09.06.2010
Redaktion (allg.)
Am Mittwoch um kurz vor Zwölf wurde in Hagnau (Bodenseekreis) eine 32-jährige Taxifahrerin tot in ihrem Taxi auf dem Parkplatz des örtlichen Strandbades aufgefunden. Als Tatverdächtiger gilt der letzte Fahrgast. Die Polizei geht davon aus, dass es sich um denselben Täter handelt, der tags zuvor eine Kollegin im rund 55 Kilometer entfernten Singen (Kreis Konstanz) mit Messerstichen schwer verletzt und vergewaltigt hat.
Nach der 44-Jährigen hatten die Polizei und Taxifahrer-Kollegen intensiv gesucht, nachdem sie mehrere Stunden lang nicht erreichbar gewesen war und das Taxiunternehmen Alarm geschlagen hatte. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch gegen drei Uhr fand die Polizei die Frau schließlich schwer verletzt an einem Feldweg bei Singen. Wegen einer Stichverletzung am Hals hatte sie viel Blut verloren. Lebensgefahr besteht nach einer Notoperation zum Glück nicht mehr.
Nach bisherigen Erkenntnissen geht die Polizei davon aus, dass die 44-Jährige am Dienstag gegen 14.15 Uhr am Bahnhof in Singen einen Fahrgast mit dem Ziel Hohenkrähenstraße aufgenommen hat. Hier versetzte der Täter seinem Opfer vermutlich mit einem Messer einen Stich in den Hals und dirigierte sie mit dem Taxi wahrscheinlich in einen Feldweg nach Norden bis zum späteren Fundbereich, wo es zur Vergewaltigung der Frau kam.
Wie die bisherigen Ermittlungen zum Mordfall in Hagnau ergeben haben, war der unbekannte Täter am Mittwochmorgen, gegen 9 Uhr am Stadtbahnhof in Friedrichshafen in das Taxi, einen schwarzen VW-Bus (T 5), seines Opfers gestiegen. Anschließend ließ er sich auf die Insel Mainau fahren. Um 11 Uhr befand sich das Fahrzeug auf der in Konstanz ablegenden Autofähre, die um 11.15 Uhr fahrplanmäßig in Meersburg ankam. Die Taxifahrerin hat während dieser Zeit offenbar noch wegen des Fahrpreises mit ihrem Chef telefoniert. Von Meersburg führte die Fahrt offenbar nach Hagnau, wo die alleinerziehende Mutter zweier Kinder von dem Täter im Fahrzeug niedergestochen wurde. Den genauen Tatablauf müssen die weiteren Ermittlungen der Kriminalpolizei und der Gerichtsmedizin ergeben.
Im Rahmen der Großfahndung nach dem flüchtigen Gewalttäter ging ein erster konkreter Hinweis aus der Bevölkerung ein. Vier niederländische Radtouristen waren in Friedrichshafen-Fischbach vom mutmaßlichen Täter angesprochen und nach dem Weg nach Manzell (Stadtteil von Friedrichshafen) gefragt worden. In diesem Zusammenhang war den Zeugen aufgefallen, dass sich auf der Hose des Mannes Blut- oder Schmutzflecken befanden. Anschließend entfernte sich der Unbekannte mit einem Fahrrad in Richtung Friedrichshafen. Hierbei handelt es sich laut Polizei um ein silberfarbenes oder blaues Aluminium-Herrenrad (eventuell zweifarbig) mit 28-Zoll Rädern, einer gefederten Sattelstütze, Kettenschaltung und einem Gepäckträger sowie Schutzblechen. Trotz der intensiven Fahndungsmaßnahmen fehlt von dem Flüchtigen bislang jede Spur.
Er wird wie folgt beschrieben: Er soll ca. 20 bis 30 Jahre alt und etwa 180 cm groß sein. Er sprach laut Polizei gebrochen deutsch mit osteuropäischem Akzent, ist sehr schlank, hat eine auffallend helle Hautfarbe, kurze, dunkelblonde Haare und trug blaue verwaschene Jeans, ein schwarzes Hemd, ein schwarzes Baseball-Cap und matt-schwarze, vorne spitz zulaufende Schuhe. Zudem hatte er offenbar eine schwarze Tasche, vermutlich eine Laptop- oder Aktentasche, bei sich.
Inzwischen hat die Polizei auch ein Phantombild des mutmaßlichen Täters veröffentlicht.
Hinweise nimmt die zur Aufklärung des Verbrechens eingerichtete Sonderkommission „Taxi“ unter der Telefonnummer 07541/701-2029 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.
Die Polizei bittet alle Autofahrer, insbesondere Taxifahrer (-innen) in der Region um erhöhte Vorsicht!
Inwiefern eventuell auch ein Zusammenhang zu dem am vergangenen Freitag im nicht weit entfernten Friedrichshafen gestohlenen Touran-Taxi besteht (wir berichteten), kann derzeit noch nicht gesagt werden. Der betroffene Fahrer gehörte jedenfalls zum selben Friedrichshafener Taxiunternehmern wie die gestern getötete 32-Jährige.
Foto: Taxi Fuhrmann & Schmid, Friedrichshafen