Thema des Monats

Eine App teilt den Taxi-Fahrpreis

Thema des Monats März

Vor wenigen Tagen startete eine Smartphone-Applikation, die individuelle Taxi-Bestellungen in Echtzeit zu Fahrgemeinschaften zusammenstellt. Der Fahrpreis kann so pro Person um ein Drittel oder sogar die Hälfte reduziert werden. Wer und was stecken hinter diesem Dienst?

Das „Car-Sharing“ hat sich längst etabliert, nun gibt es also auch ein „Taxi-Sharing“. Über die Smartphone-Anwendung „Colexio“ können potenzielle Fahrgäste ihre Anfahrtsadresse, den Zielort, das Abholdatum und die Zeit eingeben, zu der sie ein Taxi benötigen. Diese Taxibestellungen werden von einem ausgefeilten System in Sekundenbruchteilen mit den Anforderungen anderer Smartphone-Nutzer verglichen. „Dadurch ist es möglich, verschiedene Fahrgäste in ein Taxi zu bringen“, sagt Colexio-Gesellschafter Jürgen Ubben während eines Besuchs in der taxi-heute-Redaktion.

Starten wird das Projekt zunächst in München, später sind dann die Städte Frankfurt, Berlin und Hamburg im Visier. In der bayerischen Landeshauptstadt konzentriert man sich in der Anfangsphase mit den nötigen Marketingaktivitäten auf den Flughafen. Dort käme eine Ersparnis bei einem Taxi-Sharing besonders zum Tragen, weil eine Fahrt vom Airport in die Münchner Innenstadt rund 60 Euro kostet.

Colexio hat sich bei der Partnersuche für die IsarFunk-Taxizentrale entschieden. „Die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Taxizentralen stellt den Service auf zuverlässige Füße“, erklärt Ubben. In München werden die Fahrtaufträge von Colexio über das fms-Vermittlungssystem der Zentrale in die Taxis gesendet. Es steht die volle Zahl der an die Vermittlung angeschlossenen Taxis zur Verfügung.

Der Ablauf einer Sammelfahrt sieht aus Kundensicht folgendermaßen aus: Der Kunde bestellt am Flughafen per Smartphone über die Anwendung „Colexio“ ein Taxi und bekundet den Wunsch nach einem Taxi-Sharing. Als maximale Wartezeit kann er dabei 10 oder 20 Minuten angeben. Das Programm koordiniert den Fahrtwunsch mit ähnlichen Aufträgen. Der kalkulierte Fahrpreis wird unter den Fahrgästen aufgeteilt. Die genaue Aufteilung richtet sich nach dem Verhältnis der jeweiligen Alleinfahrten.

Den ermittelten Fahrpreis erhält der Fahrgast gemeinsam mit Informationen zum Treffpunkt als Kurzmitteilung. Die Bestellung kann vom Kunden bis zum Einstiegszeitpunkt storniert werden. Auch während der Fahrt können noch Fahrgäste dazukommen. Der Kunde muss Umwege bis zu einer maximalen Fahrtdauer von zehn Minuten in Kauf nehmen.

Aus Sicht des Taxiunternehmers bzw. seines angestellten Fahrers sieht der Ablauf folgendermaßen aus: Nach erfolgreicher Absolvierung einer Colexio-Schulung durch die Taxizentrale erhält jeweils der aktuell dem Ort der Fahrgastabholung am nächsten befindliche Fahrer den Auftrag.

„Das passiert in München ausschließlich über das Vermittlungssystem unserer Zentrale“, stellt IsarFunk-Geschäftsführer Christian Hess klar. „Technisch wäre die Abwicklung aber auch über den direkten Kontakt zum Smartphone des Taxifahrers möglich, ähnlich wie bei myTaxi,“ ergänzt Ubben.

Der Taxifahrer fährt nun zur angegebenen Adresse und sammelt den oder die dort wartenden Fahrgäste ein. Gewartet wird maximal zehn Minuten. Anschließend werden die Kunden zu den von ihnen angegebenen Zieladressen gefahren. Der Fahrpreis wird dabei wie bei jeder anderen Tour auch durch den laufenden Taxameter bestimmt. Am Fahrtziel des ersten Kunden kassiert der Taxifahrer den vom System anteilig errechneten Fahrpreis. Dessen Höhe bekommen sowohl der Fahrer über seine Taxizentrale als auch der Kunde per SMS mitgeteilt. Alle weiteren Mitfahrer werden nach dem gleichen Muster abgerechnet. Ausnahme: Der zuletzt aussteigende Fahrgast muss den Differenzbetrag aus den bereits entrichteten Summen und der Taxameter-Anzeige bezahlen.

„Auch wenn der Algorithmus, der die jeweiligen Fahrtanteile berechnet, sehr zuverlässig arbeitet, kann am Ende ein höherer Betrag zu zahlen sein als es dem Kunden per SMS mitgeteilt wurde,“ räumt Ubben ein. Das sei aber in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen geregelt und somit das Risiko des zuletzt Aussteigenden.

Als Zielgruppe definiert Ubben die Kunden, denen eine (lange) Taxifahrt bisher zu teuer war und die deshalb auf andere öffentliche Verkehrsmittel zurückgegriffen haben. Der Unternehmer spricht hier aus Erfahrung, denn als Geschäftsführer eines Taxi- und Mietwagenbetriebs in Kiel hat er dort schon vor vielen Jahren Fahrten zum Hamburger Flughafen zu günstigeren Preisen eingeführt. „Die Kalkulation basierte seinerzeit darauf, dass es uns gelang, bei der Rückfahrt ebenfalls besetzt zu sein“, erinnert sich Ubben. Und er beteuert: „Die Anzahl der Fahrten ist sprunghaft angestiegen“.

Genau das erhofft man sich nun auch vom Taxi-Sharing-Projekt in München. Der Erfolg steht und fällt mit einer hohen Anzahl an Nutzern und einer breiten Akzeptanz unter den Unternehmern und deren Fahrern. Nur wenn tatsächlich Sammelfahrten generiert werden, werden die Fahrgäste regelmäßig bestellen.

An den Kosten dürfte das Projekt sicher nicht scheitern. Der Taxiunternehmer bezahlt für die Auftragsvermittlung nichts und dem Kunden wird pro Fahrt lediglich ein Euro berechnet. Aber auch nur, wenn es tatsächlich zu einer Sammelfahrt gekommen ist. Und dann ist die Ersparnis in jedem Fall viel höher als die Vermittlungsgebühr.

Bei unserer Frage des Monats wollen wir dann Ihre Meinung zu dieser Idee wissen. Gut oder schlecht? Hier geht’s zur Abstimmung

(jh)
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