Masterplan Ladeinfrastruktur beschlossen: 68 Punkte für mehr Strom

Das Bundeskabinett beschloss Maßnahmen für den schnelleren Aufbau von Ladeinfrastruktur. Lob, aber auch Kritik äußert unmittelbar der VDIK und fordert mehr Tempo.

Das muss schneller gehen: Der Masterplan Ladeinfrastruktur stellt die Weichen, aber jetzt geht es um eine rasche Umsetzung, die auch der VDIK anmahnte. | Foto: EnBW
Das muss schneller gehen: Der Masterplan Ladeinfrastruktur stellt die Weichen, aber jetzt geht es um eine rasche Umsetzung, die auch der VDIK anmahnte. | Foto: EnBW
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Das Bundeskabinett hat wie erwartet am 19. Oktober 2022 den neuen Masterplan Ladeinfrastruktur beschlossen, der 68 Einzelmaßnahmen enthält, mit denen der Ausbau der Fahrstrominfrastruktur beschleunigt werden soll. Die Vorstellung des Plans übernahm in Berlin Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP). Unter Federführung seines Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) haben sich rund 80 Akteure, darunter Bundesländer, Kommunen, Verbände und Unternehmen, an der Entwicklung der knapp 70 Maßnahmen eingebracht.

"Wie wir uns künftig fortbewegen, ist eine der drängendsten Fragen unserer Zeit. Und die Welt schaut hierbei auf Deutschland. Darum müssen wir voangehen und unsere Infrastruktur weiter fit für klimafreundliche Mobilität machen", erklärte Wissing.

Der Masterplan Ladeinfrastruktur II schaffe die Grundlage für eine flächendeckende, bedarfsgerechte und nutzerfreundliche Pkw- und Lkw-Ladeinfrastruktur. Ziel sei es, den Ausbau von Ladeinfrastruktur beschleunigen, den Ladeprozess vereinfachen und so den Umstieg für die Menschen erleichtern. Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, befand, die Ladeinfrastruktur müsse systemdienlich in das Stromnetz integriert werden. Mit dem Masterplan Ladeinfrastruktur stellen man hierfür die richtigen Weichen. Er kündigte an, eine interministerielle Steuerungsgruppe werde die weiteren Arbeiten koordinieren, damit die vorgestellten Maßnahmen zügig und konsequent umgesetzt werden können.

"Die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren, die Integration der Ladeinfrastruktur ins Stromnetz und die Digitalisierung des Gesamtsystems sind nur einige der Herausforderungen, die es anzugehen gilt. Der Masterplan Ladeinfrastruktur II gibt hierfür den Fahrplan vor. Als Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur unterstützen wir die Umsetzung der Maßnahmen unter anderem mit unserer Bedarfsplanung und unseren digitalen Tools", ergänzte Johannes Pallasch, Sprecher der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur.

Reinhard Zirpel, Präsident des Verbandes der Internationalen Kraftfahrzeughersteller, befand, der neue Masterplan benennte richtige Instrumente und Maßnahmen. Es komme aber entscheidend auf das Tempo der Umsetzung an. Denn der bei weitem größte Teil, der für die bis 2030 angestrebten 15 Millionen E-Fahrzeuge benötigten Ladepunkte, müsse erst noch aufgebaut werden.

Beim Auf- und Ausbau der Ladeinfrastruktur müssten zahlreiche Einzelmaßnahmen miteinander verknüpft werden. Es ist daher sinnvoll, alle Vorhaben in einem neuen Masterplan zu bündeln. Der entscheidende Beitrag der Automobilindustrie sind überzeugende Elektrofahrzeuge. Man bringe sich aber auch beim Aufbau der Tank- und Ladeinfrastruktur ein. So hätten die VDIK-Mitgliedsunternehmen und ihre Partner bisher schon mehrere tausend Ladepunkte errichtet. Zirpel forderte darüber hinaus eine Neuauflage des Wallbox-Förderprogramms. Die bisherigen Planungen kämen zu spät, um die Verbreitung elektrischer Schwer-Lkw entscheidend zu unterstützen, befand Zirpel. 

Die wichtigsten Handlungsfelder des Masterplans Ladeinfrastruktur II:

  • Ladeinfrastruktur und Stromsystem integrieren: Mit Hilfe der Bedarfsplanung der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur sollen der Ausbau von Ladeinfrastruktur und Stromnetz optimal und vorausschauend aufeinander abgestimmt werden. Mit der Bundesnetzagentur sowie den Netz- und Ladeinfrastrukturbetreibern werden die Prozesse für den Netzanschluss einfacher, transparenter und effizienter organisiert. Neben der Beschleunigung von Prozessen ist das oberste Ziel, die Netze für die wachsenden Anforderungen zu rüsten. Ladeinfrastruktur durch
  • Digitalisierung verbessern: Der Masterplan Ladeinfrastruktur II ist auch eine Digitalisierungsstrategie. So werden künftig Daten, wie der Belegungszustand von Ladepunkten, in Echtzeit zur Verfügung gestellt. Außerdem wird sichergestellt, dass die Planung des Ladeinfrastrukturaufbaus auf der Basis solider Daten und Analysen über die Verteilung und Nutzung der Ladepunkte erfolgt. Dazu sollen erstmals auch private, nichtöffentliche Ladepunkte erhoben und einbezogen.
  • Kommunen als Schlüsselakteure befähigen und stärker einbinden: Die Kommunen verfügen über das nötige Wissen über die lokalen Gegebenheiten. Der Masterplan enthält ein umfassendes Unterstützungspaket für die Kommunen zur Planung, Umsetzung und Finanzierung von Ladeinfrastruktur. Dazu gehören unter anderem lokale Masterpläne, regionale Ladeinfrastrukturmanager, digitale Beratungs- und Schulungsinstrumente sowie Leitfäden und Muster zur Optimierung von Planungs- und Genehmigungsprozessen.
  • Ladeinfrastruktur für E-Lkw initiieren: Der batterieelektrische Lkw soll sowohl regional als auch auf der Langstrecke verstärkt zum Einsatz kommen. Hierfür muss zeitnah eine passende Ladeinfrastruktur aufgebaut werden. 2023 wird das BMDV ein initiales öffentliches Lkw-Ladenetz ausschreiben. Mit einem eigenen Maßnahmenbündel adressiert der Masterplan weitere Herausforderungen bei Errichtung und Betrieb von Ladeinfrastruktur für E-Lkw, z.B. auf privaten Betriebsgeländen oder bei der Abgabe von Strom an betriebsfremde Fahrzeuge.
  • Ladeinfrastrukturaufbau vereinfachen und beschleunigen: Es soll für Unternehmen leichter werden, Ladeinfrastruktur zu errichten. So wird die Bundesregierung gemeinsam mit den Kommunen Hindernisse in Planungs- und Genehmigungsprozessen beseitigen und rechtliche Grundlagen etwa im Bau- und Immissionsrecht anpassen.

Interessierte Taxi- und Mietwagenunternehmer und -unternehmerinnen können den Masterplan als pdf-Datei im Downloadbereich dieser Meldung herunterladen.

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