On-Demand-Verkehre mit kleineren Fahrzeugen, die fahrplan-ungebunden insbesondere Flächen in ländlichen Regionen erschließen sollen, sind in den letzten Jahren im Kommen und werden mit Fördermittel des Bundes und der Länder meist für die ersten drei Jahre massiv gefördert. Sie können aber sehr teuer werden, wenn dafür neue, auffällig gebrandete Fahrzeugflotten eingesetzt werden. Ihre Kosten können auf die Hälfte sinken, wenn auf bestehende Fahrzeugflotten von Taxi- oder Mietwagenbetrieben oder wenigstens auf deren Fahrer zurückgegriffen wird. Sie haben daher durchaus Chancen, als Partner eingebunden zu werden, obwohl viele Auftraggeber das Taxi- und Mietwagengewerbe als wenig aufgeschlossen erleben.
Das waren die wichtigsten Erkenntnisse, die das zweitägige Seminar „On-Demand-Verkehr um jeden Preis!?“ vermittelte, das Eckardt Software Management (ESM) am 14./15. September 2023 in Fulda veranstaltete. Zu ihm hatten sich 86 Teilnehmende angemeldet und die allermeisten von ihnen waren auch bis zum Schluss am Freitagmittag mit dabei. Unter ihnen waren allerdings nur eine Unternehmerin und fünf Unternehmer aus Taxi- und Mietwagen-Betrieben.
Gute Gastgeber waren (v.l.): Stefan Mehler, Rhoda Dunkel, Frithjof Eckardt und sein Sohn Norbert Eckardt von der ESM GmbH aus Hannover. (Foto: Dietmar Fund)
Von der praktischen Zusammenarbeit mit Taxi-Betrieben berichtete unter anderem Achim Oberwöhrmeier, Geschäftsführer der Kommunalen Verkehrsgesellschaft Lippe mbH. Sein Unternehmen setzt seit August 2020 vier Fahrzeuge des Typs LEVC TX für zwei voneinander unabhängige On-Demand-Verkehre namens Limo ein. Weil das Unternehmen schon heute seinen Bestand an Fahrern kaum halten kann, sind an den Wochenenden Taxifahrer mit den elektrischen Londontaxis unterwegs, was die Busfahrer entlastet. Die Taxiunternehmer fungieren dabei als Subunternehmer, die ihre Personalstunden entlohnt bekommen.
Oberwöhrmeier hat alle Limo-Fahrer schon zu vier Schulungen eingeladen, um ihnen die Funktionsweise des On-Demand-Verkehrs zu erläutern und mit ihnen zu besprechen, was gut läuft und was nicht. Bei der letzten Schulung wollte ihm ein Taxiunternehmer seine Leute nicht mehr schicken, weil er die selbst brauche. Das bestätigte den Eindruck des Geschäftsführers, dass die Zusammenarbeit mit den Taxiunternehmern immer schwieriger wird, weil sie selbst unter Personalmangel litten, ziemlich abwehrend reagierten und für Neues wenig aufgeschlossen seien.
Interessant: Der Geschäftsführer aus dem Lippischen berichtete, dass es schwierig gewesen sei, die Pausenzeiten in den On-Demand-Verkehr zu integrieren, ohne dessen Bedienzeiten einzuschränken. Ohne „harte Pausenblöcke“ gehe das nicht. Beim Limo-Verkehr werden übrigens keine zusätzlichen virtuellen Haltestellen eingerichtet, weil an denen Blinde und Sehbehinderte und die Limo-Fahrer nicht zueinanderkommen. Jede der zusätzlichen Haltestelle hat deshalb auch ein Haltestellen-Schild. „Die Blinden können sich räumlich gut orientieren, hören aber das herannahende Taxi nicht heraus, während dessen Fahrer nicht weiß, welcher der an der Straße stehenden Menschen sein Fahrgast ist“, sagte Oberwöhmeier zu taxi heute.
Den Eindruck, dass die meisten Taxiunternehmer recht unflexibel sind, teilte mit Oberwöhrmeier Jens Marggraf, ein Taxiunternehmer aus der nordhessischen Kleinstadt Melsungen, der dort mit einem LEVC TX den On-Demand-Verkehr MEGmobil betreibt. Er sagte, die Zurückhaltung der Branche gehe auf die Anruf-Sammel-Taxis zurück, die schlecht vergütet worden seien. Er hingegen könne über die auf Einsatzzeiten bezogene Entlohnung seitens der Stadt nicht klagen, sondern wisse schon am Monatsanfang, welchen Umsatz er am Monatsende mit dem On-Demand-Verkehr gemacht haben werde. Durch ihn habe er zwar auch ein paar Fahrgäste verloren, aber das müsse man hinnehmen.
Während Marggraf schon seit 2020 Mut bei der Einführung seines On-Demand-Verkehrs beweist, wagt Sönke Kortum aus Schleswig seinen mutigen Schritt jetzt. Der Inhaber der Taxi Kortum Schleswig GmbH & Co. KG kommt als Subunternehmer der Autokraft Kiel bei einem On-Demand-Verkehr zum Zug, der im April 2024 mit 20 Mercedes-Benz eVito starten soll. Die Fahrzeuge bekommt er gestellt und sie werden auch rechtzeitig ausgeliefert. Der ausgebildete Speditionskaufmann muss nun aber 90 Fahrerinnen und Fahrer suchen, die er dann stellt. „Es war mir lieber, dafür meine Stammfahrer mit einzusetzen, anstatt dass mir ein Konkurrent meine Fahrer abwirbt“, erklärte Kortum gegenüber taxi heute. Er will die Fahrer entsprechend den Bedienzeiten des On-Demand-Verkehrs so einsetzen, dass sie nahtlos zwischen der Arbeit im Taxi und im eVito wechseln können. Ein Anreiz für die „zweigleisigen“ Einsätze besteht in der höheren Entlohnung von 17 Euro pro Stunde, die beim On-Demand-Projekt vorgeschrieben ist. Es ist zunächst für eineinhalb Jahre angelegt.
Einen ausführlichen Bericht über die Veranstaltung bringt taxi heute in einer der nächsten Ausgaben.
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