Zürich: ViaVan startet On-Demand-Service im ÖPNV

Gemeinsam mit der VBZ geht ein 18-monatiges Pilotprojekt in Betrieb, bei dem man den öffentlichen Nahverkehr mit individueller und weitgehend App-basierter Mobilität ergänzen will - bewusst im abendlichen Zeitfenster und auch im ÖPNV-Zeittarif oder Abo.

Abendrunde mit dem App-Rufbus: ViaVan geht auch in Zürich mit einem On-Demand-Service in den Piloteinsatz. (Foto: ViaVan)
Abendrunde mit dem App-Rufbus: ViaVan geht auch in Zürich mit einem On-Demand-Service in den Piloteinsatz. (Foto: ViaVan)
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Mit dem On-Demand-Service Pikmi ist im Rahmen des ÖPNV in Zürich ein 18-monatiges Pilotprojekt an den Start gegangen. Dabei testen die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) zusammen mit der Dienstabteilung Verkehr und dem Tiefbauamt der Stadt Zürich und dem Daimler-Joint-Venture-Partner und On-Demand-Spezialisten ViaVan erstmals ein nachfragegesteuertes ÖV-Angebot in der Stadt. Die Kleinbusse sind jeden Abend von 20 bis 24 Uhr im Einsatz und sollen damit Lücken im traditionellen ÖV schließen. Innerhalb des Betriebsgebietes soll der Service neue Verbindungen sowie kurze Wege zum ÖV ermöglichen. Gebucht wird über die zugehörige App. Der Abendbus ist vollständig in den ÖV-Zonentarif integriert, so dass die Fahrgäste kein zusätzliches Ticket für die Fahrt lösen müssen, wirbt der Anbieter weiter. Die VBZ wollen mit diesem flexibleren Konzept auf veränderte Nutzungsgewohnheiten reagieren und ein kundenfreundliches Angebot bereitstellen. Ebenso soll der Pilotbetrieb aufzeigen, inwiefern sich der ÖV mit neuen Ansätzen effizienter betreiben lässt.

Eine Fahrt wird über die von ViaVan entwickelte App gebucht, die die voraussichtliche Wartezeit bis zur Abholung und den Laufweg zur nächstgelegenen Haltestelle anzeigt. Die Technologie fasst Buchungsanfragen mit einer ähnlichen Fahrtrichtung in einem Fahrzeug zusammen und berechnet dabei die effizienteste Route in Echtzeit. Bei jeder Fahrt bestehe also die Möglichkeit, dass die Route leicht angepasst wird und zusätzliche Fahrgäste zusteigen, wie der On-Demand-Mobilitätsspezialist erklärt. Da die Kleinbusse geteilt würden, gelte das nationale Schutzkonzept für den öffentlichen Verkehr unter COVID-19, sprich Maskenpflicht. Zusätzlich würden maximal drei der fünf Sitzplätze genutzt.

Der Algorithmus ermögliche schnelle und effiziente geteilte Fahrten, die unnötige Umwege und lange Wartezeiten vermeiden und gleichzeitig Stau und Emissionen reduzieren. Der Anbieter arbeitet bereits mit mehreren ÖV-Anbietern und Städten in Europa zusammen - zum Beispiel mit der BVG in Berlin und EMT in Madrid, jetzt erstmals auch in der Schweiz. 

Zusätzliche Haltestellen und neue Verbindungen

Im Unterschied zum regulären ÖV verkehrt Pikmi nicht auf vordefinierten Routen oder nach einem fixen Fahrplan. Zusätzlich zu den bestehenden Haltestellen der VBZ im Betriebsgebiet, wurden etwa 150 weitere Haltepunkte für die Fahrzeuge definiert, virtuelle Haltestellen ohne zusätzliche Infrastruktur. "Dank dem dichten Netz von Haltepunkten liegt die nächste Haltestelle von Pikmi für unsere Kundinnen und Kunden direkt um die Ecke", verspricht VBZ-Direktor Guido Schoch. Die VBZ wolle herausfinden, ob sich mit diesem innovativen Angebot zusätzliche Kundinnen und Kunden gewinnen lassen, so Schoch weiter. Für die Benutzung von Pikmi benötigen Fahrgäste ein Ticket für die Stadt Zürich oder ein Abo.

Akribische Auswertung der Fahrten

Während die Fahrzeuge tagsüber für Mobility im Einsatz stehen, fahren sie zwischen 20 Uhr und 24 Uhr für Pikmi. "Wir möchten unsere Carsharing-Fahrzeuge möglichst effizient einsetzen. Da die Buchungsfrequenzen vom Mobility in der Nacht tiefer sind, macht ein Mischbetrieb Sinn", erklärt Mobility-Geschäftsführer Roland Lötscher. Zudem sei On-Demand-Mobilität stark im Kommen.

Da die Kleinbusse nach Abschluss des Pilotprojektes in die Flotte von Pikmi-Fahrzeugpartner Mobility integriert werden, sind sie wegen der beschränkten Nutzungszeit allerdings nicht ausgerüstet für den Transport für Menschen im Rollstuhl. Die VBZ arbeiten hier mit der Stiftung Behinderten-Transporte Zürich (BTZ) zusammen. Zudem können Fahrgäste ohne Smartphone ihre Fahrten telefonisch über den Kundendienst buchen. Während des Projekts können Parameter des Betriebes angepasst werden, um auf Erkenntnisse aus dem laufenden Betrieb zu reagieren. Bei der Auswertung arbeiten die VBZ mit dem Institut für Verkehrsplanung und Transportsysteme der ETH Zürich zusammen.

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