Deloitte-Prognose: Nur elf Millionen E-Autos bis 2030

(dpa/jr) Die Ampel-Koalition wollte Deutschland zum internationalen Leitmarkt für E-Autos machen - angesichts des chinesischen Vorsprungs ohnehin ein schwieriges Ziel. Die Bürgerschaft zieht bislang nicht mit, gebremst von teils populistischer Politik und Verbrenner-Verklärung. Und Leitmarkt ist längst China.

Wirkt nicht ansteckend: Die E-Auto-Verkäufe kommen hierzulande nicht aus den Puschen, die Vision vom Leitmarkt rückt in weite Ferne. | Foto: dpa/Marco Rauch
Wirkt nicht ansteckend: Die E-Auto-Verkäufe kommen hierzulande nicht aus den Puschen, die Vision vom Leitmarkt rückt in weite Ferne. | Foto: dpa/Marco Rauch
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Die Zahl der Elektroautos in Deutschland wird in den kommenden Jahren nach Hochrechnungen der Unternehmensberatung Deloitte weit langsamer wachsen als von der zerbrochenen Ampel-Koalition erhofft. Im Jahr 2030 könnten demnach lediglich 11,2 Millionen anstelle der im Koalitionsvertrag angepeilten 15 Millionen vollelektrischen Batterieautos auf den Straßen unterwegs sein. Dazu trägt laut einer Umfrage auch die weit verbreitete Skepsis in der Bevölkerung bei.

Wunschziel im Koalitionsvertrag

SPD, Grüne und FDP hatten das Ziel von mindestens 15 Millionen Elektroautos im Koalitionsvertrag festgeschrieben, die Bundesrepublik sollte zum Leitmarkt für Elektromobilität werden. Autos mit Hybridmotor waren nicht eingerechnet. Internationaler Leitmarkt für Elektroautos ist ohnehin China. Ende Dezember 2023 hatte die Bundesregierung dann wegen der Haushaltsprobleme den Zuschuss für E-Autos abrupt gestrichen, in der Folge gingen die Verkaufszahlen stark zurück.

«Um die Akzeptanz der Elektromobilität zu fördern, sind verlässliche Rahmenbedingungen unerlässlich, denn die Unternehmen brauchen Planungssicherheit. Das sollte einher gehen mit einem flächendeckendenden und zuverlässigen Netz von Ladestationen», sagte Harald Proff, der Leiter der Autosparte bei Deloitte.

Bisher erst knapp 1,6 Millionen vollelektrische Autos zugelassen

Basis der Schätzung von gut 11 Millionen Batterieautos im Jahr 2030 ist ein Rechenmodell, in das etliche für die Kaufentscheidung wichtige Faktoren einfließen. Dazu zählen die Entwicklung von Strom- und Benzinpreisen ebenso wie die Preise der Kfz-Versicherung und Kaufprämien. Am 1. Oktober waren nach Zahlen des Kraftfahrzeug-Bundesamts knapp 1,6 Millionen Batterieautos in Deutschland zugelassen.

 

Bevölkerung gespalten

Einer Deloitte-Umfrage zufolge ist die Bevölkerung in Sachen E-Auto nach wie vor gespalten: Vierzig Prozent von 1.000 Befragten halten demnach das ab 2035 von der EU geplante Verkaufsverbot für neue Verbrennerautos für sinnvoll, doch 36 Prozent lehnen dies als schlechte oder sogar sehr schlechte Entscheidung ab. Die verbleibenden 24 Prozent sind demnach neutral.

Berater sehen Elektroautos international auf unaufhaltsamem Vormarsch

Die Deloitte-Berater gehen dennoch davon aus, dass sich Elektroautos international durchsetzen werden, die Antriebswende Richtung Elektromobilität lasse sich angesichts weltweiter Regulatorik, neuer Akteure und der fortschreitenden Erderwärmung nicht mehr aufhalten.

"Die Unternehmen sind gut beraten, stärker in die Batterieforschung zu investieren, so die Fahrzeugpreise zu senken und die Akzeptanz der E-Mobilität zu stärken", meint Proff.

Neben der Antriebswende seien veränderte Mobilitätsgewohnheiten essenziell, um das Klima zu schützen. Autoexperte Proff erklärt: "Smarte Mobilität, welche mithilfe von Apps und neuen Technologien die schnellste und bequemste Fortbewegungsmethode anzeigen, können zu nachhaltigen Verhalten motivieren, etwa indem auf die Fahrt mit dem eigenen Auto verzichtet wird. Zeitgleich können Automobilunternehmen mit solchen Mobilitätskonzepten neue Einnahmen generieren. Hier besteht ein riesiges Potential, das längst nicht ausgeschöpft ist."

 

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