Thema des Monats: Der schlechte Ruf des Gewerbes

Das Nachrichtenmagazin "Spiegel" spricht von "Wildwest auf Kosten der Kunden", in der Hamburger Morgenpost wird der "Kampf gegen Taxi-Rüpel" beschworen und die Verhaftung des größten Münchner Taxiunternehmers veranlasst die Süddeutsche Zeitung zu der Feststellung, Taxifahrer seien "Unterwegs am Rand der Gesellschaft". Negativer kann ein Gewerbe wohl kaum dargestellt werden. Die Marke "Taxi" wird vom eigenen Gewerbe schlechter gemacht als sie tatsächlich ist.
Redaktion (allg.)

Den Anfang machte der Spiegel in seiner Ausgabe vom 24.5.04. Unter dem Titel "Ich fahren, du sagen" beschreiben gleich vier Autoren die Missstände des Gewerbes. In der für den Spiegel typischen einseitigen und negativen Art und Weise erzählen die Autoren vom Versuch der Finanz- und Zollbeamten, den Steuerbetrug durch gezielte Kontrollen einzudämmen, zitieren Verbandsmitglieder, die ihr eigenes Gewerbe vom Image her mit Nutten gleichsetzen und berichten über gefälschte Taxischeine und Schiebung bei der Prüfung zum Taxischein. Sie beklagen die mangelnden Deutsch- und Ortskenntnisse vieler Taxifahrer und beschreiben die Firmenphilosophie eines Unternehmens, alte Taxis an Fahrer zu vermieten. In München berichteten der bayerische Rundfunk und diverse Tageszeitungen indes, dass sich der Chef des größten Taxiunternehmens der Landeshauptstadt mit Verdacht auf Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung in Untersuchungshaft befinde. Nähere Informationen dazu hatte der leitende Staatsanwalt aber bis zum heutigen Tag nicht bekannt gegeben. In der Süddeutschen Zeitung ging der Autor Bernd Fastner wenige Tage später der Frage nach, warum es dem Taxigewerbe derzeit so schlecht gehe. Dabei zitiert er einen Münchner Unternehmer mit den Worten "Die Zahl der zwielichtigen Kollegen nimmt zu", und ringt den Zentralenleitern das Eingeständnis ab, innerhalb des Gewerbes seien mangelhafte Deutschkenntnisse, bewusste Umwege oder Anwerbungen für Vergnügungsetablissements an der Tagesordnung. Fast zeitgleich berichtet die Hamburger Morgenpost vom Hamburger Taxi-Gipfel, bei dem unter der Teilnahme des zuständigen Senators, der Polizei, des Zolls und der Hamburger Taxiverbände mehr Kontrollen und höhere Geldstrafen gefordert wurden. Mehr Kontrollen fordert auch die Bevölkerung in einer vom Spiegel in Auftrag gegebenen Umfrage. 41% der Befragten waren dafür, dass das Taxigewerbe strenger kontrolliert werden sollte, um den Service zu verbessern. Staatliche Kontrollen sollen also richten, was das Taxigewerbe intern nicht bewältigen kann. Scheinbar. Denn innerhalb des Taxigewerbes hat man längst die Thematik der schlechten Qualität aufgegriffen und beschäftigt sich auch gezielt mit den Schwarzen Schafen in der Branche. Vorzuhalten haben sich die Verbandsverantwortlichen und Zentralenleiter allerdings die schleppende Umsetzung ihrer Maßnahmen. Dazu kommt noch eine völlig mangelhafte Marketingarbeit des Produktes "Taxi". Denn nur so ist es zu erklären, dass in einem Spiegel-Artikel ein Münchner Unternehmer mit den Worten zitiert wird, "ich fahren, du sagen" sei der meistgehörteste Satz am Münchner Flughafen. Wer sich mit solchen an Polemik grenzende Aussagen in einem bundesweiten Nachrichtenmagazin zitieren lässt, dem kann das Wohl des Gewerbes nicht wirklich am Herzen liegen. Warum gelingt es dem Taxigewerbe stattdessen nicht, die Öffentlichkeit über interne Maßnahmen mit positiver Wirkung zu berichten? Beispielsweise über einen Sanktionsausschuss, der regelmäßig und zeitnah die Verfehlungen einzelnen Taxifahrer am Flughafen mit Geldstrafen oder sogar Nutzungsverbot bestraft? Oder von einer Chipkarte, ohne die ein Taxifahrer gar nicht mehr den Flughafen anfahren kann, wenn er aufgrund eines gravierenden Fehlverhaltens für einen definierten Zeitraum gesperrt wurde? Während der Spiegel der deutschen Bevölkerung weis macht, dass im Taxigewerbe nur noch alte Kisten fahren, setzt sich in Dortmund und anderen Städten unbemerkt ein "Plus-Taxi" durch, bei dem Service am Kunden oberste Priorität besitzt. "Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert", sagt ein altes Sprichwort. Für das Taxigewerbe könnte die Umwandlung: "Ist der Ruf erst ruiniert, stirbt es sich ganz ungeniert" eher Realität werden. Es liegt an jedem einzelnen, sich endlich auch in der Öffentlichkeit so darzustellen, wie er ist: Als dienstleistungsorientierter Taxiunternehmer.

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