Der Nissan Leaf ist ein unkompliziertes Elektrotaxi

Das Kompaktmodell bietet einen komfortablen Arbeitsplatz mit guter Bedienung, aber etwas knappem Raumangebot und ideenlosem Kofferraum.

An Wechselstrom-Ladesäulen braucht der Nissan Leaf mit seinem 6-kW-On-Board-Lader mehrere Stunden, bis er die 64 kWh-Batterie auf 80 Prozent befüllt. (Foto: Dietmar Fund)
An Wechselstrom-Ladesäulen braucht der Nissan Leaf mit seinem 6-kW-On-Board-Lader mehrere Stunden, bis er die 64 kWh-Batterie auf 80 Prozent befüllt. (Foto: Dietmar Fund)
Dietmar Fund

Wer als Taxi- oder Mietwagenbetrieb den Einstieg in die Elektromobilität proben möchte, muss heute entweder ein sündhaft teures Modell der Oberklasse, einen Van oder einen Kompaktwagen mit mehr oder weniger ausgeprägten SUV-Genen ins Auge fassen. Zu letzteren gehört der Nissan Leaf e+ Tekna, den taxi heute zwei Wochen lang testen konnte – leider ohne Taxi-Ausstattung.

Der Leaf ist ein Vertreter der geräumigeren Golf-Klasse mit einer angenehmen, leicht erhöhten Sitzposition, die das Ein- und Aussteigen vorn wie hinten erleichtert. Sehr große Fahrer werden darauf achten müssen, dass sie wegen ihres Hintermanns den gut gepolsterten Fahrersitz nicht ganz absenken und nach hinten schieben. Wer den Beifahrersitz entsprechend einstellt, bringt zwei rund 1,85 Meter große Menschen bequem hintereinander unter, die sonst ihre Beine seitlich am Vordersitz vorbei quetschen müssen. Der Mittelsitz ist allerdings für Erwachsene eine Qual, obwohl der Dreipunkgurt im Sitz integriert ist. Das liegt am hohen Mitteltunnel, der nach hinten auch noch breiter wird.

Wie bei anderen Elektroautos oder Plug-in-Hybriden kann man den – hier knappen – Kofferraum nur durch das Umklappen der asymmetrisch geteilten Rücksitzlehne erweitern, wodurch eine hohe Stufe entsteht. Im Kofferraum sind Nissan die Ideen ausgegangen. Unter der einteiligen Abdeckung gibt es noch nicht einmal einen zweiten Laderaumboden, sodass das Ladekabel ständig im Weg herumliegt. Anders als bei anderen Elektromodellen kann man es nicht unter der Motorhaube in einem kleinen Front-Kofferraum verstauen.

Fahren lässt sich der Leaf mit der großen 64-kWh-Batterie auch im Eco-Modus ausreichend flott, der zum Überholen noch genügend Kraftreserven bietet. Seine Lenkung vermittelt einen guten Fahrbahnkontakt. Die Abroll- und die Windgeräusche sind niedrig, aber die Abstimmung des Fahrwerks lässt mit den 17-Zöllern zu wünschen übrig. Sie melden jede kleine Unebenheit an die Insassen weiter. Hier fehlt es an einer effektiveren Dämpfung.

In Sachen Bedienung gibt der Leaf trotz eines gut bestückten Multifunktionslenkrads kaum Rätsel auf. Zu allen wichtigen Aspekten des Elektroantriebs wie dem Durchschnittsverbrauch, dem Ladezustand der Batterie und der verbleibenden Reichweite wird der Fahrer nach wenigen Tastendrucken am Lenkrad informiert. Anders als etwa in einem Volvo XC 40 Recharge Pure Electric werden die Batterie-Restkapazität und die Reichweite in Kilometer bei jeder Ansicht angezeigt, was die Reichweiten-Angst der Anfänger dämpft. Unlogisch und anfangs sehr gewöhnungsbedürftig ist, dass man mit dem handschmeichlerischen, hübsch blau beleuchteten Drehregler den Rückwärtsgang nach vorn einlegt und nicht nach hinten.

Laden kann man den Leaf mit Wechselstrom an Wallboxen und Ladesäulen mit nur 6 kW. Bedeutend schneller geht es mit Gleichstrom an Schnellladesäulen mit 50 oder 100 kW, wo man in rund einer Stunde von 20 auf 80 Prozent der Batteriekapazität kommt. Wie lange die Ladung bis 80 oder dann 100 Prozent voraussichtlich dauern wird, zeigt ein Balkendiagramm sehr verlässlich an. Ein Nachteil des Leaf ist die Schnellladung über das CHAdeMO-System. Wer weitere Strecken plant, wird schnell feststellen, dass die seltener sind als der heutige Schnelllade-Standard CCS.

Auf Überlandstrecken ohne Autobahnanteil begnügte sich der Leaf im Eco-Modus mit verhaltener Beschleunigung und mit One-Pedal-Fahren auch einmal mit 15,5 kWh auf 100 Kilometer, realistischer sind aber Verbräuche rund um den WLTP-Verbrauchswert gesamt von 18,5 kWh, den Nissan angibt.

Nissan bietet über seinen Entwicklungs- und Umrüstpartner INTAX ein Taxi- oder Mietwagen-Paket mit oder ohne Folierung kostenlos an.

Wer sich näher über den Nissan Leaf informieren möchte, kann im Downloadbereich dieser Meldung ausführliche Testnotizen als pdf-Datei herunterladen. Hinterlegt ist dort auch eine aktuelle Preisliste.

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