Thema des Monats

Das PR-Defizit

Thema des Monats Mai 2011

Tue Gutes und sprich darüber. Taxiverbände in Deutschland scheinen diesen Spruch nicht zu kennen. Zumindest wenn es darum geht, öffentlich auf unsere Branche aufmerksam zu machen.

Die Forderung der Politik, der BZP als größte Interessenvertretung für Taxi und Mietwagenunternehmer solle in Berlin präsenter sein, frischt die Diskussion auf, ob der Bundesverband seinen Sitz nicht in die Bundeshauptstadt verlegen sollte (siehe dazu auch unsere Frage des Monats).

Doch das allein würde nicht genügen. Generell und unabhängig vom Standort müssen Taxiverbände ihre (Internet-)Außendarstellung kritisch hinterfragen.

Am deutlichsten wird das beim Bundesverband BZP: Die letzte offizielle Pressemeldung wurde im Herbst 2009 veröffentlicht. Damals hatte der ADAC gerade seinen zweiten Taxi-Test veröffentlicht und der BZP diese Steilvorlage dankbar aufgenommen, um seiner politischen Forderung nach einer Kleinen Fachkunde noch einmal Nachdruck zu verleihen.

Doch seitdem tat sich nichts mehr – zumindest laut Homepage. Diese wurde zwar zu Beginn dieses Jahres graphisch aufgefrischt, doch die öffentlichen Informationen bleiben auch seitdem Mangelware. Unter dem Menüpunkt „Aktuelle Meldungen“ finden sich seit Jahresbeginn nur drei Nachrichten: Zwei davon berichten von den aktuellen Verkaufskonditionen für Mercedes- bzw. Volkswagen-Taxis und eine vom neuen Online-Auftritt des Verbands.

Darin macht der BZP auch deutlich, warum man so wenig Nachrichten der allgemeinen Öffentlichkeit preisgibt: „Inhaltlich bleibt es bei der Linie, dass es im öffentlich zugänglichen Internet nur ein reduziertes Nachrichtenangebot gibt, um BZP-Mitgliedern einen exklusiven Informationsvorsprung zu gewähren.“

Eine solche Exklusivität ist legitim, fördert sie doch den Anreiz zur Mitgliedschaft. Keinesfalls aber darf sich die Außendarstellung eines Verbands darauf beschränken.

Es gibt genug Informationen, die der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden müssen - zur Information und zur Aufklärung. Auf der Homepage des Verbandes des Verkehrsgewerbes Rheinhessen-Pfalz e.V. finden sich innerhalb der Sektion „Taxi & Mietwagen“ verschiedene Punkte – von „Aktuelles“ über „Krankenfahrten“ bis zu „Taxitarifen“. Doch zu sämtlichen Punkten wird der Zugriff verweigert („Sie haben keine Berechtigung, diese Seite aufzurufen“). Die dafür verantwortlichen Gewerbevertreter müssen sich die Frage gefallen lassen, warum Informationen zum Taxitarif den interessierten Bürgern verwehrt werden.

Ein Verband muss sämtliche Informationen ins Netz stellen, die unsere Dienstleistung transparent machen. Dazu gehören neben Taxitarifen auch Informationen zu Krankenfahrten oder rechtliche Erläuterungen zur Tarifpflicht, zur freien Taxiwahl etc.

Ein Verband muss öffentliche Berichterstattungen kommentieren, um vernichtenden und allzu einseitigen Darstellungen zu widersprechen oder sie zumindest zu relativieren (zum Beispiel jenen kürzlich erschienenen Artikel eines Spiegel-Redakteurs).

Ein Verband muss zu politischen Forderungen Stellung beziehen und deren (Un-)Sinn mit den entsprechenden Argumenten stützen oder widerlegen. Es kann nicht angehen, dass beispielsweise irgendein kommunaler FDP-Politiker eine Wiederholung der Ortskundeprüfung alle zwei Jahre fordert (siehe dazu unseren Kommentar in der aktuellen Mai-Ausgabe der taxi heute), ohne dass dazu von Verbandsseite eine Richtigstellung erfolgt.

Und nicht zuletzt muss ein Verband seine politischen Forderungen nicht nur im stillen Kämmerlein und in Gesprächen mit den politisch Verantwortlichen anbringen, sondern sie parallel dazu auch gebetsmühlenartig in der Öffentlichkeit formulieren. Das schafft das nötige Verständnis innerhalb der Bevölkerung und erhöht damit den Druck auf die Politiker.

In diesen drei Punkten haben die Interessenverbände des Taxi- und Mietwagengewerbes enorme Defizite. Auch der Taxiverband Deutschland, strukturell und personell deutlich schwächer aufgestellt als der BZP, setzt in diesem Punkt kaum Ausrufezeichen.

Die einzige via Internet nach außen publizierte politische Forderung im Jahr 2011 ist die Unterstützung einer Karenztageregelung. Wer bis zu drei Tage krank ist, solle dies als Urlaub angerechnet bekommen. Dies bedeute laut einer Presseerklärung des TVD keine Verschlechterung für die Masse der Arbeitnehmer, sondern bewirke eher das Gegenteil. Der TVD rechnet vor, dass die Einsparung bei drei Karenztagen bereits ausreichen würde, die Lohnfortzahlungsfrist von bislang sechs auf acht Wochen zu verlängern. „Es geht nicht darum, die kranken Arbeitnehmer zu diskreditieren, es gilt Missbrauch zu verhindern und damit Arbeitsplätze zu sichern“, lässt sich der TVD-Vorsitzende Dirk Holl zitieren und rückt damit zumindest die Tatsache ins Rampenlicht, dass Taxiunternehmen mehrheitlich als Arbeitgeber fungieren, deren größten Kostenanteil die Personalaufwendungen bilden.

Nur sind das leider nicht die einzigen Probleme, mit denen unsere Branche täglich kämpft. Ein Kampf, der garantiert erfolglos bleibt, wenn wir ihn weiterhin im stillen Kämmerlein ausfechten.

(jh)
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