Fahrbericht Volvo XC40 / C40 Recharge Pure Electric– Kompakte Power SUV, nachgeschärft

In das Modelljahr 2024 starten Volvo XC40 und C40 mit einer komplett erneuerten Antriebspalette, die mehr Leistung und vor allem mehr Reichweite bietet. Das Herzstück bildet ein neuer, intern bei Volvo entwickelter Permanentmagnet-Elektromotor, der an der Hinterachse sitzt und die Single Motor Varianten zu den ersten Volvo Modellen mit Hinterradantrieb seit über 25 Jahren macht.

Fahrtermin in und um Göteborg - den neue Antriebsstrang konnten wir im XC40 und im C40 testen.| Foto: Volvo
Fahrtermin in und um Göteborg - den neue Antriebsstrang konnten wir im XC40 und im C40 testen.| Foto: Volvo
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Thomas Kanzler)

Uns stehen die drei neuen Antriebsvarianten zur Wahl. Den Einstieg bildet die 175 kW (238 PS) starke Single Motor Version, die drei Prozent mehr Leistung als das bisherige Pendant mit Frontantrieb bietet und in Verbindung mit der optimierten 69-kWh-Hochvoltbatterie eine Reichweite von bis zu 461 Kilometer (nach WLTP-Zyklus) ermöglicht. Den Single Motor gibt es auch in einer Extended Range Version mit dem größeren 82-kWh-Akku und bis zu 573 Kilometer Reichweite; hier entwickelt der Elektromotor 185 kW (252 PS).

Auch die Allradvariante profitiert von neuen Antrieben und mehr Reichweite: Anstelle der 150 kW (204 PS) starken Elektromotoren an beiden Achsen findet sich vorne nun ein neuer, 110 kW (150 PS) starker Asynchron-Elektromotor und hinten der von Volvo selbst entwickelte Permanentmagnet-Elektromotor, der hier 190 kW (258 PS) leistet. Mit einer Systemleistung von 300 kW (408 PS) und einem Drehmoment von 670 Nm ist man mehr als üppig motorisiert. In Verbindung mit dem 82-kWh-Akku klettert die Reichweite auf bis zu 538 Kilometer.

Kompakt außen, innen geräumig

Optisch ist der neue Jahrgang außen nicht vom Modell des Vorjahres zu unterscheiden – warum auch, das moderne, eigenständige Design kommt bestens an: die vollelektrischen XC40 und C40 legten im ersten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahresquartal um satte 157 Prozent zu.

Trotz der Universal-Plattform, auf der sowohl Verbrenner aus auch Stromer aufbauen, bietet das Kompakt-SUV vorzügliche Platzverhältnisse. Vorne finden Passagiere bis 1,95 Meter kommod Platz und auch im Fond fühlen sich die Fahrgäste dank viel Knie- und Kopffreiheit bequem untergebracht. Im Innenraum sind in Zukunft alle Elektromodelle lederfrei. Ob Sitzpolster, Türverkleidungen, Lenkrad, Schalthebel oder Fußmatten: Im gesamten Interieur verwendet Volvo – zum Teil recycelte – synthetische Materialien. Die Sitze sind standardmäßig mit dem Textil „Rivel Chine“ bezogen. Die dominierende Farbe des Interieurs ist Anthrazit.

Wahlweise ist eine Connect-Polsterung in Textil/Microtech mit kontrastierenden Seitenwangen verfügbar. Ebenfalls angeboten werden Sitzbezüge aus Microtech oder hochwertiger „Tailored Wool“- Wollmischung. Gerade die hellgrauen Sitze der Wollmischung haben es uns angetan. Sie sehen nicht nur sehr elegant aus, sie fühlen sich auch deutlich besser an als die Kunstleder-Sitze. Der gut beladbare Kofferraum des XC40 fasst 452 bis 1328 Liter, beim C40 sind es immerhin noch 413 bis 1205 Liter. Beide haben unter der Vorderhaube einen Frunk mit 31 Litern Fassungsvermögen.

Komfortabel und sportlich

Beeindruckende Beschleunigung beim Allradler. Immerhin schicken bei der Top-Version die Motoren 110 kW und ein Drehmoment von 250 Nm an die Vorderräder, an den Hinterrädern sind es sogar 190 kW und 420 Nm. Die Leistungsentfaltung ist nahezu linear: In nur 4,7 Sekunden (beim C40) bzw. 4,9 Sekunden (XC40) absolviert der Volvo 40er Recharge Twin den Sprint von null auf 100 km/h. Die Hochvoltbatterie besitzt eine Speicherkapazität von 82 kWh und ermöglicht eine Reichweite von 504-538 Kilometer (WLTP). Volvo gibt für den XC40 Allradler einen Verbrauchswert von 17,6 kWh/100 km an, das SUV Coupé soll mit 17,1-17,3 kWh etwas sparsamer sein. Wir liegen bei unseren Ausfahrten rund um Göteborg mit dem XC40 Twin Motor deutlich darüber: das Display zeigt uns einen Durchschnittsverbrauch von 21,8 kWh an, was aber sicherlich auch unserem betont sportlichen Fahrstil anzulasten ist.

Die Single Motor Variante ist in zwei Ausführungen jeweils mit Hinterradantrieb erhältlich. Die Einstiegsversion verfügt über einen Elektromotor mit 175 kW (238 PS) und 420 Nm Drehmoment und eine 69 kWh starke Lithium-Ionen-Batterie. Das Fahrzeug beschleunigt in 7,4 Sekunden von null auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h. Der Stromverbrauch liegt gemäß WLTP-Zyklus bei 17,1 kWh je 100 Kilometer, die maximale Reichweite beträgt 461 Kilometer. Daneben bietet Volvo den Single Motor in einer Extended Range Version mit dem größeren Akku (82 kWh) an; hier produziert der Elektromotor 185 kW (252 PS) Leistung und 420 Nm Drehmoment. Während die Fahrleistungen unverändert bleiben, liegt die maximale Reichweite bei 573 Kilometern. Der Stromverbrauch beläuft sich gemäß WLTP-Zyklus auf 16,6 kWh/100 km.

Beim Umstieg zum Hecktriebler sind wir vernünftiger. Auch die Variante mit dem großen Akku und Heckantrieb hat immer genug Power, beschleunigt sehr zügig und ist, dank des Wechsels zum Heckantrieb, nun im Vergleich zum Frontantrieb der Vorgänger-Version in der Lenkung frei von Antriebseinflüssen. Wir sind diesmal flott, aber nicht mehr ganz so unvernünftig wie mit dem Allrad-40er unterwegs – und schon stand mit 15,4 kWh/100 km ein viel besserer Wert auf dem Display des C40 Single Motor Extended Range.

Im Zuge der Umstellung von Front- auf Hinterradantrieb erfahren auch die Fahrwerkskomponenten eine neue Abstimmung. Dazu gehören ein neuer hinterer Hilfsrahmen, eine überarbeitete Verteilung der Wanksteifigkeit, ein erhöhter statischer Sturz, weichere Federraten für mehr Komfort und aktualisierte Federungshilfen für eine höhere Fahrqualität und eine insgesamt verbesserte Karosseriekontrolle. Beim 40er Elektro-SUV hat Volvo einen gekonnten Spagat geschafft. Teilweise suchen wir geradezu Schlaglöcher, um das Fahrwerk herauszufordern. Die Abstimmung ist den Volvo Ingenieuren komfortabel gelungen, ohne es bei sportlicher Fahrt an Straffheit missen zu lassen.

Google-Infotainment und Ladeleistung bis 200 kW

Das gemeinsam mit Google entwickelte Infotainment-System auf Android-Basis funktioniert fehlerlos und bietet Zugriff auf Google Maps und den Sprachassistenten Google Assistant. Die Kartendarstellung der Navigation ist, wie auf heimischen Desktop oder Smartphone gewohnt, detailreich und auch die Ladeplanung wurde auf den neuesten Stand gebracht. Wir forderten den Volvo per Sprachbefehl auf, uns von Göteborg nach München zu Navigieren. Das Navigationssystem präsentierte uns die Strecke mit Ladepunkten, Beschreibung der jeweiligen Ladesäulen und Ladedauer postwendend.

Ein 11-kW-Bordladegerät ermöglicht das schnelle Laden zuhause und unterwegs. An Gleichstrom-Schnellladestationen soll sich der Ladestand in nur 28 Minuten von zehn auf 80 Prozent auffüllen lassen (Werte für Twin Motor und Single Motor Extended Range bei 200 kW Ladeleistung). Die Ladezeit beim Single Motor mit 150 kW Ladeleistung beträgt 34 Minuten.

One-Pedal Driving und Segeln

One-Pedal Driving funktioniert einwandfrei, auch segeln kann der Volvo erstklassig. Schade nur, dass man zum Wechsel erst ins Fahrzeugmenü schalten, dann scrollen und erst dann die Rekuperation ändern kann. Volvo Ingenieure versichern aber, dass es in der Serienversion zusätzlich ein System geben werde, dass die Rekuperation automatisch an die Fahrsituation anpassen wird – und in unseren Testfahrzeugen noch nicht aktiviert sei. Der Spurhalteassistent kann selbst auf schlechten Straßen mit nur rudimentärer Fahrstreifenbegrenzung das Kompakt-SUV gekonnt auf Spur halten und greift im Notfall sanft ein.

Für die neuen vollelektrische XC40 und C40 hat Volvo die Sicherheitsstruktur des SUV überarbeitet und unter anderem die Batterie mit einem eigenen Sicherheitskäfig samt Knautschzone geschützt. Als erstes Volvo-Modell verfügt das Kompakt SUV über ADAS (Advanced Diver Assistence System). Radar- und Ultraschallsensoren sowie mehrere Kameras. Sie bilden die Basis für umfangreiche Sicherheitssysteme und die Grundlage für zukünftige autonome Fahrfunktionen.

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