Erdgas-Fahrzeuge können laut ADAC zum wirtschaftlichem Totalschaden werden

Neue Tanks sind teils nicht mehr lieferbar. Der Club plädiert für den Erhalt von CNG-Tankstellen und Ersatzteilversorgung und warnt vor wirtschaftlichem Totalschaden. Dabei hätte der Antrieb weit vor allen Fantasien zu E-Fuels und Wasserstoff kombiniert mit Biomethan viel Potenzial gehabt, für Klima und Industrie. 

Verschenktes Potenzial: Meist wird mittlerweile Biomethan aus Reststoffen vertankt, sodass CNG-Fahrzeuge auf Augenhöhe mit E-Autos fahren in Sachen Klimabilanz. Autohersteller und Mineralölindustrie haben diese Chancen sträflich vernachlässigt. | Foto: Brigitte Hiss / Bundesumweltministerium
Verschenktes Potenzial: Meist wird mittlerweile Biomethan aus Reststoffen vertankt, sodass CNG-Fahrzeuge auf Augenhöhe mit E-Autos fahren in Sachen Klimabilanz. Autohersteller und Mineralölindustrie haben diese Chancen sträflich vernachlässigt. | Foto: Brigitte Hiss / Bundesumweltministerium
Thomas Kanzler
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Der Automobilclub ADAC hat vor einem wirtschaftlichen Totalschaden für die Besitzer von Erdgas-Fahrzeugen gewarnt. Es seien etwas mehr als 77.000 Pkw mit Erdgas-Antrieb laut Kraftfahrt-Bundesamt auf deutschen Straßen unterwegs. Über die Jahre ist die Nachfrage nach Autos, die komprimiertes Erdgas (Compressed Natural Gas, kurz CNG) tanken können, allerdings stark eingebrochen. Aktuell ist kein Neuwagen mit diesem Antrieb mehr erhältlich. Seit 2016 geht auch die Zahl der CNG-Tankstellenstetig zurück. Rund 700 von ihnen waren Anfang des Jahres 2024 in Deutschland in Betrieb.

Besitzer eines Autos mit CNG-Antrieb haben so immer weniger Möglichkeiten aufzutanken und müssen teils große Umwege zur nächstgelegenen Tankstelle in Kauf nehmen. Erschwerend kommt hinzu, dass Ersatzteile immer schlechter verfügbar sind. Nach spätestens 20 Jahren müssen die Tanks von Erdgas-Autos in der Regel ausgetauscht werden, bei manchen sogar früher.

„Weil die Ersatzteile teuer oder aber gar nicht mehr lieferbar sind, kann das zu einem wirtschaftlichen Totalschaden führen“, warnt Florian Hördegen, Leiter Fahrzeugtechnik im ADAC Technikzentrum Landsberg. Auch günstige, gebrauchte Ersatz-Tanks aus anderen Ländern werden hierzulande meist nicht akzeptiert, weil die Genehmigung fehlt.

Klimabilanz ähnlich gut wie bei E-Autos

Alternativ ist zu prüfen, ob das Fahrzeug auf reinen Benzinbetrieb zurück gebaut werden kann. Dies kann bei sogenannten bivalenten CNG-Modellen möglich sein, sofern in der Betriebserlaubnis ein Solobetrieb mit Benzin vermerkt und abgasgeprüft ist. Der Club rät, eine der Prüforganisationen hierzu anzufragen, um auch zu klären, welche Teile ausgebaut werden müssten, um eine Abnahme nach § 21 StVZO zu erlangen. So könnte dann wenigstens mit dem (kleineren) Benzintank weitergefahren werden.

Der ADAC plädiert dafür, zumindest mittelfristig ein flächendeckendes Netz von CNG-Tankstellen sowie die Ersatzteilversorgung aufrecht zu erhalten. Dies wäre nicht nur im Sinne des Verbraucher-, sondern auch des Klimaschutzes wünschenswert: Im ADAC Ecotest, der Autos nach ihrer Umweltverträglichkeit bewertet, stachen Modelle mit Erdgasantrieb regelmäßig die Benzin- und Diesel-Konkurrenz aus. Bei der CO2-Bilanz sind sie sogar teils ähnlich gut wie E-Autos. Das liegt vor allem an der Beimischung von Biomethan, das durch die Vergärung von Gülle, Lebensmittelabfällen und nachwachsenden Rohstoffen wie Mais und Gras entsteht.

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