre spezialisierte Berliner Software-Unternehmen door2door GmbH am 20. Dezember 2022 unter dem Aktenzeichen 36d IN 6870/22 beim Amtsgericht in Berlin-Charlottenburg Insolvenz angemeldet. Es war am Markt als Partner für die Einrichtung solcher Verkehre bekannt und hatte stets betont, keine Verkehre selbst übernehmen zu wollen und auch für Partner auch aus dem Taxi- und Mietwagengewerbe offen zu sein. Bei der Insolvenz-Abteilung der Berliner Filiale der Wirtschaftskanzlei Görg ist als vorläufiger Insolvenzverwalter Rechtsanwalt Prof. Dr. Thorsten Martini eingesetzt.

Am 24. März 2022 hatte door2door die 100-prozentige Übernahme durch das in Dubai ansässige Unternehmen Swvl Inc. Bekanntgegeben. In einer gemeinsamen Presserklärung heißt es, die beiden Firmen seien in 20 Ländern auf 4 Kontinenten tätig. Swvl sei mit seinen Angeboten rund um „Transportation-as-a -Service“ in 115 Städten weltweit vertreten. Für door2door hieß es damals, es habe einen Marktanteil von 24 Prozent in Deutschland, dem strategisch wichtigsten Markt in Europa. Geplant war damals ein Börsengang in den USA, der eine starke Expansion in Europa, den USA und Südamerika finanzieren sollte. Diese Pressemitteilung ist die letzte zu den Aktivitäten von door2door, die noch im Internet zu finden ist. Die Homepage door2door.io ist derzeit nicht mehr zugänglich.

Den Insolvenzantrag haben die beiden noch in der Geschäftsleitung verbliebenen Gründer gestellt, Dr. Tom Kirschbaum und Maxim Nohroudi. Das und den Namen des vorläufigen Insolvenzverwalters kann man unter den Insolvenzbekanntmachungen über eine Seite des Ministeriums für Justiz des Landes Nordrhein-Westfalen nachlesen.

Mit door2door als Partner liefen zuletzt rund 40 On-Demand-Projekte in Deutschland. Zu ihnen zählten der Hofer LandBus und das Konzept FreYfahrt in Freyung, über die taxi heute ausführlich berichtet hat, sowie myBus der Duisburger Verkehrsgesellschaft, deren Aktivitäten lediglich gemeldet worden sind. Dort hat taxi heute nachgefragt, was die Insolvenz für ihre Projekte bedeutet und wie sie nun betreut werden.

Prompt antwortete Kathrin Naß, die Pressesprecherin der Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH (DVV). Sie schrieb, die Software von door2door für myBus laufe noch weiter. Es liefen aber bereits Gespräche mit einem möglichen neuen Anbieter. Bei einem Wechsel müssten zunächst die Software umgestellt und die App angepasst werden. Außerdem müsse das neue System umfangreich getestet werden.

Sogar am Samstag antwortete Stefanie Schulze, Leiterin der Pressestelle des Landkreises Hof. „Mit door2door sowie dem vorläufigen Insolvenzverwalter konnte eine Vereinbarung getroffen werden, die den Weiterbetrieb und die Betreuung des Systems für den Hofer LandBus für die nächsten Monate sicherstellt“, schrieb sie. Das System sei neu ausgeschrieben worden und die Angebotsfrist sei am 27. Januar 2023 abgelaufen.

„Das Verkehrsunternehmen, mit dem wir für den Hofer LandBus zusammenarbeiten, ist in den gesamten Prozess der Umstellung eingebunden und erhält eine entsprechende Schulung für das neue System. Ziel ist es, einen möglichst reibungslosen Übergang zu gewährleisten, wovon wir nach aktuellem Stand ausgehen“, erklärte Schulze.

Laut Michael Pradl, Geschäftsleiter der Stadt Freyung, betreut door2door den On-Demand-Verkehr FreYfahrt noch bis Ende März. Um das Projekt nahtlos fortführen zu können, habe die Stadt eine an das System von door2door anschließende technische Lösung bereits ausgeschrieben. Da der neue Anbieter noch nicht feststehe, sei derzeit noch nicht absehbar, ob sich bei der Abwicklung Änderungen ergeben würden.

Der vorläufige Insolvenzverwalter hat auf die zeitgleich an einem Freitagmorgen an ihn gestellten Fragen noch nicht geantwortet.

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