Thema des Monats

Aller Anfang ist klein

Thema des Monats November 2010

Auf den ersten Blick ist der derzeitige Entwicklungsstand bei Elektrofahrzeugen für das Taxigewerbe noch nicht interessant. Doch parallel zu den ersten serienreifen Elektro-Kleinwagen entstehen auch im Taxigewerbe Konzepte für den Einsatz umweltfreundlicher Mini-Taxis. Mit wenig CO2-Ausstoß oder - noch besser - mit gar keinen Emissionen. Letzteres gelingt dann, wenn die ersten serienreifen Elektro-Kleinwagen nicht nur von privaten Umweltfetischisten eingesetzt werden, sondern auch zur Personenbeförderung in Hellelfenbein. Doch ist die Elektrofahrzeug-Technik schon ausgereift genug? taxi heute hat sich darüber auf der Leitmesse für Elektromobilität eCarTec informiert.

Das Interesse an Elektromobilität wird immer größer, was auch die Tatsache belegt, dass die Ausstellungsfläche auf der eCarTec im Vergleich zum Premierenjahr 2009 verdoppelt wurde. Unter den rund 400 Ausstellern fanden sich neben den Interessenvertreter der Branche jede Menge Hersteller von Batteriemodulen und Strom-Tankstellen, Zulieferer, Stromerzeuger und Fahrzeughersteller.

Enttäuschend war, dass das Feld der Elektroautos auf der Messe fast gänzlich den ausländischen Autobauern überlassen wurde. Daimler, VW, Audi, Opel, Ford – Fehlanzeige. Wie sehr sich potenzielle Käufer von Elektroautos ein größeres Engagement der deutschen Premiumhersteller wünschen, zeigt eine auf der eCarTec vorgestellte Studie des TÜV Rheinland. Für 54 Prozent der Befragten käme die Anschaffung eines Elektroautos in den nächsten fünf Jahren durchaus infrage. Befragt nach der Markenpräferenz kam Volkswagen auf knapp 25 Prozent, gefolgt von Toyota (15 Prozent), BMW, Mercedes und Opel (je 8,1 Prozent). Präsenz zeigte in München von diesen Herstellern jedoch lediglich BMW.

Dass es auch anders geht, demonstrierten vor allem Mitsubishi, Peugeot und Renault mit ihren Elektroautos i-MiEV (Mitsubishi), iOn (Peugeot) und Kangoo Rapid ZE (Renault). Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass sich der Essener Stromkonzern RWE an die ausländischen Autobauer hielt, um seine Ladeinfrastruktur zu etablieren. Wie der Konzern auf der eCarTec bekannt gab, können Interessenten den Mitsubishi i-MiEV sowie die baugleichen Varianten Citroën C-Zero und Peugeot iOn im „e-Drive“-Paket mit RWE-Ladeinfrastruktur und Ökostrom auf der Internetseite rwe-mobility.com reservieren. Das Komplettpaket aus Fahrzeug und Ladesäule soll ab 30.133 Euro netto kosten, die ersten Fahrzeugauslieferungen sollen im Januar 2011 erfolgen. Wer eines der drei Strom-Mobile bis zum 31.12.2010 reserviert und anschließend beim jeweiligen Hersteller innerhalb der nächsten zwölf Wochen das Fahrzeug kauft, kann ein Jahr lang kostenlos Strom nachladen. Dies gilt für alle rund 500 öffentlich zugänglichen RWE-Ladestationen bundesweit. Der Strom stammt dabei laut RWE ausschließlich aus regenerativen Quellen, was vom TÜV Süd jährlich überprüft und bestätigt werde.

Nun scheint ein solches Angebot für Taxiunternehmer angesichts der angebotenen Kleinwagen zunächst einmal nicht interessant. Wenn allerdings die aktuellen Pläne von Taxi Hamburg auch andernorts vom Gewerbe aufgegriffen werden, könnte die Integration von Kleinwagen bzw. Elektroautos in die Flotte von Taxiunternehmern durchaus ein interessantes Geschäftsmodell werden. Wie vor Kurzem bekannt wurde, planen die Zentralen Taxi Hamburg 6x6 und Taxiruf 44 10 11 nämlich, zusammen mit angeschlossenen Taxiunternehmern Kleinwagen als Taxis auf die Straßen der Hansestadt bringen. Zielgruppe für die Mini-Droschken sind natürlich die zahlreichen Einzelfahrgäste, die für ihre Taxitour dann rund 15 Prozent weniger bezahlen müssten. Bereits im ersten Quartal 2011 könnten nach den Plänen von Taxi Hamburg rund 200 Mini-Taxis unterwegs sein, bis 2012 dreimal so viele.

Bis diese Vision aber auch tatsächlich Realität werden kann, muss jedoch die Genehmigungsbehörde mitspielen und zunächst eine Ausnahmegenehmigung im Hinblick auf den § 25 der BoKraft erlassen, der für Taxis zwei Türen auf der rechten Fahrzeugseite vorschreibt. Darüber hinaus müsste die Behörde natürlich auch den günstigeren Taxitarif für die Mini-Taxis genehmigen.

Während die Idee der Zweiklassenbeförderung von Teilen des Taxigewerbes überaus kritisch beurteilt wird, scheint die Hamburger Genehmigungsbehörde BSU dem durchaus wohlwollend gegenüberzustehen und hat bereits ihre Zustimmung signalisiert, sofern eine größere Anzahl an Taxiunternehmern für die Mini-Taxi-Idee gewonnen werden kann. Wohl nicht zuletzt deshalb, weil Hamburg die umweltfreundlichen Kleinsttaxis angesichts des Titels ´Umwelthauptstadt 2011´, den die Hansestadt im kommenden Jahr tragen wird, gut zu Gesicht stehen würden. Erst recht, wenn wie in den Plänen avisiert auch Elektroautos zum Einsatz kommen.

Womit wir wieder bei der Messe eCarTec wären. Bei unserem Besuch gewannen wir den Eindruck, dass bei den Entwicklungen im Bereich der Elektromobilität derzeit zwar noch vieles Stückwerk ist, dass der Weg des Elektroautos heraus aus seinem Nischendasein insgesamt aber klar vorgezeichnet ist. Die Technologien dazu sind vorhanden und werden stetig verbessert. Was fehlt, um den Sprung in den Massenmarkt zu schaffen, sind erkennbare Konzepte der deutschen Automobilhersteller, ihren Rückstand auf die ausländische Konkurrenz aufzuholen sowie ein größeres Engagement seitens der Politik - beispielsweise in Form von staatlichen Kaufprämien in Höhe von 5.000 Euro und mehr, wie sie etwa in Frankreich, China und den USA bereits Realität sind.

Wie auch das Taxigewerbe seinen Beitrag zur Etablierung des bisherigen Nischendaseins der Elektrofahrzeuge leisten könnte, zeigt das Beispiel aus Hamburg. Vorausgesetzt natürlich, es findet sich auch andernorts eine relevante Anzahl an Taxiunternehmern, die für sich und ihr Unternehmen eine Chance darin erkennen, auf dem Gebiet der Elektromobilität Pionierarbeit zu leisten. Aller Anfang ist klein.

Wie stehen Sie zur Idee der Taxi-Kleinwagen in Hamburg und zu dem für die Mini-Taxis geplanten günstigeren Tarif? In unserer Frage des Monats November können Sie hierüber abstimmen. Natürlich freuen wir uns auch über Ihre Kommentare.
 

(sk)
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